Doppelspitze im Unternehmen. Aus zwei mach mehr.

Seit 9 Jahren verbringe ich meine ‚Wachzeit‘ überwiegend mit meiner Geschäftspartnerin, Alaitz. Nicht mit meinem Mann, nicht mit meinen beiden Kindern. Umso wichtiger ist es, dass unsere Beziehung als Doppelspitze menschlich wie beruflich erfolgreich ist.

Aus Gesprächen mit anderen Unternehmern weiß ich, dass es bei vielen Doppelspitzen Reibereien gibt, die der Unternehmensführung abträglich sind. Das ist Schade, denn aus meiner Sicht ist die Doppelspitze ideal, um Familie und Karriere zu verbinden. Und dass nicht nur für junge Frauen, sondern auch für die Väter da draußen.

Von Anfang an haben Alaitz und ich unsere Partnerschaft sehr geschützt – vor allem vor Problemen, die im turbulenten Unternehmeralltag entstehen und zu ernsthaften Gefahren für die Partnerschaft und somit für das Unternehmen werden können.

Aus meiner Sicht sind neben Vertrauen einige Verhaltensregeln für das Gelingen einer Doppelspitze entscheidend:

1)     Genaue Arbeitszeit notieren. Wer mehr arbeitet, muss besser vergütet werden. Ganz einfach. Wir halten dies in einer einfachen Excel-Tabelle fest. Wenn eine das Gefühl hat über einen längeren Zeitraum wesentlich mehr zu arbeiten, können die Zeitangaben aus der elektronischen Schublade gezogen werden – somit sind klare Fakten geschaffen und die Diskussionsgrundlage basiert nicht auf einem vorwurfsvollen „ich arbeite mehr als du“-Gefühl, das für mehr Streit als Lösungen sorgt.

2)     Aufgaben teilen. Es muss klar definiert sein, wer welche Aufgaben verantwortet und auch wer geradestehen muss, wenn etwas nicht gelingt. Wir haben die Bereiche Personal, Controlling, Tägliche Leitung der Teams, Administration, Recht & Steuern, IT-Entwicklung, Strategie & Unternehmensentwicklung sowie Marketing & Werbung unter uns aufgeteilt. Es ist uns wichtig, dass die Verantwortungsbereiche transparent geführt werden, damit beide zu jeder Zeit auf dem aktuellen Stand sind. Am Jahresanfang werden Ziele gesteckt, die in regelmäßigen Abständen überprüft werden.

3)     Laufend Unternehmensziele mit den persönlichen Wünschen offen und ehrlich abgleichen. Im Arbeitsalltag merkt man nicht immer, dass nicht nur Deadlines, sondern auch Lebensjahre an Land ziehen. Dabei verändern sich häufig auch die eigenen Wünsche und Ziele – und dass nicht analog zu den Wünschen und Zielen der Geschäftspartnerin. Bevor man verspätet feststellt, dass die eine lieber 20 Stunden arbeitet und sich mehr der Familie widmen möchte, während der Counterpart für die Unternehmensexpansion brennt, sollten persönliche Wünsche und Unternehmensziele ehrlich diskutiert und abgestimmt werden. Es gibt immer Lösungen für unterschiedliche Prioritäten, aber nur, wenn diese rechtzeitig und ehrlich kommuniziert werden.

4)     Sich der Verantwortung als Doppelspitze bewusst sein. So wie Familien nur funktionieren, wenn die Eltern als Paar zusammenhalten, so hängt der Erfolg und Bestand des Unternehmens von dem Gelingen der Doppelspitze ab. Diese Beziehung will gepflegt und von Respekt und Loyalität geprägt sein.

5)     Kommunizieren und informieren. Viele Missverständnisse können durch Kommunikation und Information im Keim erstickt werden. Wir nehmen uns jeden Tag mindestens eine halbe Stunde Zeit über den Alltag und evtl. Problemchen im Unternehmen zu sprechen. Wenn man sich erst bei gravierenden Herausforderungen die Zeit für den Austausch nimmt, besteht das Risiko, dass der Austausch eher von Vorwürfen als von konstruktiver Kritik geprägt ist. Zudem kann man täglich von einander lernen und das Unternehmen effizienter steuern.

Wenn ich mit anderen Doppelspitzen spreche, bin ich immer wieder erstaunt darüber, dass diese und andere Basics nicht eingehalten werden. Wie seht ihr das? Fehlt etwas? Ich freue mich über Feedback.

***Verzeih Rechtschreibfehler und seltsame Ausdrücke - ich bin Ausländerin und habe sprachlich einfach mehr Spaß :-)