Er hasst mich ...
Hast Du es einmal erlebt, dieses lästige, kaum erträgliche Gefühl, gehasst zu werden? Hast Du jemals versucht, diesen fremden Hass zu überwinden, ihn zu löschen, oder zu wandeln? Und hast Du schließlich die Freude des Erfolges gehabt, die Seligkeit des Sieges empfunden?
Jeder Mensch, ob er es weiß oder nicht, ist ein lebendiges, ausstrahlendes Zentrum. Jeder Blick, jedes Wort, jedes Lächeln, jede Handlung strahlen ins Leben, in den gemeinsamen geistigen Äther hinaus und wollen wirken, – wahrgenommen, angenommen, gewürdigt und erwidert werden. Ja, auch dann, wenn der Mensch sich augenscheinlich gar nicht äußert oder abwesend ist, spüren wir seine Strahlen desto stärker, spannender, beharrlicher, je bedeutsamer und eigenartiger die ausstrahlende Individualität erscheint.
Die erste Empfindung fremder Antipathie erhalten wir, wenn wir fühlen, dass unsere Strahlen nicht angenommen, vielmehr abgelehnt werden. Das ist schon peinlich. Das wirkt auf uns oft verwirrend und lähmend: wir können unvermerkt in Verlegenheit geraten, wir verlieren den unmittelbaren Schwung in der Äußerung, die Rede kann stocken, das Herz kann sich verschließen. Diese Antipathie kann sich weiterhin zu einem Widerwillen, zu einer Feindseligkeit verdichten und sich schließlich zu einem Hass entwickeln, den man oft gar nicht verdient zu haben braucht …