Die Null-Grenzkosten Gesellschaft

Die Null-Grenzkosten Gesellschaft

In diesem Beitrag möchte ich noch einmal die Vision einer Null-Grenzkosten Gesellschaft erklären und aufzeigen, warum wir uns dieser immer mehr annähern.

In den ersten Beiträgen habe ich zunächst eine Utopie für den maximalen Wohlstand hergeleitet und anschließend weitere Erläuterungen zur maximalen Produktivität gegeben. Weitere wichtige Artikel behandeln die Eigenschaften von Pfadabhängigkeiten und die Eigenschaften von Technologiekurven.

Die Grenzkosten sind in der Betriebswirtschaft diejenigen Kosten, die durch die Produktion einer zusätzlichen Mengeneinheit eines Produktes entstehen. Eine zunehmende Produktivität aufgrund von effizienteren Technologien und eine automatisierte Produktion verringert demnach die Grenzkosten gegen null. In dem Beitrag zu den Erläuterungen zur maximalen Produktivität hatte ich bereits erwähnt, dass Gewinne langfristig nur mit einem Produktivitätsvorsprung möglich sind, denn hat der Wettbewerb eine gleiche Produktivität, so herrscht Preiskampf, der die Margen sinken lässt. Sobald wir also Technologien haben, deren Produktivität nahezu unendlich, bzw. deren Grenzkosten nahezu null sind, so werden auch einige Geschäftsmodelle nicht mehr rentabel sein.

Demnach lautet die Vision: Bei einer vollständigen Automatisierung, bei der selbst die Instandhaltung automatisiert ist, hätten wir demnach maximale Produktivität, keine Gewinne, keine Arbeit, aber die Zielgrößen des Wohlstands erreicht.

Sehen wir bereits heute Anzeichen einer solchen Null-Grenzkosten Gesellschaft?

Heutzutage zahlt man nicht mehr für eine SMS, eine Zeitung oder für das Entwickeln eines Fotos. Allenfalls zahlt man noch für individuellen Luxus, wie etwa einen Brief, spezifische Informationen oder ein Fotobuch. Eine SMS, eine Zeitung oder das Entwickeln eines Fotos sind heutzutage keine großen Geschäftsmodelle für die Masse mehr, aber sehr wohl das Verkaufen eines Smartphones mit Zugang zum Internet. Denn es ist egal, wieviel an SMS verschickt, wie viele Nachrichten konsumiert oder Fotos geschossen werden. Wir sehen also, dass sich die Kommunikations- und Informationsindustrie durch die hohen Produktivitätsgewinne der Internetökonomie in wenigen Jahren stark verändert hat. Ebenso wird sich das Geschäft mit der Energiemenge oder der Transportstrecke auf Grund der Produktivitätssprünge durch Photovoltaikanlagen und autonomen elektrischen Autos in den nächsten Jahren auflösen.

Im Folgenden möchte ich aus dem Buch „Die Null-Grenzkosten Gesellschaft“ von Jeremy Rifkin zitieren und die Passagen im Bezug auf meinen Blog einordnen.

„Über die geringeren fixen Kosten hinaus senkt das Internet-der-Dinge auch die Grenzkosten von Kommunikation, Energie- und Logistik bei der Produktion und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen. Indem es praktisch alle verbliebenen Mittelsmänner ausschaltet, die in jeder Phase der Wertschöpfungskette Transaktionskosten aufschlagen, können kleine und mittelgroße Firmen, sowie Milliarden von Prosumenten ihre Güter und Dienstleistungen direkt bei Grenzkosten von nahezu null in den Netzwerken miteinander teilen.“ – Jeremy Rifkin

In meinen Beiträgen über die Veränderung der Energie-Transport-Informations-Matrix hatte ich ebenfalls von den Veränderungen der Basistechnologien berichtet. Die neuen Technologien haben die Eigenschaft, dass sie auf dezentralen, kollaborativen Netzwerken basieren und die Wertschöpfungsketten der alten Infrastruktur umgehen, da die Mittelsmänner aufgrund von Peer-to-Peer Interaktion nicht mehr benötigt werden.

„Folge von alledem ist, dass die Unternehmensmonopole des 20. Jahrhunderts sich jetzt einer disruptiven Bedrohung von unberechenbaren Ausmaßen in Form, der sich herausbildenden Internet-der-Dinge-Infrastruktur gegenübersehen. Neue Arten von Unternehmen können sich im Plug-and-Play Verfahren in das Internet-der-Dinge einklinken und mithilfe seiner offenen, dezentralen und kollaborativen Architektur durch Peer-Produktion laterale Skaleneffekte erzielen und so praktisch alle noch verbliebenen Mittelsmänner eliminieren. Diese Kompression führt zu einer dramatischen Steigerung von Effizienz und Produktivität, während sie gleichzeitig die Grenzkosten gegen nahezu null rückt, was zu Produktion und Verteilung nahe kostenloser Güter und Dienstleistungen führt. So sehr sich die vertikalen integrierten Monopole der Zweiten Industriellen Revolution des 20. Jahrhunderts auch des Angriffs zu erwehren versuchen, ihre Bemühungen erweisen sich als fruchtlos. Die riesigen Monopole, die über Musikbranche, Verlagsindustrie, Print- und elektronische Medien sowie weite Teile der Unterhaltungsindustrie herrschten, haben die schockierende, Grenzkosten schmelzende Wirkung der Skaleneffekte einer Peer-Produktion in lateral integrierten Netzwerken am eigenen Leibe erfahren. Mit zunehmender Reifung der Internet-der-Dinge Infrastruktur dürfen wir mit der Niederlage vieler Konzernriesen rechnen – von der Energiebranche über Kommunikation und Herstellung bis hin zum Dienstleistungssektor.“ -Jeremy Rifkin

