Der Lauf des Lebens im Lebenslauf!
Vor 20 Jahren (im 2002) habe ich eine der wertvollsten Erfahrungen meines Lebens gemacht. Immer mal wieder erwähne ich diese, wenn ich nach meinen Erfolgen gefragt werde. Es ist zwar kein klassisch messbarer Erfolgsnachweis, den ich mit dieser 10-monatigen Lücke in meinem Werdegang vorweisen kann, aber eine Erfahrung auf die ich stolz bin und die mich enorm in meiner Wertehaltung, Toleranz, Flexibilität und Resilienz geprägt haben.
Gemeinsam mit meinem holländischen Travelbuddy Chris bin ich losgezogen mit öffentlichen Verkehrsmitteln von der Türkei, Iran über Pakistan der alten Seidenstrasse entlang nach Indien und anschliessend sind wir über Syrien heimgereist. Heute wäre eine solche Reise aufgrund der politischen Lage nicht mehr möglich.
Auf dieser 10-monatigen Reise bin ich nicht nur vielen spannenden Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen begegnet, es war eine Reise in die Vergangenheit der Hochkulturen, aber auch in die verschiedenen aktuellen Religionen.
Ich habe sehr viel über die unterschiedlichsten Glaubensrichtungen (Islam, Zoraster, Jainismus, Buddhismus, Hinduismus, Sikhismus) gelernt und so bei vielen Ritualen, soweit es ging, neugierig mitgemacht. Nicht zu Letzt war es auch eine Reise nach Innen, denn die Ablenkung hält sich in solchen Ländern in Grenzen und die vielen, nicht immer schönen, Eindrücke machen einem nachdenklich.
Zum Glück gab es auch noch keine sozialen Medien, so hat man sich ganz auf das konzentriert, was man erlebt und ein Fotoklick bedeutete so unfassbar viel mehr als heute. Dank der analogen Fotografie habe ich mir nur ein Bild pro Szene erlaubt, da man die Fotorolle mitschleppen musste bis ans Ende der Reise.
Unvergesslich bleiben meine 5 Wochen mit Kopftuch im Iran, so viele herzensgute Menschen und tolle Erlebnisse. Als ich das Kopftuch an der pakistanischen Grenze dann ablegen durfte, kam ich mir komplett nackt vor. Es war mir total unangenehm, ich hatte mich daran gewöhnt und so kann ich bis heute gut nachfühlen, wie es für Frauen ist, die sich in eine andere Kultur begeben und plötzlich eine Bedeckung ablegen sollten, die sie ihr ganzes Leben lang trugen.
Letztes Wochenende bin ich über dieses Bild an der pakistanischen Grenze gestolpert. Wir wussten noch nicht was uns in diesem neuen Land erwartet. Es war um einiges garstiger und herausfordernder als das Land zuvor und begann mit der abenteuerlichen Überlandfahrt nach Quetta in einem überfüllten Bus (ich als einzige Frau) voller Schmuggelware.
Warum schreibe ich das hier?
Hinter Lücken im #CV stecken Geschichten und Erfahrungen. Es ist wichtig, diese für sich zu reflektieren und sichtbar zu machen in Form eines Mehrwertes für das Unternehmen. Dann wird die Lücke nachvollziehbarer, «stört» nicht mehr und wird auch mehr zu Selbstverständlichkeit. Denn wir sind keine Roboter und Batteriehühner, sondern Menschen die auch mal eine Pause brauchen oder proaktiv eine Auszeit suchen.
Empfohlen von LinkedIn
Grundsätzlich gilt: Alles, was den Zeitraum von drei Monaten überschreitet und nicht mit einer Begründung ausgefüllt wird, wird als Lücke im #Lebenslauf gewertet. Was hinter den Lücken steckt und was dort für Learnings entstehen, sieht man auf den ersten Blick nicht, doch wenn sie sichtbar gemacht werden und auch begründet werden mit entsprechender Erfahrung, Learnings und #kompetenzen eben schon. Alles eine Frage, wie du deine Lücke verkaufst!
Hier meine Empfehlung:
-> Steh zu deiner Lücke im CV und schmücke sie
- mit dem was du gelernt hast
- was du in dieser Zeit gemacht hast
- und was daraus für Kompetenzen entstanden sind
All das kann unheimlich wertvoll sein für deinen nächsten Arbeitgeber, der etwas über den Tellerrand schaut und sich verabschiedet hat von veralteten Normen, die in der heutigen agilen Arbeitswelt als Arbeitskraft gar nicht mehr eingehalten werden können.
Personalberaterin | Betriebliche Mentorin FA | Coach Positive Psychologie & Resilienz
2 JahreSo spannend! Das du immer mal auf Reisen warst/bist, wusste ich. Die Reise im Orient kannte ich gar nicht. Schön, dass du das teilst!
Vielseitig interessiert - breites Perspektivenspektrum - kreativ verbindend ¦ Flexibler Springer ¦ #GernePerDu
2 Jahre👀 Ja - Reisen ist die angenehmste Form des Lernens Ich hatte schon mal die Idee, anstelle des Militärdienstes sollte "man" in einem fremden Land einen "Dienst" tun.