Du kannst es nicht: Meinung & Analyse!
Was für eine Woche. Die USA wählen mit großer Mehrheit Donald Trump erneut zum Präsidenten. In Deutschland entlässt Scholz seinen Finanzminister Lindner.
Politische Rhetorik-Analyse – Warum Kritik oft auf emotionale Widerstände stößt
In den letzten Wochen hatte ich die Gelegenheit, fünf Artikel zu veröffentlichen: Drei davon auf Focus Online und zwei Interviews auf Ruhr24. In diesen Beiträgen wurde ich gefragt, meine Meinung zu aktuellen politischen Persönlichkeiten zu äußern – insbesondere im Hinblick auf ihre Rhetorik. Natürlich geht es mir hier nicht darum, persönliche Präferenzen zu kommentieren. Stattdessen lege ich den Fokus auf eine fachliche Rhetorikanalyse: Welcher Politiker überzeugt rhetorisch? Wer könnte in der Argumentation und Überzeugungskraft noch zulegen?
Eine spannende Beobachtung dabei ist die Vielzahl an Rückmeldungen, die mich erreichen – von Kommentaren unter den Artikeln bis hin zu persönlichen E-Mails. Diese reichen von Zustimmung und Begeisterung bis hin zu deutlicher Kritik an meiner „Meinung“ oder vermeintlichen „Inkompetenz“. Interessant ist, dass die Art des Feedbacks oft davon abhängt, ob jemand den analysierten Politiker mag oder nicht.
Aber woran liegt es, dass sachliche Rhetorikanalysen so emotionale Reaktionen hervorrufen können?
Die Antwort liegt in unserer Biologie. Wenn wir lesen, dass jemand, den wir mögen oder dem wir vertrauen, kritisiert wird, reagieren wir emotional. Oft aktiviert das unser limbisches System, speziell die Amygdala, und löst damit eine Stressreaktion aus. Unsere Gedanken werden von Emotionen überlagert, und wir verlieren den Zugang zu unserer kognitiven Kontrolle. Die Folge sind typische Stressreaktionen: Kampf, Flucht, Schockstarre oder die Tendenz, sich in Gruppen zusammenzuschließen, die dieselbe Meinung teilen.
Für mich als Rhetoriktrainer ist diese Reaktion ein spannendes Phänomen. Sie zeigt mir, wie sehr Emotionen und kognitive Reflexion miteinander verknüpft sind. Und natürlich bedeutet das auch, dass meine Analysen nicht nur auf positive Resonanz stoßen – sondern dass manche Leser verärgert sind und möglicherweise sogar die Zusammenarbeit mit mir infrage stellen.
Gleichzeitig schätze ich die Leser und Zuschauer, die den Unterschied zwischen einer persönlichen Meinung und einer professionellen Analyse erkennen. Diese Menschen haben sich oft schon intensiv mit Rhetorik beschäftigt und wissen, dass professionelle Kommunikation mehr ist als nur authentisches Auftreten. Sie erkennen den Unterschied zwischen Authentizität und reflektierter Kommunikation und wissen, dass auch professionelle Sprecher Fehler machen können – aber sie gehen reflektierter und bewusster mit ihren Botschaften um.
Ganz ehrlich? Solche Leser und Zuhörer sind mir die liebsten. Sie verstehen, dass Rhetorik ein Handwerk ist, das gelernt und geübt werden will – und dass eine kritische Analyse nicht bedeutet, die Person dahinter abzuwerten. Sie wissen, dass es mir um eine professionelle Perspektive geht und dass diese keinen Raum für persönliche Sympathien oder Abneigungen lässt.
Ich freue mich, auch in Zukunft weiter zu analysieren und darauf hinzuweisen, wie mächtig Rhetorik in der politischen Arena ist – und darauf, die Menschen zu inspirieren, sich selbst mit Rhetorik und Kommunikation auseinanderzusetzen.
Übrigens: Meine Analysen, aktuell zu SCHOLZ, LINDNER und TRUMP findet ihr alle hier:
Im Interview darf man auch seine Meinung vertreten. Findest Du sie?
Und jetzt die entscheidende Frage: Erkennst Du selbst, wann dein schlauen kognitives System bewertet und wann die Emotionen? Ich bin gespannt auf Deinen Kommentar. Gerne auch mit lustigen Fallbeispielen.
Dein Michael