Hierzu empfehle ich meinen Beitrag zur „Veränderung der Machtverhältnisse“. Diese riesigen Konzerne des 20. Jahrhunderts sind alle in einer Pfadabhängigkeit gefangen, weil ihre bisherigen Geschäftsmodelle nicht mehr funktionieren. Mit Hilfe von Politik und dem System des billigen Geldes werden diese Konzerne aktuell noch subventioniert und am Leben gehalten, doch mit fortschreitender Entwicklung werden diese hierarchischen Strukturen immer weiter zurück gehen. Sollten viele dieser Unternehmen gleichzeitig insolvent gehen, so wird sich eine Wirtschaftskrise nicht verhindern lassen. Mehr dazu im Beitrag warum Technologiesprünge Wirtschaftskrisen auslösen können.

„Die Möglichkeit, an jedem beliebigen Ort mit Anschluss an die Infrastruktur des Internets der Dinge physische Güter sowohl zu produzieren, zu vermarkten als auch zu verteilen, wird eine dramatische Wirkung auf die räumliche Organisation der Gesellschaft haben. Die erste industrielle Revolution förderte die Entwicklung dichter urbaner Zentren. Fabriken und logistische Netzwerke mussten sich in den Städten und um sie herum ansiedeln, wo es Eisenbahnknoten gab, über die sich Energie und Rohstoffe von Lieferanten der vorgelagerten Lieferkette heranschaffen und die fertigen Produkte an Groß- und Einzelhandel ausliefern ließen. Die Arbeiterschaft hatte so zu wohnen, dass Fabrik oder Büro zu Fuß oder mit Nahverkehrszug und Straßenbahnen zu erreichen waren. Während der zweiten Industriellen Revolution wanderte die Produktion von den dicht besiedelten urbanen Zentren in die vorstädtischen Industriegebiete ab, die über die Ausfahrten des nationalen Fernstraßensystems zu erreichen waren. Der Transport verlagerte sich von der Bahn auf die Straße, und die Arbeiterschaft begann mit dem Auto zur Arbeit zu fahren.“- Jeremy Rifkin

In meinen Beiträgen „Die Ursache für den Wohlstand vieler Metropolen“ und „Auf- und absteigende Unternehmen und Regionen“ habe ich diese Entwicklung ebenfalls behandelt.

„Auf der anderen Seite eignet sich ein dezentralisiertes, kollaboratives, lateral skaliertes, Peer-to-Peer organisiertes Kommunikationsmedium ideal zur Verwaltung erneuerbarer Energien, die von Natur aus dezentral sind und am besten kollaborativ verwaltet werden, sich für die Peer-Produktion eignen und sich lateral über die ganze Gesellschaft skalieren. Zusammen bilden Internetkommunikation und erneuerbare Energien die unteilbare Matrix für eine Basisinfrastruktur. Die Basisinfrastruktur umfasst drei ineinander verzahnte Internets: Ein Kommunikationsinternet, ein Energieinternet und ein Logistikinternet. Zu einem einzigen interaktiven System – dem Internet-der-Dinge – vernetzt, liefern diese drei Internets einen Fluss von Big Data über das Kommen und Gehen der Gesellschaft, der – im Sinne eines Strebens nach „Extremer Produktivität“ und einer Null-Grenzkosten-Gesellschaft – kollaborativ in globalen Netzwerken von der ganzen Menschheit abzurufen ist.“ – Jeremy Rifkin

Auch zu diesem Abschnitt habe ich bereits Beiträge wie „Erläuterungen zur maximalen Produktivität“ oder „Die Energie-Transport-Informations-Matrix“ sowie „Die Eigenschaften der neuen Technologien“ geschrieben, welche diese Veränderungen beschreiben.

Insgesamt streben wir auf eine Null-Grenzkosten Gesellschaft zu in der aufgrund der hohen Produktivität die Kosten für den Informationsaustausch, die Energiegewinnung und den Transport nahezu null sein werden. Lediglich die Instandhaltung der Infrastrukturen wird noch Arbeitskräfte binden, nicht aber das Benutzen der Infrastruktur. Dies alles bedeutet, dass der Renditewahn der Konzerne technisch nicht machbar sein wird. Ebenfalls werden die Aktienindizes nicht langfristig steigen und die Schuldenberge werden nicht abbezahlt werden können. Unser Kreditgeldsystem ist demnach nicht für diese Entwicklung vorbereitet und steht wie die Konzerne am Ende. Die niedrigen Zinsen halten die Patienten derzeit noch am Leben, doch die Maschinen werden bald abgeschaltet werden müssen, denn der Geldsozialismus und die Veränderungen der Wertschöpfungsketten führen weltweit zu absurden politischen Agenden und unruhigen Bevölkerungen.

Ich freue mich, wenn ich dich mit diesem Beitrag inspirieren konnte und wenn du meinen Newsletter abonnierst, damit du keine weiteren Beiträge mehr verpasst.

Mit besten Grüßen

Leo Mattes

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