Die Geschichte einer ungewöhnlichen Langzeitserie für die SZ: Lena Zieglers „Mission Hausbau“
Das Projekt begann vor zwei Jahren – und es war nicht klar, wie es ausgehen würde. SZ-Redakteurin Lena Ziegler (26) begab sich auf „Mission Hausbau“. Gemeinsam mit ihrem Ehemann – und den Leserinnen und Lesern der Saarbrücker Zeitung. Die gute Nachricht vorweg: Es ist alles gut gegangen. Vor wenigen Tagen zogen beide in ihr neues Haus ein. Ein Porträt über SZ-Redakteurin Lena Ziegler und ihre Serie über ihre ganz persönliche Mission.
Ein Langzeitprojekt. 24 Monate nahm Lena Ziegler die Leserinnen und Leser unserer Zeitung mit auf ihre abenteuerliche Reise. Als sie die erste Zeile für ihre Serie "Mission Hausbau" schrieb, war nicht klar, ob das Projekt auch gelingen würde. Wenn man zusammen baut, lernt man sich richtig kennen, heißt es. Nicht wenige Paare scheitern an ihrem Traum vom Bauen.
Lena Ziegler überlegt kurz: "Prinzipiell ist Scheitern ja auch menschlich." Weshalb sie sich nicht scheute, den Leserinnen und Lesern den Blick auf Höhen und Tiefen ihres Bauprojekts zu gewähren. "Selbst wenn es schiefgegangen wäre, ist es ja immer noch mein Projekt."
Die Baustelle: 24 Monate eine Parallelwelt
Bei der Saarbrücker Zeitung arbeitet Lena Ziegler am Digitaldesk. Sie organisiert viel für die digitalen News-Auftritte. "Das liegt mir", sagt sie. Außerdem kümmert sich um die Socialmedia-Auftritte.
Am 16. Dezember 2020 taucht sie zum ersten Mal in die neue Parallelwelt ein: Das Bauprojekt beginnt. Ein Altbau. 60er Jahre. 24 Monate Bauzeit haben sie und ihr Mann sich vorgenommen. 2022 soll der Weihnachtsbaum im fertigen Haus in Schiffweiler stehen, so der gemeinsame, kühne Plan. Heute sagt sie: "Ich hatte da großes Vertrauen in uns. Wenn auch nicht jeden Tag. Und es gab auch sehr viele Tiefphasen."
Die "Mission Hausbau" ist tatsächlich ein Stück Parallelwelt. Denn ihr Job am Digitaldesk der Saarbrücker Zeitung geht weiter. Das Bauprojekt findet in den freien Stunden statt, an den Wochenenden.
"Ich hatte auf jeden Fall keine Berührungsängste"
Lenas Ehemann ist gelernter Elektromeister. Immerhin etwas, was man am Bau gebrauchen kann. Sie ist in einer Familie groß geworden, "wo jeder immer schon mit angepackt hat". Ihre Eltern besitzen auch ein altes Haus. Sie lacht: "Man könnte sagen, ich bin ein Baustellenkind." Einzelkind dazu. Wenn es im Elternhaus etwas zu renovieren gab, "war es egal, ob ich Mädel oder Bub bin – ich musste immer mit anpacken".
Diese Erfahrung hilft: "Ich hatte auf jeden Fall keine Berührungsängste." Das Organisationstalent, das sie von ihrer Redaktionsarbeit mitbringt, schadet auch nichts. Am Bau laufen viele Dinge zusammen und wollen koordiniert werden. Zumal sie und ihr Mann möglichst viel selber machen wollten. Aus Budgetgründen, um sich mehr leisten zu können. Aber auch, "weil es unser Ding war." Sie gibt zu: "Dass es am Ende dann so viel wurde, war mir am Anfang nicht klar."
Ich hab geflext, gegipst, Wände verputzt, Dämmungen geschnitten, mit der Kettensäge gearbeitet.
Lena Ziegler
Mit Blick auf das Erreichte schätzt sie die „krasse Verbindung“ mit allem: "Ich habe die Wand nicht nur tapeziert. Ich habe die Wand gebaut, die war vorher nicht da. Da war vorher nicht einmal ein Raum."
