Der Maestro - Begleiter und «Enabler»

Der Maestro - Begleiter und «Enabler»

.... Begleiter und «Enabler» für das Wesentliche

Am 6. Februar 2020 ist Nello Santo, langjähriger musikalischer Leiter und Dirigent am Zürcher Opernhaus, im Alter von 88 Jahren gestorben. Für alle, welche italienische Opern lieben und Nello Santo «live» erlebt haben, ein grosser Verlust!

Es steht mir nicht zu, die Persönlichkeit von Nello Santi zu würdigen. Aber das Erlebnis seiner Art, das Orchester anzuleiten, zu begleiten und befähigen, seine ruhige und unaufgeregte Art des Dirigierens, bleibt unauslöschlich haften - die Geste mit dem Zeigefinger an den Lippen das für mich prägendste Bild dieser einzigartigen Persönlichkeit.

Vorstossen zum Wesentlichen

Und dieses Bild regt zum Weiterdenken an: Nicht zu laut! Zurück zum Wesentlichen, zur wichtigen Linie, zur Essenz! Eine Überlegung, die auch in der Zusammenarbeit zwischen Menschen in Organisationen aktuell ist. Die moderne Literatur zur Führung zeigt, dass Menschen sich in hohem Masse selber organisieren können. Schon längst ist der «top down»-Stil der Führung antiquiert – zu Recht! Aber Menschen arbeiten nicht auf einsamen Inseln, sondern sind eingebunden in Organisationen, welche Zusammenarbeit erfordern. Sich gegenseitig unterstützen, den Blick auf das Wesentlich schärfen und Überflüssiges – eine zu laute Stimme – zurücknehmen, sind unverändert wesentliche Eigenschaften der modernen Führung.

Kunstwerke bestehen ja nicht nur aus dem geschaffenen Menschenwerk und immer neuen Plänen, Aktionen und Massnahmen. Oft ist es notwendig, ein «Zuviel» zurückzunehmen und zu vereinfachen. Gemäss Irving Stone soll Michelangelo über sein Kunstwerk David geäussert haben: «Der David steckte von Anfang an in dem Marmorblock. Ich habe nur entfernt, was nicht dazu gehörte.» Se non é vero, é bem trovato!

Werner Inderbitzin

ehemals Rektor ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

wernerinderbitzin.ch


Unsere neue Publikation im Springer-Verlag 2020

Werner Inderbitzin, Urs Alter: Führung an Hochschulen in Konfliktsituationen

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