Deutschland den Startups - oder- wie zum Teufel lässt sich der Investitionsstau auflösen?
Murat Durmus
CEO & Founder @ AISOMA AG | Thought-Provoking Thoughts on AI | Member of the Advisory Board AI Frankfurt | Author of the book "MINDFUL AI" | AI | AI-Strategy | AI-Ethics | XAI | Philosophy
Ich hatte in den letzten Tagen, Wochen, Monaten einige Gelegenheiten mich mit Unternehmensgründern und Startups auszutauschen. Fast alle haben sich über den „Investitionsstau“ und „Mutlosigkeit“ der Unternehmen beklagt.
„Sparsamkeit ist eine Tugend – aber nur wenn an der richtigen Stelle gespart wird.“
Artikel wie dieser vom Handelsblatt: Investitionen in junge Firmen auf Rekordniveau
Scheinen im Widerspruch zu Artikeln zu stehen wie kürzlich in der Welt: Das 1,4-Billionen-(Investition)Loch gefährdet Deutschlands Erfolg
Doch liest man genauer den Handelsblatt Artikel, dann wird einem klar, dass nur relativ wenige junge Firmen Investitionen bekommen. Die Summe täuscht. Der Großteil geht leer aus
„Lähmt die Sparwut vieler deutscher Unternehmen die Konjunktur und Innovation?“
Selbst Unternehmen mit vollen "Kriegskassen" wollen ein Proof of Concept für umme. Ganz zu schweigen von den ganzen Incubatoren, Accelerators, usw. - die meisten wollen einen eigentlich nur ausnutzen bzw. Ideen klauen. Auch die sogenannten Innovation Labs der Konzerne haben meist was Scheinheiliges an sich. Innovationsförderung punktuell und in keiner Weise "flächendeckend" und nachhaltig.
Es ist schade, dass so viele Startups nicht wirklich eine faire Chance bekommen, um ihr wahres Können zeigen zu können. Man wird oft alleine gelassen und nur die wenigsten schaffen es. Man hört meistens nur die Erfolgstorys und die die "scheitern" verschwinden sang und klanglos von der Bildfläche.
Momentan sind die Auftragsbücher vieler Unternehmen voll und es geht ihnen blendend. Doch Vorsicht, die Geschäftswelt da draußen ändert sich gerade massiv und die Dynamik wächst stetig. Sie wird mehr und mehr datengetriebener. Man kann abwarten und sich den Veränderungen gegenüber verschließen. Wirklich innovativ aus der Komfortzone zu agieren ist nicht leicht und fordert Überwindung bzw. sein eigenes Tun stetig zu hinterfragen. Nicht gerade eine Eigenschaft die man deutschen Unternehmen im allgemeinen zuschreibt. Es wird die Zeit kommen, in der die Konkurrenz immer besser und schneller auf die Marktverhältnisse reagieren und wirken kann. Die Marktanteile beginnen zu schrumpfen. Leichte Panik macht sich bereit. Man versucht schnell zu reagieren, doch das geht nicht mehr so einfach. Actio reactio wird zu reactio actio. Man hat lange Zeit die Entwicklungen „da draußen“ ignoriert. Es fehlt die Kompetenz und das Wissen. Es muss mühsam aufgebaut oder teuer eingekauft werden. Das Ganze lässt sich nicht mehr so einfach im Unternehmen eingliedern. Trägheit, Gewohnheit, Angst prägen das Unternehmensbild.
Was brauchen wir in Deutschland dringend bzw. was muss sich ändern?
- Mut
- Mehr Risikobereitschaft
- Weg vom übertriebenen Sicherheitsdenken.
- Scheitern als Weg und nicht als ein Misserfolg ansehen.
- Sich nach außen mehr öffnen
- Kommunikativer werden
- Misstrauen runterfahren
- Nicht so sehr an die Rente denken
- Nicht so sehr an die Hypothek denken
- Auch wenn es manchmal schwerfällt. Bei unternehmerischen Entscheidungen auch mal die Fakten beiseite lassen und schlicht und einfach dem Herzen folgen.
