Das Tote-Pferd-Prinzip: Wie falsches Durchhalten Veränderung verhindert
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Das Tote-Pferd-Prinzip: Wie falsches Durchhalten Veränderung verhindert

„Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab!“, lautet eine alte Weisheit der Dakota-Indianer. Alles klar, sollte man meinen, das gebietet schon der Tierschutz, erst Recht aber die Vernunft. Hätte sich da nicht hartnäckig in unserem Kopf die Überzeugung festgesetzt, dass Durchhalten eine vornehme Tugend ist.

Folglich mangelt es uns auch nicht an Ideen dafür, wie wir den Reiter weiter im Sattel halten:

  • Wir sagen: „So haben wir das Pferd schon immer geritten.“
  • Wir ändern die Kriterien, die besagen, dass ein Pferd tot ist.
  • Wir bilden eine Task-Force, um das tote Pferd wiederzubeleben.
  • Wir ordnen Überstunden für Reiter und Pferd an.
  • Wir stellen dem Reiter eine Beförderung in Aussicht.
  • Wir verdoppeln die Futterration für das tote Pferd.
  • ...

Durchhalten um des Durchhaltens willen

Das ist amüsant, gewiss, doch leider ebenso wenig zielführend wie die folgenden Beispiele aus dem wahren Leben:

  • Führungskräfte, die laufend neue Task-Forces ins Leben rufen, um Projekte irgendwie voranzubringen.
  • Steuerkreise, die einem Debattierclub oder einem Tribunal gleichen und in weiser Voraussicht nur mit Grün „gefüttert“ werden, egal wie es um die Projekte steht.
  • Ressourcen, um die fortwährend gerangelt wird, da sie entweder in ungeplanten Rekursionen verschwinden oder von vorne herein für die Anzahl der laufenden Projekte nicht ausreichen.
  • Teamplayer, die dauernd für Kollegen und Kunden ansprechbar sind und dadurch den Fokus auf ihre eigenen Aufgaben verlieren.

Ich bin sicher, du kannst diese Aufzählung unmittelbar mit Beispielen aus deiner eigenen Erfahrung fortsetzen. Damit zu leben, ist Durchhalten um des Durchhaltens willen, ist Weiterreiten, obwohl das Pferd bereits tot ist, ergo Stillstand. Mach dir die Denkart dahinter bewusst: Nicht das zu erreichende Ziel steht im Mittelpunkt der Anstrengungen, sondern das Vermeiden von überfälligen Veränderungen. Das mag sich bisweilen anfühlen wie das Herausholen der letzten Reserven auf der Zielgeraden und folglich das Durchhalten rechtfertigen. Doch die Wahrnehmung trügt: Es ist lediglich die Gerade vor der nächsten Runde in der Endlosschleife.

Das Motiv dahinter ist entscheidend

Was kannst du tun? Werde dir klar über das Motiv hinter dem Durchhalten, denn das ist der entscheidende Ansatzpunkt. Diese drei Schritte helfen dabei:

  1. Erkenntnis: Mache dir klar, wo du durchhältst oder durchhalten lässt, obwohl Veränderungen angesagt sind. Vielen Führungskräften sind diese Bereiche bewusst und sie können sie sofort benennen. Es fehlt also meist nicht am Wissen.
  2. Motiv: Frage dich, was dich zu dieser Form des Durchhaltens treibt. Ist es Bequemlichkeit, Gewohnheit, Illusion, Gefallenwollen, Resignation, Abstumpfung oder Angst? Das Motiv dahinter ist entscheidend, denn es verrät dir, wo du anpacken sollst, um in die Bewegung zu kommen. Dabei geht es vor allem um das, was dich emotional zurückhält.
  3. Handlung: Ist das Motiv klar, liegt der dritte Schritt nahe: Fange an, unangebrachtes Durchhalten zu stoppen.

Es gibt Unternehmen die es gar nicht erst soweit kommen lassen. Sie haben die Abneigung gegenüber „toten Pferden“ tief in ihrer Unternehmenskultur verankert. Durchhalten um jeden Preis ist für sie keine Option, sondern sofortiges Reagieren auf erkannte Missstände, längst bevor sich diese verselbständigt und als Gewohnheit manifestiert haben. Das heißt im Bild, bereits dann abzusteigen, wenn das Pferd müde wird und nicht mehr rund läuft. Denn Durchhalten ist nur auf der Zielgeraden eine Tugend.

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Meine bisherigen Artikel findest du hier.

Pia Struck

Systemic Business Consultant & Executive Coach

2 Jahre

Ehrlich gesagt waren das exakt die Gründe für mich nicht im Konzern zu arbeiten. Meine Geduld tote Pferde wiederzubeleben ist zu klein!

Thomas Weller

Think - Act - Learn - Repeat

2 Jahre

Das beschriebene Reiten des toten Pferdes kennen vermutlich die meisten Menschen, die in größeren Organisationen arbeiten. Der wichtigste Punkt beim "Enttarnen" ist m.E. die Antwort auf die Frage nach dem/n Motiv/en. Hat man hier Klarheit für sich gewonnen, so sollte man tunlichst der Versuchung widerstehen, die eigene Erkenntnis auf andere zu projizieren. Denn Motive sind so unterschiedlich wie die Menschen in einer Organisation. Nach dem wichtigsten Schritt kommt dann aber der schwierigste (Punkt 3 Handlung): "Fange an, unangebrachtes Durchhalten zu stoppen.", klingt einfach, ist es meist jedoch nicht. Was es zusätzlich erschwert ist das Beharrungsvermögen des Systems um einen herum. In dem Moment, wo ich anfange mit dem Durchhalten aufzuhören, bin ich oft eine Störgröße, die vom Immunsystem der Organisation energisch abgewiesen wird (frei nach Gunter Dueck "Das Neue und seine Feinde").

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