Die neue Friesenbrücke bei Weener
Im Rahmen des Neubaus der Friesenbrücke bei Weener war es die Aufgabe von LICHT.RAUM.TECHNIK, eine Lichtplanung zu entwickeln, die sowohl den technischen Anforderungen der DB als auch den ästhetischen Ansprüchen dieses besonderen Bauwerks gerecht wird. Dabei lag der Fokus darauf, die Brücke nicht nur funktional für den Bahn- und Personenverkehr auszuleuchten, sondern auch den Besonderheiten der Sicherheit der Schifffahrt gerecht zu werden.
Schwere Beschädigungen an ursprünglicher Brücke
Die alte Friesenbrücke wurde im Dezember 2015 durch die Kollision eines Frachtschiffs schwer beschädigt und stürzte teilweise ein. Dieser Vorfall unterbrach die Bahnstrecke zwischen Leer und Groningen und führte zu erheblichen Einschränkungen im Schienenverkehr, die bis heute andauern. Die alte Friesenbrücke, ursprünglich 1926 errichtet, war bis zu ihrem Einsturz die längste Drehbrücke Europas.
Die Konstruktion der neuen Drehbrücke
Die neue Friesenbrücke, deren Bauplanung 2020 begonnen hat, wird nach ihrer Fertigstellung nicht nur die ursprüngliche Anbindung wiederherstellen, sondern auch ein beeindruckendes Ingenieurbauwerk darstellen. Der Neubau symbolisiert sowohl den Wiederaufbau der Infrastruktur als auch den Fortschritt in der Ingenieurkunst und den Erhalt einer wichtigen Verkehrsverbindung zwischen Deutschland und den Niederlanden.
Mit einer Gesamtlänge von 335 Metern und einer Stahlfachwerkkonstruktion besteht die Brücke aus zwei Vorlandbrücken und einem beweglichen Mittelteil von 145 Metern Länge, das auf einem Drehpfeiler im Flussbett lagert. Die innovative Maschinentechnik der Brücke ermöglicht es, das 1.800 Tonnen schwere Mittelstück innerhalb weniger Minuten um 90 Grad zu drehen, wodurch eine Durchfahrtsbreite von 57 Metern für große Seeschiffe entsteht.
Für zusätzliche Sicherheit sorgen Leitwerkdalben, die den Schiffen Führung geben, sie durch die Engstelle leiten und das Bauwerk vor Schiffsstoß schützen.
Fußgänger und Radfahrer können auf einem 2,5 Meter breiten Weg, der neben der Bahntrasse verläuft, den Fluss überqueren. Die Friesenbrücke bei Weener wird nach ihrer Fertigstellung Europas größte Bahndrehbrücke sein.
Symbolischer Baustart im Juli 2021
Nachdem das Eisenbahn-Bundesamt den Planfeststellungsbeschluss erlassen hatte, erfolgte der symbolische Baustart für das Projekt. Im Verlauf der Bauarbeiten wurden ab 2022 umfangreiche Maßnahmen umgesetzt, darunter der Abriss der alten Brücke, Rodungsarbeiten und die Einrichtung eines Dükers zur Durchführung von Kabeln unter der Ems. Die Baukosten wurden auf rund 200 Millionen Euro geschätzt. Im Februar 2024 wurde der separate Grundstein für das Herzstück, den Drehpfeiler gelegt. Die Eröffnung der Brücke ist für das Jahr 2025 geplant.
Um das große öffentliche Interesse am Bau der Brücke zu berücksichtigen, wurde im April 2023 eine Aussichtsplattform am Deich errichtet, von der aus Besucher die Baufortschritte verfolgen können. Zusätzlich wurde im Dezember 2023 ein multimediales Bauinformationscenter eröffnet. Die neue Friesenbrücke wird nicht nur die wichtige Bahnverbindung zwischen Deutschland und den Niederlanden wiederherstellen, sondern auch als technisches Meisterwerk die Region bereichern.