Last but not least: Den Startups mehr Chancen ermöglichen. Auch mal in Vorleistung zu gehen und nicht nur den eigenen Profit bzw. ROI in den Vordergrund stellen. Startups können beflügeln. Sie können frischen Wind bringen, verkrustete Denk- und Handlungsstrukturen sprengen. Natürlich bestehen gewisse Risiken mit Startups zusammenzuarbeiten. Man muss ja nicht gleich die strategisch wichtigsten Projekte ihnen anvertrauen. Nichtdestrotz ist es eine klare Win-win Situation für beide Seiten. Die Chancen überwiegen bei weitem die Risiken.
Es geht nicht nur um den Einzelnen, sondern um uns, um Deutschland. Wir dürfen den Anschluss nicht verlieren. Wir haben so viele kluge Köpfe mit unglaublich viel Potential in diesem Land. Es wäre eine Schande, wenn wir dies nicht zur Geltung bringen würden.
Mir ist bewusst, dass meine Worte den meisten keine neue „Erkenntnisse“ liefern bzw. dass das Thema schon tausendmal durchgekaut worden ist, doch war mein Drang so unendlich groß dies niederzuschreiben.
Kein Jammern. Es ist auch kein Frust. Vielmehr eine subtile Form von Wut.
Soviel zu meiner Entschuldigung
Murat
Product Owner bei Volkswagen Group IT Solutions
6 JahreSehr gut zusammengefasst. Die wichtigste Ressource Deutschlands ist die Bildung, das Know-How und frische Ideen. Daher ist neben der Konzentration auf Schulen und Universitäten auch die Investition in neue Ideen wichtig.
Board Member | Entrepreneur
6 JahreEine verständliche Sicht der Dinge - aber etwas einseitig. Ich beschäftige mich seit Jahrzehnten mit Startups und Wachstumsunternehmen und bin dort selbst investiert. Mein Fazit lautet anders: es mangelt weder an innovativen Ideen noch an Geld, es mangelt vor allem an Unternehmern/Unternehmerinnen bzw. unternehmerischen Teams. Diese Spezies wird bei uns weder erzogen noch gefördert. Der kritischen Sicht, dass manche grössere Unternehmen nur Alibiveranstaltungen machen, stimme ich zu. Das liegt vor allem an den sehr unterschiedlichen Strukturen und Organisationen, die schwer zu integrieren sind. Grössere Unternehmen haben da manchmal eine gewisse Arroganz, hinter der nichts anderes steckt, als dass Leute im Mittelbau rasch Bedeutungsverlust und/oder gar den Verlust ihres Arbeitsplatzes fürchten.
Servicekauffrau im Luftverkehr (IHK)
6 JahreSehr wahr. Wir sind meist nummer sicher und hinken daher hinterher. Wie schlecht unsere Jugend englisch spricht ist auch eines vieler Beispiele der deutschen Eingefahrenheit. Die Zukunft bringt vieles mit sich was manchen nicht gefällt, das heißt aber nicht es wird nicht kommen... Es gibt vieles zu reformieren-die Zukunft ist da und unstoppable!!
Einfach mal machen, könnte ja gut werden...#gerneperDu
6 JahreFür diesen Artikel muss man sich nicht entschuldigen. Entschuldigen bzw. ihre Einstellung überdenken sollten die, die immer nur so tun, als ob sie sich so verhalten wie in dem Artikel gefordert. Davon gibt es leider (noch) zu viele. Es sind genau die, die am Anfang gegen innovative Ideen insbesondere deren Umsetzung sind, ihre Meinung aber sofort ändern, wenn sich zeigt, dass eine Innovation wirtschaftlichen Erfolg verspricht.
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6 JahreHi Murat, besser kann man‘s nicht beschreiben, dass sich Deutschland auch hier mal wieder selbst degeneriert. Die Politik hilft ja nur den Großkonzernen, die Förderinstitute sind nur engstirnige Verwaltungsknecht und die Banken haben’s sowieso nicht kapiert, wie man Geschäfte macht. Das vielfach benötigte Kapital, das ja im Überfluss vorhanden ist, liegt nutzlos bei den Banken rum und wir entweder nur in Immobilien oder im Ausland investiert. Deutschland sägt am eigen Ast und man merkt gar nicht mehr, wie wir immer mehr ins Hintertreffen geraden. Hierzu Lande sind Existenzgründer arme Schweine, weil was in Bayern in den letzten 20 Jahren an Förderungen verteilt hat, bekommt ein Start Up in Amerika at First!!!