Das Spiel der Macht
Spiel der Macht
Aus meiner Philosophenfeder
Unser rasantes wenig bis gar nicht nachhaltiges Wachstum, basiert auf beinahe paranoid-schizophrenen, jedoch allgemein anerkannten Kriterien und macht uns blind für die zerstörerischen Folgen unseres selbstbetrügerischen Handelns. Dieses Wachstum betrifft sowohl den Verbrauch von Ressourcen, Mutterboden, Süßwasservorräte, Umweltverschmutzung, Produktionsleistungen, Verdrängung von Tier- und Pflanzenwelten als auch die Gesamtbevölkerung und damit verbunden des Städtewachstums.
Das Spiel der Macht geht sogar soweit, Schicksal und Evolution selbst in die Hand nehmen zu wollen und Grenzen zwischen den Arten aufzulösen oder gar neue „Kreaturen“ zu erfinden. Möglich wird das durch evolutionäre Entwicklungen in der Gentechnik, der Materialwissenschaften, Biologie und Biochemie, durch Veränderungen des molekularen Aufbaus fester Substanzen ebenso, wie den Stoff des Lebens neu zu weben und somit Einfluss zu nehmen aus Wesenszüge, Charakteristika, Formen und Eigenschaften von Tieren Pflanzen und sogar auf uns Menschen selbst. Der perfekte Mensch muss erschaffen werden. Willkommen in einer brave new world. In der Folge entstehen völlig neue Beziehungen zwischen unserer Spezies und den Ökosystemen unseres Planeten. Besonders beeinflusst und betroffen sind unsere empfindlichsten Ökosysteme, von denen unser aller Erfolg abhängig ist und weiter abhängig sein wird: unsere Atmosphäre und unser Klima.
Hiergegen erscheinen sogenannte neue technische Veränderungen, beispielsweise in der Industrie, der Landwirtschaft oder der Energiewirtschaft, die auf eine gesunde und ausgewogene Beziehung zwischen unserer Zivilisation und unserer Zukunft zielen, regelrecht grotesk.
Unsere Zukunft wird nicht mehr mit Veränderungen der Vergangenheit vergleichbar sein. Die Unterschiede zeigen sich künftig mehr in qualitativer Sicht. Es hat noch nie so viele evolutionäre Umwälzungen gegeben, die zeitgleich viele Chancen und Risiken nebeneinander beinhalten. Ebenso wenig gab es in unserer Vergangenheit so extreme Veränderungen wie heute, die so eng miteinander verwoben sind, das selbstzerstörerische Abhängigkeitsverhältnisse entstehen. Das ungesunde Klima in der Weltführung spiegelt die Beeinträchtigung des Handelns in der Weltgemeinschaft ebenso wieder, wie wirtschaftliche Führungs- und Selbstführungskrisen. Bevor der Mensch sein Schicksal wieder selbst in die Hand nehmen kann, muss das Zusammenspiel verschiedener Triebfedern verstanden und das nicht gänzlich unkritische Vakuum in der Weltführung aufgelöst werden.
In der Vergangenheit haben sich unsere Sichtweisen auf die Zukunft immer wieder verändert. Jede Kultur hat dabei scheinbar eine jeweils eigene Art Zukunftskonzept. Für die einen sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beispielsweise ein wiederkehrender Kreislauf, für andere wiederum ist Zukunft das Leben nach dem Tod, etc.
Unser naturgegebener Hang zum Zukunftsoptimismus lässt sich mit den vielfältigen Bedenken, die uns beinahe täglich heimsuchen, kaum in Einklang bringen. Der Gedanke an die Zukunft wirft nicht selten auch einen Schatten auf die Gegenwart. Optimistischer Glaube kommt in diesem Zusammenhang einem Gebet gleich. Gebete haben durchaus eine spirituelle Kraft, wenn man an sie glaubt und sein Mindset nach ihnen ausrichtet. Das heißt, wer betet muss auch seine Füsse bewegen oder anders ausgedrückt, wer betet ohne zu handeln oder Optimismus ohne entsprechendes Engagement an den Tag legt, bringt damit unbewusst eine passive Aggression gegenüber der Zukunft und sich selbst zum Ausdruck. Gespeist durch Enttäuschungen verschiedenster Art, die uns immer wieder ereilen, werden unser Vertrauen in die Zukunft immer häufiger erschüttert. Verzweiflung tritt an die Stelle der Hoffnung. Quälende Fragen wie, warum geschieht mir das, welche Hebel muss ich in Bewegung setzen, welche Knöpfe müssen gedrückt werden, wer ist verantwortlich, habe ich genügend Kraft zur Veränderung, etc. treiben uns um.
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Und dennoch wissen wir durch unsere Verbundenheit sowie durch Erfahrungen und Berichten von Zeitzeugen, daß unser gegenwärtiges Handeln, unsere Zukunft verbessern kann, wenn wir das Wissen der Vergangenheit richtig zu nutzen verstehen.
„Der Zauberlehrling“ aus Goethe’s Faust bringt es auf den Punkt:
In Abwesenheit seines Meisters, haucht ein junger Mann einem Besen, mit dem er eigentlich die Werkstatt reinigen soll, mit Hilfe eines Zauberspruches seines Meisters, Leben ein. Doch der Besen ist unerwartet nicht mehr zu bändigen. Verzweifelt versucht der Lehrling, der zunehmenden Rage des Besens, Einhalt zu gebieten, indem er ihn mit seiner Axt in zwei Teile spaltet. Der Besen jedoch verdoppelt sich in der Art, das jede Hälfte zu einem neuen belebten Besen auswächst. Erst nachdem der Meister zurückkehrt, kommt wieder Ordnung in den Haushalt.
Mit Blick auf die Zukunft, sollten wir endlich damit beginnen, tatsächlich aus der Vergangenheit zu lernen und im Sinne des Nächsten zu handeln.
Deine / Ihre
Gabi C. Stratmann