Denkansatz:Nekromantie in der Anike

Die Nekromantie gibt es schon bei Homer.[1] Bei den Nekromantien unterscheidet man zwei Arten: Nekromantie ohne Mithilfe eines Fachmannes. In diesen Bereich würde die Weissagung eines Toten fallen ebenso wie die Briefe an die Toten.

Die zweite Form nennt sich Nekromantie mit Fachmann: Hier kommt es zur Totenweissagung durch ein Medium. In diesen Bereich fällt beispielsweise eine Unterweltsfahrt.

 

Man befragt die Toten aus Neugierde und weil sie als weise gelten. Es gibt keine eindeutigen Quellen dafür. Einige versuchen dieses Phänomen zu erklären, denn die Toten haben ihre eigene Lebenserfahrung, die sie weitereben können. So rät Agamemnon Odysseus, dass er sich verkleiden soll, wenn er nach Ithaka heimkehrt. Agamemnon hat dies nicht getan und wusste so nicht, dass seine Frau einen Liebhaber hatte, nicht gut auf ihn zu sprechen war und ihn so ermordet hat.[2]

Des weiteren gibt es auch noch eine Totenbefragung durch eine Unterweltsfahrt. Dieses Motiv finden wir zu allererst bei Homer[3] wo Odysseus den Geist des Sehers Teiresias heraufbeschwört aber auch in der Äneis[4], wo Änaeas selber in die Unterwelt geht, um mit seinem Vater zu sprechen. Herodot erwähnt dieses Nekromanteion im Zusammenhang mit Periander, dem Tyrannen von Korinth, der Gesandte schickte, die im Orakel mit seiner toten Ehefrau Melissa in Kontakt treten sollten. Auch die Tat des Ödipus wurde durch Nekromantie aufgedeckt, da Tiresias den toten Laios beschwor, um den Namen dessen Mörders zu erfahren.

Es gibt in der Antike auch so etwas wie Grab-Nekromantie. Hier erscheint einem der Geist eines Verstorbenen bei dessen Grab. So schreibt z.B. Sophokles in seiner Tragödie, dass Achill aus seinem Grab kam und Polyxena als Opfer forderte. Ähnliches gibt es auch in der römische Kultur z.B. erwähnt Horaz in seinen Satire, dass zwei Frauen in einem Garten die Geister der Verstorbenen rufen. Bekanntestes Beispiel dieser Art von Nekromantie war Kaiser Nero, der seine Mutter Agrippina umgebracht hatte und sich nach deren Tod durch ihren Geist verfolgt fühlte. [5] Die Geister erschienen meistens so wie zu dem Zeitpunkt als sie starben. Sie sind Homers Geister immer verwundet.[6] Die andere Möglichkeit war, dass sie ganz klein und zart dargestellt wurden.

Weitere Toten Geister gibt es im Zusammenhang mit Schlachten, wenn die Verstorbenen nicht ordnungsgemäß bestattet wurden. Um diese Geister zu bestatten, muss man den Namen des Geistes drei Mal rufen. [7] Pausanias beschreibt, dass er am Schauplatz der Schlacht von Marathon Schlachtenlärm gehört hat, der aber von den persischen Soldaten kommt, da diese nicht bestattet wurden. [8] Man konnte auch archäologisch keine Perser-Gräber nachweisen.

Philostrat berichtet ähnliches über das Schlachtfeld von Troja, wobei hier die Geister auch noch die Zukunft prophezeiten: Sollte es regnen, so schwitzen sie, kam eine Plage, waren sie blutüberströmt.[9]

Geister wussten auch, ob sie bestattet worden sind oder nicht. So erscheint beispielsweise Elpenor dem Odysseus und bittet ihn, ihn zu bestatten.[10]

Elpenor überlegte den trojanische Krieg, erlebte die Irrfahrten des Odysseus mit und auf der Insel der Circe betrank er sich, schlief am Dach und belauschte ein Gespräch, dass seine Kameraden zu Hades wollten. Er schreckte sich so, vergaß dass er auf einem Dach war, fiel herunter und war tot. Seine Abwesenheit wurde zwar wahrgenommen, man hatte ihn zu suchen.

Interessant ist auch die Tatsache, dass eine Bestattung schon vollzogen war, wenn man auf den Verstorbenen nur eine Hand voll Erde warf. Dies wird in Sophokles Antigone beschrieben. Als ihr Bruder Polyneikes beim Kampf sieben gegen Theben stirbt, bestattet sie ihn, in dem sie einige Fäuste Erde auf ihren toten Bruder wirft.

Ovid weiß zu berichten, dass Nekromantie am besten bei Vollmond durchgeführt werden sollte.[11] Für das Ritual musste auch Wasser dabei sein und eine Schüssel. Das Opfer in der Schüssel war für die Geister, das im Feuer für die Unterweltsgötter.[12] Ein Tieropfer musste nicht sein. Wenn es eines gab, dann wurde meistens ein schwarzes Schaf geopfert, da schwarz die Farbe der Unterwelt symbolisiert.[13] In der römischen Kultur opferte man einfach eine Unmenge von schwarzen Tieren.[14]

Es gibt auch das Phänomen, dass Köpfe von Verstorbenen als Orakel dienen. Orpheus wurde ja von Mänaden auseinander gerissen, sein Kopf ins Meer geworfen und auf Lesbos angespült, wo er in einer Mulde lag. Diese Mulde diente fortan als Orakel.[15]

Weiters gab es auch viele mantische Köpfe beispielsweise versprach Kleomenes I von Sparta als er noch nicht König war, dass er seinen Freund Archonides immer um Rat fragen werden, wenn er König sei. Als dies passierte, ließ er seinen Freund umbringen, behielt jedoch dessen Kopf und hielt immer Zwiesprache mit diesem.[16]

 

Gemeinsam haben die Unterteilungen, dass die Nekromantie immer nachts stattfindet und bis zum Morgengrauen dauerte, denn danach musste der Geist wieder zurück in die Unterwelt.[17]


[1] Hom. Ody. XI

[2] Hom. Ody. 11,405

[3] Hom. Od. XI

[4] Verg. Aen. VI

[5] Suet. Nero, 34

[6] Odgen, 221

[7] Ogden, 109

[8] Paus. 1, 32, 3f.

[9] Ogden, 13

[10] Hom. Od. 11,61

[11] Ovid, Met. 7-184

[12] Odgen, 168

[13] Philostrat, das Leben des Apollonius, 4-11

[14] Verg. Aen. 6,245 und Sen. OEd. 556

[15] Odgen, 208

[16] Aelian, Varia historia, 12,8

[17] Verg. Aen. 5,7,21




Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Ebenfalls angesehen

Themen ansehen