In Echt?

Mit großen Augen sieht er mich an. Skeptisch, aber auch offen und neugierig auf meine Antwort. „In echt?“, fragt mein 4-jähriger Sohn Konstantin immer dann, wenn er unsicher ist, ob wir Spaß machen oder eine wahre Geschichte erzählen.

Mittlerweile sind diese zwei Worte für mich zu einer magischen Frage geworden. Sie passt erstaunlich oft und bewegt das Gespräch in der Sekunde auf eine andere Ebene.

Sind Sie sicher?

In der Geldveranlagung ist die Überzeugung, mit der eine Meinung geliefert wird, wichtig. Ohne sie wird dem Sender Unsicherheit unterstellt. Dabei ist die starke Überzeugung eine gefährliche Gefühlsregung. Ein kluger Beobachter war der amerikanische Schriftsteller Mark Twain (1835-1910), der einst sagte:

It ain’t what you don’t know that gets you into trouble. It’s what you know for sure that just ain’t so. // Nicht das, was du nicht weißt, bringt dich in Schwierigkeiten. Sondern das, was du sicher zu wissen glaubst, obwohl es gar nicht wahr ist.

Als Investoren kennen wir die Situation. Die eine Aktie, von der wir besonders überzeugt sind, ist prominent im eigenen Depot. Groß dann der Schaden, wenn unsere Annahmen gar nicht wahr waren…

Wie sicher ist sicher?

Es ist wichtig, Thesen regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen. Sagt Ihnen zum Beispiel eine hoch angesehene Investment-Strategin: „Der Höchststand der Inflation liegt hinter uns und sie wird in den nächsten Monaten stetig zurückgehen.“, ist ein „In echt?“ überaus angebracht.

Im Idealfall wird sie Sie nämlich aufgrund dieser Frage durch ihr Denkmodell führen. Und plötzlich zerlegt sich ein mit Überzeugung gelieferter Satz in Wahrscheinlichkeiten. Möglicherweise gewichtet sie das Hauptszenario mit 60 Prozent und die restlichen 40 Prozent gehen in ganz andere Richtungen.

Was werden die Aktien das restliche Jahr machen?

Meine Lieblingsantwort auf diese gern gestellte Frage gab John Pierpont Morgan (Gründer der US-Investmentbank J.P. Morgan) in den 1920er-Jahren: „Sie werden schwanken.“

Doch meist folgt von Expertinnen und Experten eine präzise Darstellung, was bis Ende Dezember geschehen wird. Wiederum ist ein „In echt?“ angebracht, denn niemand kennt die Zukunft. Verfolgt man die Aussagen einer großen Anzahl an Personen, wird eine davon sehr wahrscheinlich nahe an der tatsächlichen Entwicklung sein.

Während alle anderen Behauptungen vom Wind der Zeit verwischt und vergessen werden, ruft sich diese eine Stimme mit „Ich habe es Ihnen ja gesagt“ gerne in Erinnerung. Natürlich war dann überlegene Klarsicht der Grund für die richtige Prognose und nicht der Zufall.

Was dürfen wir Ihnen erklären?

Überraschen Sie doch Ihren Gesprächspartner – gerne auch die Bankberaterin/Kundenbetreuerin Ihres Vertrauens – das nächste Mal mit einem „In echt?“. Wir bei Gutmann freuen uns darauf, mit der Antwort tiefer in die Materie zu gehen und Ihnen unseren Investmentansatz zu erklären.

Die Frage „In echt?“ hilft Ihnen, die Annahmen hinter einer Prognose noch besser zu verstehen. Es trägt dazu bei, die Zusammenhänge klarer zu überblicken und sich eine Meinung zu bilden. Und das ist in jedem Alter und bei jeder Entscheidung eine wichtige Basis.

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