DIE HEIMAT FEIERN
KULTURFIT: DIE HEIMAT FEIERN
Da draussen macht es sich wieder wechselhaft wie im April und bringt das Leben der Menschen durcheinander.
So, dass der Mensch nicht mehr weiss, soll er für sein Leben immer kämpfen und wo bleibt dann die Freude an diesem. Es gibt immer einen Funken dafür, um es trotzdem zelebrieren zu können. Mit besonderen und feierlichen Tagen.
Zu feiern findet der Mensch allerlei Gründe und Anlässe. Warum tut er dies? Um sich selbst als Mensch zu fühlen, dass noch in diesem Lebensgeschehnis präsent bleibt und womöglich auch noch sehr wichtig ist? Um vielleicht auch mit sich selbst im reinen zu bleiben? Dass man die Bedeutung für die eigene Kultur und deren Traditionen nicht verliert?
Da gibt es ein passendes Wort dafür Patriotismus», als Grund sein eigenes Land zu feiern. Einmal mehr die eigene Heimat zu ehren. Wenn der Mensch dieses Land auch wirklich als seine Heimat lieben kann.
Die Zugehörigkeit zu einem Land und zu einer Gesellschaft bedeutet deshalb auch die nationale Verbundenheit. Dabei vermischen die Menschen sehr schnell zwei Begriffe wie «Patriotismus» und «Nationalismus» miteinander. Anfänglich sagt man «Ich liebe mein Land», darauf kommt der Stolz und irgendwann das Gefühl, dass alles «Fremde» nicht von seinen Werten ist.
So sieht es jede/r SchweizerIn. So sieht es auch jede/r AusländerIn hier, die zuallererst hier in der Schweiz angekommen, ihre Nationalität in einem Formular angeben müssen.
Beim Kennenlernen meiner Lernenden stelle ich fest, dass einige von diesen über 2 nationalen Zugehörigkeiten verfügen. In diesem Moment ertappen sie sich, dass sie nicht im Klaren sind, welches Landes Identität sie wirklich in sich tragen. Denn mussten sie bisher nie sich entscheiden müssen, für welches Land sie ihr Bestes geben würden. Weil sie unter diesem dualen Mantel sich wohl und frei bewegen konnten, und bezüglich ihrer Identität sich keine Fragen stellen mussten.
Ich wüsste nicht, in welchem Land wie in der Schweiz das Bewusstsein auch für sozial-politisches Denken bei den jungen Menschen geweckt wird. Hiermit meine ich nicht die Unterrichtsstunden zur Chronologie der Geschichte eines Landes. Es ist vielmehr das Bezogene auf sich selbst als Bürger oder Bürgerin des Landes, der/die in derer Zukunft als Erwachsene Menschen mitmachen, mitentscheiden und mitgestalten darf.
Auf die Frage «Was ist eine Heimat?» antworten die meisten Menschen, es sei ein Ort, wo sie geboren sind. Deshalb fiebern diese Menschen für «ihr» Land bei allen Internationalen Song Contest Festivals oder bei den Sportanlässen wie während der gerade jetzt laufenden Olympiade in Frankreich. Obwohl sie ihren Ort, wo sie geboren sind und wo sie eigentlich sich nicht geborgen fühlten, verliessen oder verlassen mussten.
Pseudo-Patriotismus, welchem manche Menschen verfallen, aber ihr Leben in einer neuen Heimat geniessen. Die Doppelmoral oder auch die Dualität der Menschenseele gleich wie ein ewiges Zerwürfnis in und mit sich selbst. Vielleicht deshalb füllt der Mensch seinen Alltagskalender immer noch mit Feiertagen und Festlichkeiten aus der Religion und Kirche.
Wenn man den Blick auf den Kalender der Feiertage des Kantons der BaselbieterInnen (Kanton Basel-Landschaft) wirft, dann sieht man, dass die Religion und Kirche mit dem Zelebrieren nur an zwei Tagen im Jahr sich etwas zurückhalten: Am 1. Mai, dem «Tag der Arbeit» und am 1. August, dem «Nationalfeiertag».
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Wobei beim Nationalfeiertag setzte die Kirche mit dem Schweizerpsalm doch noch ihren Ton an. Es scheint auf die ganze Ewigkeit:
«Ja, die fromme Seele ahnt, Ja, die fromme Seele ahnt, Gott im hehren Vaterland, Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.»
Eine Landeshymne, die seit 1841 in allen ihren vier Strophen bis heute und immer noch behauptet, dass die SchweizerInnen die frommen Seelen haben und als solche durch ihr Leben gehen sollen. Wenn wir nur so wären und unser Schicksal nur dem Herr Gott überliessen, wo wären wir dann heute. Zum Glück hat eine Heimat sehr viele anderen Wege und Orte, die für uns die ersehnte Geborgenheit bedeuten können. Mit einem Psalm oder auch ohne.
Das Zelebrieren des Lebens hat mit der Freiheit des Menschen zu tun und vor allem mit der Akzeptanz der Vielfalt des Lebens, der Menschen selbst und nicht der Rassen, der Gesellschaften und dem Bewusstsein über sich selbst und über die Verantwortung für die Anderen zu tragen. So wie auch ein Nationalfeiertag eines grossartigen Landes wie die Schweiz ist. Ob wir den Text des Schweizer Psalms auswendig können oder nicht. Dies sollte keinen wundern: In diesem ursprünglich Messegesang mit dem Titel „Diligam te Domine“ ist ja, selbst die Sprache schon längst verrostet.
Wir Menschen wollen nach vorne schauen. Oder sehe ich das falsch? Schon längst erkennen wir bezüglich der Rolle der Religion die unschönen Prozesse in den Gesellschaften. Darüber hinaus empören, bekriegen uns gegenseitig über deren Nebenwirkungen in vielen Diskussionen, doch selbst besingen wir die religiösen Inhalte zu unserem Nationalfeiertag.
Doppelmoral und Dualität in unserer Denk,- Lebens -Art und Weise. Wir sind daran irgendwie schon gewohnt. Unser Patriotismus wacht auf. Zumindest einmal im Jahr, am 1. August. Dabei interessiert uns nicht wirklich, ob das Heimatland zu den Friedenszeiten zu uns auch fair und liebevoll war. Im Gegenteil es soll das Höhenfeuer, Feuerwerk, Festreden und Musik her. Alles ist wieder gut und wir preisen die Heimat. Auch nicht wissend, ob sie wirklich unsere Heimat ist.
Bist du auf deine Heimat immer noch stolz?
Koisyn Schneider ist Autorin, freie Journalistin, Erwachsenen-Ausbilderin, Dolmetscherin, Trainerin interkulturelle Kompetenzen, Schauspielerin, Radio Moderatorin und wohnt in Büren, Solothurn
Hier noch ein Artikel von Marcel Rohr zu diesem Thema; Basler Zeitung, Titelseite:
Die Sprache. Du hast diese oder nicht.
4 MonateVielen-vielen Dank, liebe Daniela Mitterlehner 🙏❤️🇨🇭
Enjoy Life
4 MonateIch stimme zu. Vielen Dank Koisyn
Die Sprache. Du hast diese oder nicht.
4 MonateLieber Jörg Schneegass ❤️ Lieber Richard Kopf ❤️ Worauf wir stolz sind, sollte uns auch eine gute Unterstützung sein. Einen schönen Tag noch!🇨🇭