Der Mythos von dem zweigeteilten Menschen - der im Beruf und der im Privatleben

Der Mythos von dem zweigeteilten Menschen - der im Beruf und der im Privatleben

Wir alle finden uns in den unterschiedlichsten Rollen wieder. Der Arbeitnehmer und der Familienvater. Die Chefin und die Mutter. Die Angestellte und die Tochter. Der Abteilungsleiter und der Sohn. Zwei verschiedene Personen, die nichts miteinander zu tun haben? Befinden wir uns in der einen Rolle, sind wir dann völlig unabhängig von den Prägungen aus der anderen Rolle?

Wir Menschen sind mit einem hocheffizienten System, das in Krisen-, Stress-, Konflikt- oder Notsituationen auf die schnellste uns bekannte Lösung zurück greift ausgestattet. Gut so! Denn in solchen Situationen überlegen wir nicht erst in welcher Rolle wir uns gerade befinden. In solchen Situationen suchen wir nicht nach kreativen Lösungswegen. Nein - wir haben ein Notfallprogramm, dass automatisch startet und unser "Überleben" sichert.

In der Reflexion der Situation besteht dann die Möglichkeit zu erkennen was passiert ist, warum und wofür es passiert ist. Wir können uns neu ausrichten und an unserer Bewertung, die das Notfallprogramm aktiviert hat arbeiten. Diese Bewertung ist ein Muster, das uns häufig schon seit Generationen begleitet. Die transgenerationale Weitergabe betrifft uns als Mensch. Als ein Teil unseres Familiensystems. Und schwupps sind wir im privaten Bereich.

Hierzu berichte ich aus einem aktuellen Coaching: Die Unternehmerin eines Familienbetriebs beklagt den fehlenden Respekt einer Führungskraft. Beklagt das Ausbeuten wollen des Arbeitgebers. Dieses Gefühl "nie genug zu sein", dass ihr von dieser Führungskraft vermittelt wird. "Was ich schon alles getan habe, um endlich respektiert zu werden!" Die Klientin kam nicht an ihr Gefühl, verharrte in der Opferrolle und konnte nicht bei sich bleiben. Der Fokus richtete sich immer wieder auf die Führungskraft. Im Gespräch offenbaren sich mir zwei Möglichkeiten:

1. Ich stelle Fragen, bleibe im beruflichen Umfeld, biete Methodik an und stärke Schritt für Schritt das Selbstwertgefühl des Coachees.

2. Ich folge meiner Intuition, gehe eine Ebene tiefer und frage sie nach der Beziehung zu ihrem Vater.

Da war er nun der "emotional Point". Wir haben in dieser Tiefe weiter gearbeitet und neue Bewertungen fixiert, die nachhaltig ein bestehendes Muster ändern. Der Abteilungsleiter war lediglich ein Symptom. Die Ursache lag im Familiensystem.

Das Familiensystem hat uns beeinflusst. Hat den Menschen der wir als Vater, als Chefin, als Mutter oder als Führungskraft sind nachhaltig geprägt. Wenn sich ein Unternehmen nun auf den Weg begibt Entwicklungsseminare anzubieten, dann wird dieses Seminar - wenn es in die Tiefe geht - dieses Familiensystem berühren.

Mut, Offenheit und Vertrauen sind Eigenschaften, die es für solche Seminare braucht. Und es sind auch genau die Ressourcen wie Mut, Offenheit und Vertrauen, die in solchen Seminaren gestärkt werden.

Mein Anspruch an mich ist mit meinen Seminaren in unserem Ursprungssystem neue Bewertungsimpulse zu setzen. Ein neues WOFÜR zu kreiren und den Teilnehmenden den Raum für die eigene innere Wahrheit zu geben.

In diesem Sinne hebe ich den Mythos der Trennung vom geschäftlichen und dem privaten Menschen auf. Ich entgrenze die einzelnen Rollen und vereine den Menschen in ein Individuum, das einige seiner Erfahrungen und Prägungen epigenetisch mit gebracht hat und daraus erwachsen ist.


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