Diese fünf Punkte kennzeichnen erfolgreiche „digitale“ Geschäftsmodelle
Bricht eine „revolutionäre“ Innovation über einen Industriezweig herein, verlieren zumeist die traditionellen Player in der Branche. Genau dieselbe Gefahr droht auch der Druckindustrie im Rahmen der digitalen Transformation. Die Online-Druckereien sind ein gutes Beispiel dafür. Vor allem neue Player (und nicht die traditionellen Druckhäuser) sind in diesem Bereich erfolgreich. Daher ist es wichtig, die Regeln der digitalen Innovation zu verstehen, um die eigenen Geschäftsmodelle darauf hin anzupassen. Oder anders formuliert: Von digitalen Geschäftsmodellen zu lernen, heißt für Druckereien überleben zu lernen!
Es gibt eine Vielzahl erfolgreicher digitaler Geschäftsmodelle. Nahezu täglich entstehen neue Ideen, von denen die meisten aber ziemlich schnell wieder verschwinden. Doch einige sind nachhaltig gewinnbringend. Die Erfolgsfaktoren dieser Geschäftsmodelle zu verstehen, ist für die Bewertung des eigenen Unternehmenskonzepts, das in der digitalen Welt funktionieren soll, unabdingbar. Nachfolgend habe ich einige Charakteristika zusammengeführt, die grundsätzlich für erfolgreiche digitale Online-Geschäftsmodelle gelten:
- Simplizität für den Kunden
Für den Kunden muss es einfach und bequem sein. Dies ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg eines digitalen Geschäftsmodells. Amazon patentierte die „One Klick“-Bestellung sogar. Die Erfahrung der Anwender im privaten Umgang mit digitalen Services wirkt sich immer mehr auch auf das Geschäftsleben aus. Ein Anwender, der am Wochenende eine Geburtstagseinladungskarte mit einem Klick beim Onlinedrucker bestellt, wird am nächsten Tag die Firmendrucksachen genauso abwickeln wollen.
- Anytime & Anywhere
Das Internet entkoppelt uns von Zeit und Raum. Der Benutzer kann jederzeit alles an jedem beliebigen Ort der Welt machen. Die Entkoppelung vom Ort ist mit dem Siegeszug des mobilen Internets und den Smartphones noch stärker vorangeschritten. Erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle greifen den Aspekt auf, dass Kunden alles zu jeder Zeit tun wollen.
- Plattformen
Die erfolgreichsten Online-Geschäftsmodelle basieren auf dem erfolgreichen Betrieb von Plattformen. Plattformen bilden die Basis für die Abwicklung von Interaktionen und Transaktionen. eBay – der größte Online-Marktplatz der Welt – startete als Consumer-to-Consumer-Marktplatz und entwickelte sich weiter zu einer Business-to-Consumer-Plattform. Neben Marktplätzen sind Soziale Netzwerke typische Vertreter von Plattformen. Twitter oder Facebook sind Online-Plattformen, die Usern erlauben, miteinander zu kommunizieren und zu interagieren. Plattformen organisieren die Verbindung zwischen Agierenden im Internet und kontrollieren diese Verbindung. Der beste und erfolgreichste Vertreter dafür ist Google. Google ist schon längst nicht mehr „nur“ Anbieter einer Suchmaschine. Google bietet die Plattform an, in der wir Informationen im Internet finden. Google ist einer der Gatekeeper, der unseren Zugang zum Internet kontrolliert. Genau diese Rolle versucht der Konzern auch für das Internet der Dinge (IoT) zu erreichen, indem die technischen Plattformen und eingesetzten Standards und Technologien von Google bereitgestellt werden. Die Transformation eines erfolgreichen Online-Angebots zu einer Plattform ist schwierig und ist nicht immer erfolgreich. Ein Beispiel dafür ist das Scheitern von Apple mit „Ping“. Die Erweiterung von iTunes um ein soziales Netzwerk scheiterte grandios.
- Geschwindigkeit und „weniger ist mehr“
Alle erfolgreichen Online-Player wandeln sich kontinuierlich. Auch wurden ursprüngliche Ideen und Ansätze weiterentwickelt oder sogar vollständig geändert. Am Anfang hatte man sich immer auf wenig Funktionalität konzentriert und diese wurde so schnell wie möglich auf den Markt gebracht. Dieses Trial & Error-Prinzip findet sich in dem Beta-Stadium solcher Systeme und Geschäftsmodelle wieder.
- „Es kann nur einen geben“
In der Online-Welt setzen sich langfristig nur wenige Player in einem speziellen Segment durch. Google ist die dominierende Suchmaschine (Web-Plattform), Amazon ist der führende Online-Händler, Facebook hat mit Abstand die meisten Nutzer der Sozialen Netzwerke. Die sehr hohen Investitionskosten und die extrem kurzen Innovationszyklen zwingen zu einer schnellen Konsolidierung und Konzentration. (Horst Huber)
Dieser Kommentar ist ein Auszug aus dem Artikel „Wie sehen sie aus – die erfolgreichen Geschäftsmodelle der Zukunft?“ von Horst Huber (CEO Werk II GmbH) aus dem Fachmagazin Deutscher Drucker Nr. 11/2017. Bestellen Sie das Heft hier. [780]