#eMobility - ja, wo fahren sie denn?
#eMobility taucht in meiner Welt immer mal wieder auf, aber in mir ausgelöst hat es bisher noch nichts. Obwohl ich mich beruflich in der Energiewirtschaft bewege, scheint dieses Thema (noch) keine breite Resonanz zu treffen bzw. ist nicht mit Emotionalität beladen;).
Vor kurzem hat sich bei mir etwas geändert; ich hatte, um es in „Marketingdeutsch“ zu sagen, den „Zero Moment of Truth“. Beim Dreh des aktuellen SOPTIM Imagefilms zur Digitalen Transformation standen diverse e-Autos auf dem Hof und wurden in unterschiedlichen Zuschauergruppen begutachtet und diskutiert. Für mich der Wendepunkt, mich mal mehr als theoretisch und oberflächlich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Coincidence or not, etwa zeitgleich hat ein befreundeter Mitarbeiter eines namhaften Stadtwerks einen Dienst-i3 zu Hause und lud mich auf eine Spritztour ein.
Und nach ein paar Metern e-Power war Rationalität nicht mehr gefragt, sondern nur noch, mein Lieber, da geht was ab!!!
Seitdem beherrschen eine Menge Fragen mein Denken rund um das Thema eMobility, e-Autos, Vermarktung und Umsetzung im täglichen Leben:
Das Thema ist mehrere Jahre alt, warum hat es mich bisher noch nicht angesprochen? Wie funktioniert das eigentlich genau, ist ein e-Auto für mich praktikabel? Warum sieht man allenfalls mal einen Tesla, aber kaum Mittelklassewagen? Ärgert sich die deutsche Automobilindustrie über den Postcoup oder ist es ihr egal?
Zwei dieser Fragen habe ich für mich bisher beantwortet:
Das Thema ist mehrere Jahre alt, warum hat es mich bisher noch nicht angesprochen?
Bei genauer Betrachtung sehe ich mich als optimale Zielgruppe für ein e-Auto: täglich 60 km inklusive Autobahn, Garagenparker und vorhandene Steckdose in der Garage, zweites, großes Auto in der Familie für lange Strecken und viel Inhalt, PV-Anlage zur kostengünstigen Ladung auf dem Dach.
Trotzdem haben die Hersteller mich bisher noch nicht erreicht. Bei der Anschaffung meines letzten Automobils vor 3 Jahren hatte ich mal kurz einen Renault Zoe durchgerechnet, den ich bei einer Netzwerkveranstaltung zufällig Probe gefahren hatte. Das wurde aber schnell ad acta gelegt – so teuer sollte ein grünes Gewissen dann doch nicht sein.
Nach der ersten Probefahrt im i3 spielte das auf einmal keine Rolle mehr. Ich habe ein richtig cooles Geschoss gefahren, nachdem ich mich getraut habe, aufs Gas zu drücken, und nicht mehr mangels Geräuschen der Irritation erlag, der Wagen wäre nicht an.
Also nochmal, warum haben die Marketingmenschen und Verkäufer mich vorher noch nicht erreicht, wo ich doch theoretisch - als Teil der Energiewirtschaft - für dieses Thema hätte empfänglich sein müssen. Stattdessen passiert ewig nichts und auf einmal führt ein kurzer Kontakt dazu, mich von dem Produkt zu überzeugen? In der Filiale vor Ort finde ich zumindest eine Teilantwort - das Produkt wird nicht emotionalisiert! Die Ladesäule versteckt in der hintersten Ecke, damit sie ja keinem ins Blickfeld fällt. In den Vitrinen findet man Schlüsselanhänger und Modellautos zu allen aktuellen Reihen. Aber aus der Rubrik e-Auto gerade mal den Hybrid i8 mit einer Leistung von 30 elektrischen Kilometern und die zugehörigen Schlüsselanhänger zur i-Reihe in Fußhöhe - außer Sichtweite. BMW schafft es nicht, Menschen zu dem Thema zu inspirieren. Auch ich gehe ja mit der aktiven Zielsetzung, mich über ein e-Auto zu informieren, zum Händler; ich habe aber den Eindruck, der Verkäufer möchte eigentlich etwas anderes verkaufen.
Wie funktioniert das eigentlich genau, ist ein e-Auto für mich praktikabel?