Zu den Fähigkeiten Schreiben, Nachrichten einordnen und Organisieren, die sie täglich durch den Redaktionsalltag bei der Saarbrücker Zeitung bringen, sind in den zwei Jahren eine ganze Menge dazu gekommen: "Ich hab geflext, gegipst, Wände verputzt, Dämmungen geschnitten, mit der Kettensäge gearbeitet", zählt Lena Ziegler auf.
Und Handwerker beeindruckt. Ihr Tipp für Bauherrinnen in Serienfolge 7: "Schockiere mit Wissen." Der Dachdecker wird die Begegnung mit ihr so schnell nicht vergessen, weil sie auf den Punkt vorbereitet war: Sie hatte die Maße auf den Plänen auswendig gelernt – und konnte diese aus dem Gedächtnis abrufen, während der Handwerker erst mühsam nachmessen – und dann fehlerhafte Längen widerwillig korrigieren musste.
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"Ich habe für mich daraus gelernt: Man muss als Frau oft einfach zeigen, dass man tatsächlich Ahnung von seinem Bau hat", sagt Lena Ziegler.
24 Monate, in denen es auch dunkle Stunden gab. Die Samstage gehören dem Haus. Die Sonntage. Jede freie Minute. Auch der schnelle Wechsel von der Baustelle ins Homeoffice gehört dazu. In einem Serienteil schreibt sie: "Während der Laptop noch hochfährt, ziehe ich mich schnell um. Ups, um den Gipsstaub auf dem Boden, der aus meinen Klamotten rieselt, muss ich mich dann wohl nach der Schicht kümmern." Und weil der Baustress allein noch nicht reichte, wurde 2021 auch noch Hochzeit organisiert – und gefeiert. Samt Herzdeko im halb-renovierten Eigenheim.
Zur "Mission Hausbau" kommt die "Mission Tannenbaum"
Das Projekt zehrt Kräfte – und zerrt am Nervenkostüm. "Es war auch öfter mal nicht so gemütlich auf der Baustelle, von der Stimmung her", sagt Lena Ziegler. Was haben die zwei Jahre mit ihrer Beziehung gemacht? "Wir sind damit gewachsen", überlegt sie, "wir wissen jetzt, was wir alles gemeinsam können. Von den Fähigkeiten her, aber auch, was wir emotional aushalten können."
Das feste Einzugsdatum – Weihnachten 2022 – hat beim Durchhalten geholfen. Zur "Mission Hausbau" kam die "Mission Tannenbaum". Und "ganz liebe Menschen, die uns unterstützt haben", sagt Lena Ziegler. Auch der Vorher-Nachher-Vergleich im Bilder-Ordner ihres Smartphones gab immer wieder einen Motivationsschub, wenn die Laune gerade am Boden lag.
Dass sie in ein eigenes Haus ziehen wollte, war ihr schon früh klar. Auch in ihrem Ort wollte sie bleiben. Und das Saarland sei nun mal Eigenheim-Land. "Mit 20 habe ich mich schon umgesehen", sagt sie – während ihr Bankberater da noch abgewunken habe: "Träum weiter, Mädchen."
Lena Ziegler sah das ganz pragmatisch: "Je früher, desto besser – dann ist es irgendwann auch abbezahlt."
Ihr Lieblingszimmer im neuen Haus? "Die Küche", überlegt sie nicht lange. Die war beiden am wichtigsten. "Bei unserer Hochzeit hat sogar unser Pastor darüber geredet, dass wir beide gerne essen. So wichtig ist uns das."
Dezember 2022: Die Mission Hausbau ist geglückt
Sie und ihr Mann kochen "wahnsinnig gerne mit Freunden". Deshalb haben sie die Küche als Mittelpunkt ihres Hauses gestaltet, samt Fünf-Meter-Glasfront mit Blick auf viel Landschaft. Vor der Renovierung war es ein dunkles Wohnzimmer.
Es ist Dezember 2022. Der Weihnachtsbaum steht. Die Mission Hausbau ist geglückt. Lena und ihr Ehemann verlassen die Parallelwelt Baustelle und sind in ihrem Zuhause angekommen. Den Leserinnen und Lesern der Saarbrücker Zeitung bleiben die Geschichten dieser besonderen Mission noch etwas erhalten: "Einige Serienfolgen werde ich noch schreiben und unsere Erfahrungen teilen", verspricht Lena Ziegler.
Die bisherige Serie im Überblick (Teil des SZ+-Angebots):
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Text: Christian Lauer / Fotos: Lena Ziegler