"Den Rechtsstaat schützen und weiterentwickeln"

"Den Rechtsstaat schützen und weiterentwickeln"

RAK-Präsident Dr. Armenak Utudjian blickt im Gespräch mit Anwalt Aktuell auf den Anwaltstag zurück.

Anwalt Aktuell: Sehr geehrter Herr Präsident, Ende September fand der diesjährige Anwaltstag in Wien statt, der ganz im Zeichen des 50. Geburtstages des ÖRAK stand. Wie ist die Veranstaltung verlaufen?

Armenak Utudjian: Wir haben uns bemüht, ein abwechslungsreiches und qualitativ hochwertiges Programm anzubieten und haben sehr positives Feedback bekommen. Ich meine daher, dass es ein äußerst erfolgreicher Anwaltstag war. Ganz besonders freut es mich, dass so viele Kolleginnen und Kollegen aus ganz Österreich teilgenommen haben. Der Anwaltstag hat sich in den letzten Jahren sehr gut etabliert und ich hoffe, dass wir auch im kommenden Jahr zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßen dürfen. 2025 wird der Anwaltstag von 11. bis 13. September in Innsbruck stattfinden. Es lohnt sich, diesen Termin bereits jetzt vorzumerken.

Anwalt Aktuell:  Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch eine Festschrift vorgestellt. Was können sich unsere Leserinnen und Leser davon erwarten?

Armenak Utudjian: Unsere Überlegung war, aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums des ÖRAK als Dachorganisation der österreichischen Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, aber auch Rechtsanwaltsanwärterinnen und -anwärter, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen und gleichzeitig in die Zukunft zu schauen. So entstand die Idee einer Festschrift, die vom Institut für Anwaltsrecht der Universität Wien unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Friedrich Rüffler im Verlag Manz herausgegeben und am Anwaltstag vorgestellt wurde. Zahlreiche Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft und Rechtsanwaltschaft haben sehr spannende Beiträge über die österreichische Anwaltschaft verfasst. Ich kann jeder Kollegin und jedem Kollegen die Lektüre sehr empfehlen.

Anwalt Aktuell: Auch der Marianne Beth Preis wurde am Anwaltstag verliehen. Verraten Sie uns bitte, was es mit dieser Auszeichnung auf sich hat?

Armenak Utudjian: Der Marianne Beth Preis ist mir ein besonderes Anliegen, weil er dazu dient, den Einsatz unseres Berufsstandes für den Rechtsstaat und das Gemeinwohl noch sichtbarer zu machen. Wir haben diesen Preis vor drei Jahren ins Leben gerufen, um besondere, über den beruflichen Kernbereich hinausgehende Leistungen von Kolleginnen und Kollegen zum Wohle der Gesellschaft sowie zur Weiterentwicklung unseres Berufsstandes zu würdigen. Gewidmet haben wir die Auszeichnung ganz bewusst Marianne Beth, der ersten österreichischen Rechtsanwältin, die im Jahr 1938 aus der Liste gelöscht wurde und vor den Nazis fliehen musste.

Anwalt Aktuell: Ein starkes Zeichen. Wer wurde in diesem Jahr mit dem Marianne Beth Preis ausgezeichnet?

Armenak Utudjian: Es freut mich sehr, dass wir auch diesmal zahlreiche Nominierungen beeindruckender Kolleginnen und Kollegen erhalten haben und ich möchte allen Nominierten für ihren großen Einsatz danken. Unsere Jury, der unter anderem auch die Frau Bundesministerin für Justiz angehört, hat als Preisträgerin des Marianne Beth Preises 2024 Frau Kollegin Dr. Alix Frank-Thomasser ausgewählt. Frau Kollegin Frank-Thomasser erfüllt die für diese Auszeichnung vorgesehenen Voraussetzungen in vielerlei Hinsicht, insbesondere durch ihren Einsatz für die Gleichberechtigung und Förderung von Frauen in juristischen Berufen, aber auch durch ihr Engagement bei der Aufarbeitung der anwaltlichen Berufsgeschichte während der NS-Diktatur. Das von ihr herausgegebene Buch „Advokaten 1938“, das übrigens kürzlich in zweiter Auflage erschienen ist, ist ein eindrucksvolles Werk, das einen bedeutenden Beitrag zur österreichischen Erinnerungskultur darstellt

Anwalt Aktuell: Der Anwaltstag ist traditionell auch Gelegenheit, die Forderungen der Anwaltschaft an die Politik zu richten…

Armenak Utudjian: Selbstverständlich sehe ich das als einen der wichtigsten Schwerpunkte unseres Anwaltstages an. In diesem Jahr fand die Veranstaltung zwei Tage vor der Nationalratswahl statt und es war mir wichtig, in meiner Eröffnungsrede einige wesentliche Bereiche herauszustreichen, in denen dringender Handlungsbedarf besteht: Von der Abschaffung der Rechtsgeschäftsgebühren über die Verankerung der anwaltlichen Verschwiegenheit in der Verfassung bis zur dringend notwendigen Neuregelung der Handysicherstellung. Besonders wichtig ist mir aber, dass wir als Berufsstand weiterhin gemeinsam auftreten und unsere Funktion im Rechtsstaat mit Leben erfüllen. Nur so können wir unsere Berufsgrundlage, den Rechtsstaat, auch künftig schützen und weiterentwickeln.

 

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