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Beleuchtung für die Drehbrücke und die Verkehrswege
Das Besondere bei der Beleuchtung der Brücke in Bezug auf die Schifffahrt ist, dass die Beleuchtung so gestaltet sein muss, dass sie die Navigation der Schiffe nicht beeinträchtigt. Das bedeutet, dass die Leuchten die Schiffsführer nicht blenden dürfen und keine Verwirrung mit den Navigationslichtern oder anderen Signalen auf dem Wasser verursachen. Zudem muss die Anstrahlung so ausgeführt werden, dass sie die Struktur der Brücke und eventuelle Hindernisse im Wasser klar sichtbar macht, um die Sicherheit des Schiffsverkehrs zu gewährleisten. Es ist wichtig, dass die Beleuchtung auch bei schlechten Wetterbedingungen oder in der Nacht effektiv ist und klare Orientierung gibt.
Die Aufgabe von LICHT.RAUM.TECHNIK war die Planung und Lichtberechnung der gesamten Beleuchtung nach den Vorgaben der DB-Baubeschreibung, in Abstimmung mit der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV).
Die Planung umfasst neben der Anstrahlung der Brückenkonstruktion auch die Bereiche Fuß- und Radweg, Dienstwege, Wartungsbeleuchtung auf den Plattformen der Pfeiler und die Innenbeleuchtungen in den Brückenpfeilern, insbesondere die des Drehpfeilers mit der Hubtechnik.
Sicherheit für die Schifffahrt
Die für die Schifffahrt relevante Beleuchtung der Dalben, die optimale Kenntlichmachung der Durchfahrten und Brückenkanten und die Sichtbarkeit der Achs-Pfeiler waren wichtigster Schwerpunkt der gesamten Lichtplanung.
Um die speziellen Anforderungen des WSV an die Beleuchtung der Schifffahrtszeichen zu erfüllen, die Tafelzeichen mit Leuchten in Klasse E2 nach TFV-07 anzustrahlen, wurde hier auf nautische Leuchten mit einer entsprechenden Systemzulassung zurückgegriffen.
Dalben Beleuchtung mit indirektem Licht
Um eine optimale und blendfreie Sichtbarkeit der Dalben zu ermöglichen, wird ein bewährtes System verbaut, welches bereits erfolgreich beim Emssperrwerk eingesetzt wurde. Hierbei werden weiße Kegel auf den Dalbenköpfen angebracht und über eine Sonderkonstruktion mit Strahlern von oben beleuchtet.
Die weiße Oberfläche des Kegels streut das Licht diffus. Das bedeutet, dass das auftreffende Licht gleichmäßig in alle Richtungen verteilt wird. Diese diffuse Reflexion sorgt dafür, dass das Licht nicht in konzentrierter Form zurückgeworfen wird, sondern in einem breiten Winkel verteilt wird, was das Licht für die Schifffahrt blendfrei macht. Für das Bauvorhaben wurde eine LED-Sonderleuchte mit spezieller Lichtfarbe und Abstrahlcharakteristik entwickelt.
Lichtberechnung am 3D Modell
Für die Lichtplanung wurde ein 3D Modell erstellt, aus dem sämtliche lichttechnischen Werte entnommen werden konnten und das Zusammenspiel aller Leuchten dargestellt wurde.
Der gezielte Einsatz von Licht macht die Drehbrücke auch bei Nacht zu einem echten Hingucker. Die Anstrahlung der Knotenpunkte in der Brückenkonstruktion, die Fuß- und Fahrradwege, die indirekt über die Handläufe ausgeleuchtet werden und die Kenntlichmachung der Wasserwege und Durchfahrten sind ein harmonisches Zusammenspiel für die neue Friesenbrücke - Europas größte Bahndrehbrücke, mit Fertigstellung in 2025.
Fotos & Grafiken:
LCIHT.RAUM.TECHNIK, DB InfraGO AG, Eberhardt - die Ingenieure, HenSti, H. Boedecker