Don´t think twice – Wieso man sich für Entscheidungen weniger Zeit lassen sollte.
Wenn das Gedanken- und Grübelkarussell wieder losgeht, verschwendet man Zeit und Energie dafür, alle Eventualitäten durchzuspielen, dass am Ende keine Kraft mehr für die tatsächliche Handlung übrig bleibt. Dabei ist es ein Trugschluss, durch penibles Durchdenken der Entscheidung das Leben kontrollieren zu können. Zum einen kommt es meistens immer anders, zum anderen fokussiert man sich bekannter Weise auf negative Eventualitäten.
Dabei sind Neues wagen und Risiken eingehen notwendige Bausteine für Erfolg und Wachstum. Um das Leben und alles was es potenziell zu bieten hat, auszuschöpfen, ist es wichtig, auch mal waghalsige Entscheidungen zu treffen und sich unerwarteten Konsequenzen auszusetzen, in dem man beispielsweise eine Aufgabe oder Tätigkeit im Job übernimmt, der man sich eigentlich nicht gewachsen fühlt.
Ganz nach dem Sinnspruch "Things happen when you do things", muss man zulassen, Entscheidungen auch mal schnell zu treffen. Dafür kann man Entscheidungsfreude wie einen Muskel trainieren: Je mehr und leichter man Entscheidungen trifft, desto entscheidungsfreudiger und selbstsicherer wird man.
Im Arbeitsleben wird immer viel von Fehlerkultur gesprochen, aber kaum wirklich gelebt. Das hemmt natürlich, freier und schneller zu entscheiden. Allerdings kann auch das trainiert werden. Die Learnings sind nach negativen Outcomes oft größer, als nach positiven – aber nur, wenn man offen darüber spricht. Außerdem stärkt jede Entscheidung die Person, die sie getroffen hat – Resilienz wird gesteigert, die Hemmschwelle zur Entscheidungsfreude wird abgebaut und Bewegung kommt rein.
Um sich über Entscheidungen weniger den Kopf zerbrechen, sie nicht auf die lange Bank schieben und quasi aus dem Bauch heraus treffen, sollte man einem wichtigen Entscheidungsfaktor mehr Raum geben: Der Intuition.
Es herrscht der Irrglaube, dass es eine Trennung zwischen „Kopf-“ und „Bauch“-Entscheidungen gibt. Der Bauch, also die Intuition, ist in der Lage uns innerhalb von Sekunden einen Weg zu weisen. Wenn dann der „Kopf“ etwas anderes sagt, ist es meistens weil das Grübeln und Overthinking gestartet ist oder man andere Menschen eingeladen hat, für sich die Entscheidung zu treffen – in dem man sie nach der Meinung gefragt hat. Das birgt oft die Gefahr, dass man die Verbindung zu sich selbst verliert.
Die Kunst ist es hier, eine Balance zu finden, ganz bei sich zu bleiben, und die Gefühlswelt nicht mehr konträr zum logischen Denken und den „Hard facts“ zu sehen, sondern sich beides ergänzen zu lassen.
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Und jetzt noch 3 Quick Tipps, die bei einer Entscheidungen schnell helfen können:
1. Fokus: Viele Entscheidungen können auch lähmen. Deswegen sollte man sich aussuchen, welche Entscheidungen tatsächlich gerade wichtig sind und wo etwas riskiert werden soll. Bei allen anderen Entscheidungen kann man sich eine Deadline setzen, um das Kopfkino zu beenden. Das spart Zeit und Kraft für Wichtigeres.
2. Blick in die Zukuft: Wie würde man sich in 10 Wochen, 10 Monaten oder 10 Jahren entscheiden? Dann ist das vermutlich auch jetzt schon die richtige Entscheidung.
3. Perspektivwechsel: Manchmal ist es einfacher, für jemand anderen eine Entscheidung zu treffen, als für sich selbst. Vor allem sieht man die eigenen Handlungen meist viel kritischer und die Zukunftsmöglichkeiten negativer, als wenn man einer außenstehenden Person einen Tipp geben würde.
Wer mehr dazu lesen möchte, dem kann ich das Buch von Melody Wilding "Trust Yourself: Stop Overthinking and Channel Your Emotions for Success at Work" empfehlen. Inspirierend, prägnant, mit vielen Anwendungen und Übungen.
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Diese Gedanken erschienen in Auszügen erstmalig im Abo des Blogmagazins ohhhmhhh.de in meiner Karriere-Kolumne "Lunch-Date mit Marina".