Die Fanproteste im deutschen Profifußball
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Die Fanproteste im deutschen Profifußball

Vor zwei Monaten habe ich hier auf LinkedIn meinen Unmut über den Ablauf der Beschlussfassung der DFL-Mitgliederversammlung zum geplanten Einstieg eines Finanzinvestors zum Ausdruck gebracht. Seitdem sind die Fanproteste von Spieltag zu Spieltag stärker geworden. Und das ist auch gut so.

Warum? Weil es die DFL von Beginn der Idee eines strategischen Investors im Jahre 2021 bis zur geheimen Abstimmung im Dezember 2023 grob fahrlässig versäumt hat, das Thema offen und transparent mit allen Mitgliedern und Fans der deutschen Proficlubs zu moderieren.

Bedauerlicherweise werden die Kritikpunkte der Fans und Mitglieder in der öffentlichen Berichterstattung häufig noch nicht einmal richtig wiedergegeben. Ihnen geht es unter anderem um:

1. die Nichtbeachtung des ersten Abstimmungsergebnisses im Mai 2023;

2. die Intransparenz des gesamten Prozesses um den vermeintlichen Einstieg eines Finanzinvestors;

3. die mangelhafte Vermittlung, für welche konkreten Zwecke und wie die Finanzmittel überhaupt eingesetzt werden sollen und wer letztlich davon profitiert bzw. profitieren kann;

4. die geheime Abstimmung im Dezember 2023 in Kenntnis der eindeutigen Weisung des Hannoverscher Sportverein von 1896 e.V. (H96 e.V.);

5. das pflichtwidrige Verhalten von Martin Kind gegenüber dem Mutterverein, der ihm gegenüber im Sinne der 50+1-Regel eigentlich die Weisungsbefugnis hat;6. die Ignoranz von DFL-Präsidium und DFL-Geschäftsführung gegenüber a) dem H96 e.V. als herrschender Mutterverein in der Auseinandersetzung mit Martin Kind, b) dem durch das Abstimmungsergebnis erklärten Willen der Proficlubs ein paar Monate zuvor, c) dem Antrag des H96 e.V. auf eine offene Abstimmung sowie d) der Kritik an dem Prozess und schließlich e) den Fanprotesten bis zum heutigen Tag.

Die Ultras in den deutschen Fußballstadien sind keine kleine Minderheit, welche "die Schiedsrichter, die DFL und alle durch die Manege führen" (A. Zorniger), sondern die Spitze der Mehrheit der Fußballfans, die sich von der DFL in Sachen Investoreneinstieg verschaukelt fühlen.

Hinter dem Skandal um den Prozess zum Einstieg eines Finanzinvestors, insbesondere um die geheime Abstimmung in Kenntnis des 50+1-Konflikts bei Hannover 96, schwelen übrigens noch weit größere Probleme des Profifußballs in Deutschland, namentlich

-die einheitliche widerspruchsfreie Anwendung der 50+1-Regel und deren Durchsetzung;

-die gleichmäßigere Verteilung der Medienerlöse aus dem Ligaprodukt Bundesliga (1.+2.) zur Stärkung der Competitive Balance (Ligaausgeglichenheit) und

-die Attraktivität der 1. Bundesliga im In- und Ausland.Neben einem offenen, transparenten und demokratischen Prozess, wie die Themen Digitalisierung und Attraktivität der Bundesliga bestmöglich in Angriff genommen werden können, wünsche ich mir für die kommenden Monate, dass die genannten Probleme endlich in den Mittelpunkt der Diskussion rücken und zum Wohle des deutschen Fußballs gelöst werden können.

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