Gute Frage, natürlich kann man überall schöne, aufwendig gestaltete Websites, Broschüren oder Testberichte lesen. Aber konkret? Wie funktioniert das mit dem Laden, wo finde ich Ladesäulen, wie wird dort bezahlt, ist die Ladesäule frei, kann ich dort überhaupt laden und wie lange dauert das? Muss ich eigentlich die Säule freimachen, wenn der Akku voll ist?
Seitdem beschäftige ich mich mit diversen Apps und Plattformen um zu eruieren, was ist sinnvoll, was ist machbar und ist mir das nicht doch alles zu kompliziert und in 5 Jahren ist alles doch viel einfacher! Nichtsdestotrotz habe ich mir mal folgende drei Varianten, die jeweils einen anderen Ansatz verfolgen, angeschaut. Das gehört ja quasi zum Auto, ohne macht die Anschaffung keinen Sinn und daher erstmal schauen, bevor ich die Katze im Sack kaufe:
BMW hat beispielsweise eine eigene App, die einen umfassenden Überblick über die BMW-Ladesäulen bietet. Man sieht auf den ersten Blick, wie viele Stationen verfügbar sind, wie man hinkommt, und man kann sicher sein, dass man mit dem BMW-Bezahlmechanismus bezahlen kann. Ist also - Überraschung - sehr zugeschnitten auf BMW-Kunden. Es fehlen aber sehr viele Ladesäulen, an denen man theoretisch auch laden könnte, die aber davon unabhängig sind.
Nahezu vollständig ist dagegen die ChargeMap. Hierbei handelt es sich um eine Community, in die jede Ladesäule reingesetzt werden kann. Es ist aber nicht auf den ersten Blick erkennbar, ob diese Säulen auch jeweils frei zugänglich sind. So sind dort beispielsweise Stationen hinterlegt, die auf gesperrten Mitarbeiterparkplätzen stehen. Wenn der User sich darauf verlässt, fährt man dahin und steht gegebenenfalls mit leerem Akku vor der Schranke. Das kann man zwar in den Kommentaren dazu lesen, ist aber nicht sehr übersichtlich. Zudem gibt es keine Information, ob diese Säulen besetzt oder in Betrieb sind.
Bei ladenetz.de handelt es sich um keine App, sondern eine Webseite. Hier haben sich ganz viele Stadtwerke zusammengefunden und auf der Lademap findet man deren Ladesäulen. Es ist erkennbar, ob diese belegt oder frei sind. Es kann mit der Ladenetz-Karte bezahlt werden, aber die Preise sind völlig unterschiedlich, weil jedes Stadtwerk seinen eigenen Preis oder Konditionen macht.
Um mir ein realistisches Bild von einem Leben mit e-Auto zu machen, hielt ich einen 24-h-Alltagstest für extrem notwendig. Das war nach Rücksprache mit BMW auch einfach möglich. Dienstagmittag vom Büro aus eben den kleinen Juke gegen i3 getauscht und ab.
Erste Station Ladesäule am Fordforschungszentrum in Aachen, erstes Scheitern: Der QR-Code war so von der Sonne ausgeblichen, dass ein Abscannen unmöglich ist/war. Scheinbar braucht man doch irgendwie eine Karte um zu laden…
Dann ab nach Hause, schön über die Autobahn – leider kein Stau, so konnte ich den Stauassistenten nicht ausprobieren. Man kann nicht alles haben! Kinder in der Kita abgeholt und zum nächsten Supermarkt. Stimmen von der Rückbank: „Mami, gibt es den auch in Pink?“ Und dann in der Garage an die Steckdose, zwischendurch immer mal schauen, ob der Stecker auch nicht heiß wird, aber alles easy. Nur die Verbrauchskurve unseres Smart Meters natürlich über Nacht völlig verhagelt. Am nächsten Morgen auf dem Weg ins Büro auch endlich Stau – geht doch! War schon ein bisschen traurig, den Kleinen wieder bei BMW abzugeben, aber vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen;).
Aber es bleibt die Frage, wo fahren sie denn?! Oder für mich viel wichtiger, wann fahre ich denn? Bis dahin recherchiere ich weiter, arbeite an einer kosteneffizienten Anschaffung und berichte hier über meine Erfahrungen;)).
Kurze Updates und Anekdoten gibt es auch bei Twitter unter @LemkenSteph.