Die Macht der Pause
Empfinden Sie den Dezember auch als sehr stressbehafteten Monat? Viele Projekte, die seit Wochen oder Monaten in Schubladen und Dateiverzeichnissen schlummern, sollen doch noch bis Jahresende abgeschlossen werden. Meetings für die Folgeprojekte sollen ebenfalls noch im alten Jahr stattfinden. Gleichzeitig stehen Jahresendgespräche an und es werden Beförderungen ausgesprochen oder verweigert.
Marathon bis Jahresende
Ein befreundeter Unternehmensberater erzählte mir Ende November, er sei zu 16 Weihnachtsfeiern eingeladen. Wir versuchten dann zu ermitteln, wie viel Bier ein Mann bis Weihnachten trinken kann, ohne körperliche Schäden davonzutragen.
Kurz gesagt: für viele Menschen hat der Dezember längst den Glanz der Weihnacht verloren – es geht oft nur mehr darum, die angehäufte Arbeit bis zum Jahreswechsel abzuarbeiten.
Vom Disstress zum Eustress
Ich selbst konnte mich diesem Trubel nicht ganz entziehen. Obschon man als Unternehmer natürlich selbst für seine Arbeitslast verantwortlich ist. Ich arbeite grundsätzlich mit großem Eifer und auch Freude an den Projekten meiner Kunden. Insbesondere dann, wenn Kunden meine Arbeit wertschätzen und mir dies offen mitteilen. Das hat viel mit der Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns zu tun. In meinen Lieblingsprojekten fühle ich mich nicht als Opfer, das gegen die Räder einer Windmühle kämpft. Sondern als Sinnstifter und Stützpfeiler, der zum Gelingen eines komplexen Projektes beiträgt. Dann wird der Disstress zum Eustress und die investierte Zeit wird unerheblich, vergeht wie im Fluge.
Duracell?
Bei aller Freude und Begeisterung für die Aufgaben, die mir gestellt werden, vergesse ich jedoch auf den Ladezustand der eignen Batterien zu achten. Zu groß ist die Neugierde (und zu eng sind die gesetzten Fristen). Oft schließt sich ein Projekt unmittelbar an das nächste an. Das freut den Unternehmer –allein der Arbeiter muss es verkraften!
Pause tut Not
Wie wohltuend und erfrischend sind dann die kleinen Fluchten des Alltags. Ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft. Meditation vor dem Frühstück. Kardiotraining. Oder einfach Maultaschen und Bier. Vermutlich findet jeder Mensch eine Möglichkeit, um zwischendurch ‚Luft zu holen‘. Schokolade soll auch funktionieren, habe ich mir sagen lassen. Ich bevorzuge Toast Hawaii (Cocktailkirsche nicht vergessen!).
Take a break, old man!
Trotz sämtlicher Fluchten und Pausen: irgendwann ist der Akku leer. Ende Dezember ging es mir beispielsweise so. Ich fühlte mich abgekämpft und erschöpft und sehnte mich nach einer längeren Pause.
Diese kam auch in Form eines wunderschönen Skitrips mit der Familie. Ganz viele Plätzchen, Zeit zum Skilaufen, Reden, Kochen und Essen. Gute Gespräche und lange Ausschlafen. Das tut gut, bringt den Geist auf andere Gedanken. Unmerklich schöpft die Seele wieder Kraft. Man kommt zu sich, und zu den Anderen. Man bekommt wieder den Durchblick, Überblick. Auf den Kirchturm steigen für die Vogelperspektive. Ich selbst gehe sogar so weit, meine Ideen und Ziele für das kommende Jahr aufzuschreiben. Damit wird’s verbindlich (und vor allem kann ich es nicht mehr vergessen, was bei mir ganz schnell passiert).
Lust auf mehr?
Nach einigen Tagen Auszeit und der richtigen Mischung aus Nusshörnli, Rösti und Ovomaltine im Blutkreislauf kommt auch die Neugier wieder zurück. Also die Lust auf neue Projekte, neue Herausforderungen. Ein wenig wie Odysseus kurz vor dem nächsten Abenteuer. Ich freue mich nun auf den Januar und fühle mich der Hektik, die sich traditionell im 1. Quartal einstellt, gewappnet.
Schauen wir mal, ob ich diese Aussage noch bereuen werde. Wer weiß schon, was hinter der nächsten Biegung liegt. Da halte ich es einfach mit dem jüngsten Zitat einer prominenten Politikerin: „Überraschen wir uns einmal mehr damit, was wir können.“
In diesem Sinne: Glückauf aus der Denkstube!
Christof Kocher
Danke Herr Linse, ich arbeite daran!
Das ist nur meine Meinung. Gerne erfahre ich Ihre!
4 JahreReife Körper zeigen an, wenn sie eine Pause brauchen. Das beste ist allerdings, wenn man eine Pause macht, bevor sich der Körper meldet. Radrennfahrer haben schon verloren, wenn sie ein Hungergefühl bekommen. Der Modebegriff "Achtsamkeit" geht auch in diese Richtung. Also machen Sie Pause, bevor Sie müde werden. Das ist wahre Disziplin.