Einfach zu einfach: Beispiel Ukraine Krieg

Wir denken einfach zu einfach. Das zeigt sich auch am Beispiel unseres Umgangs mit der Ukraine. Wir liefern jetzt schwere Waffen. Die ganze westliche Welt tut das. Was wollen wir damit erreichen? Klar: Putin stürzen, aus Russland eine Demokratie machen und die Ukraine zu einem freien geeinten Land. Klar ist leider auch: Nichts davon wird passieren. Haben wir darüber nachgedacht, was denn sonst passieren wird? Und welche Folgen unser Handeln hat? Nicht wirklich.

Wir müssen die Dinge nicht nur zu Ende denken, sondern auch vom Ende her denken. Wie könnte ein Kriegsende aussehen? Dazu muss man sich klarmachen, dass sich Putin mit dem Überfall auf die Ukraine in eine sehr schwierige Lage gebracht hat. Ein Rückzug, eine Niederlage ist für ihn keine Option, denn dann wäre er in Russland erledigt. Also wird er eher die 1,5 Millionen Soldaten aufbieten, die er bewaffnen kann, als die Ukraine einfach zu verlassen. Er kämpft dort um sein Überleben. Und er wird vor keiner Eskalation zurückschrecken. Haben wir dafür einen Plan?

Russland ist das größte Land der Erde mit einem gewaltigen Vorrat an Bodenschätzen. Können wir es uns leisten, dieses Land aus der Weltgemeinschaft auszuschließen? Auf den Handel mit ihm langfristig zu verzichten? Ist es ethisch gerechtfertigt, die Russen, die blind und desinformiert in diesen Krieg gestoßen wurden, zu bestrafen? Haben wir darüber nachgedacht, welches Verhältnis wir zu Russland haben wollen, nach dem Krieg, den Putin nicht verlieren kann?

Natürlich kann man Putin und sein Regime nicht unbestraft davonkommen lassen. Aber die schlimmsten Strafen hat er sich bereits selbst zugefügt. Die Reputation Russlands als Partner für Investitionen und Handel ist für die nächsten Dekaden zum Teufel. Die Folge wird ein ökonomischer Niedergang eines Agrarstaates (mehr ist Russland nicht) sein, der alle Russen hart treffen wird. Putin selbst wird nie mehr am Tisch der Mächtigen Platz nehmen können und als gleichberechtigter Partner behandelt werden. Einem Schlächter wird niemand mehr die Hand reichen. Die Wirtschaftssanktionen treffen ihn und seine Anhänger persönlich und sie werden seinem Volk zeigen, dass es als Außenseiter der Weltpolitik nicht lebensfähig ist. Haben wir alle diese Dinge ins Kalkül gezogen und haben wir uns gut überlegt, dass es trotzdem eine gute Idee ist, die militärische Eskalation zu suchen?

Nein, wir denken einfach zu einfach. Das tun wir fast immer. Aber an dieser Stelle könnte es wirklich dramatische Folge haben. Mehr dazu findet sich hier:

Einfach zu einfach. Wie die leichten Lösungen unsere Demokratie bedrohen.