Das Wohlergehen der Firma interessiert die meisten Mitarbeitenden wenig

Das Wohlergehen der Firma interessiert die meisten Mitarbeitenden wenig

"Natürlich macht mir meine Arbeit Spaß, aber letztendlich stehe ich morgens auf, um Geld zu verdienen und mir einen schönen Urlaub oder etwas anderes zu gönnen”, verriet mir ein guter Freund, als wir über die Motivation zur Arbeit sprachen. Die Aussage hat mich überrascht und zeigte mir die Realität, die viele Führungskräfte oft übersehen.

Diesem Grundbedürfnis müssen Arbeitgebende mehr Aufmerksamkeit schenken. Tun sie das (wie bislang!) nicht, dann werden sich in den nächsten Jahren Zehn- oder gar Hunderttausende Angestellte von ihren Arbeitgebenden abwenden und weiterziehen – es droht ein massenhafter Exodus, der Unternehmen ohne konkreten Plan erschüttern wird. 

Was können wir dagegen tun? Ich sehe es wie folgt: Um Mitarbeitende wirklich zu motivieren, müssen Unternehmen ihnen mehr Geld bieten oder ihnen die Möglichkeit geben, ihre Freizeit flexibler zu gestalten. Denn Menschen gehen in der Regel nicht zur Arbeit, um die Welt zu verändern oder das Unternehmen zu bereichern - sie tun es, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und sich Freizeit und Vergnügen zu verschaffen.

Was muss sich ändern?

Damit Arbeitgebende die Motivation und das Engagement ihrer Mitarbeitenden steigern können, sind einige Veränderungen notwendig:

  1. Führungskräfte müssen die individuellen Motivationen ihrer Mitarbeitenden verstehen. Dies gelingt nur durch regelmässiges und ehrliches Feedback. Gespräche über die persönlichen Ziele und Bedürfnisse der Mitarbeitenden sollten zur Routine werden. Nur so können Führungskräfte erkennen, was ihre Mitarbeitenden wirklich antreibt und welche Bedürfnisse sie haben. Bei desk.ly sprechen wir mit unseren 30 Mitarbeitenden in regelmäßigen Abständen über berufliches und persönliches Wohlbefinden.
  2. Flexible Vertragsmodelle als Standard Flexible Arbeitsmodelle sollten zum Standard werden. Möglichkeiten wie höhere Löhne, Boni, Job-Sharing oder eine Vier-Tage-Woche sollten ernsthaft in Betracht gezogen werden. Solche Angebote zeigen den Mitarbeitenden, dass ihr Arbeitgeber ihre Bedürfnisse ernst nimmt und bereit ist, auf sie einzugehen. Ein Positivbeispiel dafür sind die Tarifverhandlungen deutscher Gewerkschaften. Obwohl in den neuen Tarifen noch kaum flexible Arbeitsmodelle verhandelt wurden, bieten verkürzte Arbeitszeiten den Mitarbeitenden mehr Gestaltungsspielraum. Dieser Spielraum kann dann für private oder berufliche Weiterbildung genutzt werden.
  3. Es ist wichtig, das unternehmerische Denken und Handeln der Mitarbeitenden zu fördern und Vertrauen zu schaffen. Wenn die Mitarbeitenden das Gefühl haben, dass ihre Ideen und ihr Engagement wertgeschätzt werden, sind sie eher bereit, sich für das Wohl des Unternehmens einzusetzen. Dieses Vertrauen kann durch klare Kommunikation, transparente Entscheidungen und die Anerkennung der Leistungen jedes Einzelnen aufgebaut werden. Bei einem E-Commerce Dienstleister mit > 150 Mitarbeitenden aus Osnabrück wird das erreicht, indem Arbeitsgruppen nach dem sog. DACI-Prinzip gebildet werden. Diese Gruppen organisieren sich selbst und können damit wichtige Themen aus Sicht der Arbeitnehmenden steuern.

Denn die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten nicht aus altruistischen Motiven. Sie wollen für ihren Einsatz belohnt werden und ihre Freizeit geniessen. Wenn Unternehmen diese Grundbedürfnisse erkennen und erfüllen, können sie eine engagierte, zufriedene und produktive Belegschaft aufbauen. Nur so kann sowohl das Wohl des Unternehmens als auch das Wohl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefördert werden.

📲Markus Rettig

Entrepreneur & UX / Produkt Designer mit einem Fokus auf User Research, Competitive Analysis, Human Centered Design, Prototyping, AB Testing, MockUps

5 Monate

Kann ich so bestätigen und auch nur weiter empfehlen. Passt, wackelt und hat Luft. 😜

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Weitere Artikel von Amir El Sayed

Ebenfalls angesehen

Themen ansehen