Erfahrungen aus 20 J. Sanierung

Liebe Leser meiner letzten Beiträge !

Einige von Ihnen haben mich motiviert, meine Beitragsserie fortzusetzen, was ich gerne tun möchte. Im heutigen Beitrag beleuchte ich das Thema „Verhaltensinfarkt in der Krise“. Ich durfte im Rahmen meiner Beratungstätigkeit  best ausgebildete und teilweise routinierteste Unternehmer in der Unternehmens-Krise begleiten. Unabhängig ihrer Ausbildung und Erfahrung konnte ich über die Jahre viele idente Verhaltensweisen feststellen , die ich in diesem Beitrag  im Begriff „Verhaltensinfarkt“ zusammenfassen möchte. Nun ist die Unternehmenskrise für die meisten Unternehmer gottseidank  ja nichts Alltägliches . Daher gibt es auch wenig  bis kein Praxiswissen darüber. Man lernt auch an der Uni kaum etwas über Krisenbewältigung. Ein wenig Wissen darüber ist im BWL-Studium unter „Restructuring und Recovery“ abgebildet. Primär aber ist es der technische Teil oder der Finance – Teil einer Unternehmenskrise über den man am Ausbildungsweg hören kann. Der soziale und emotionale Teil des Umgangs mit Krisen ist in unserem Ausbildungssystem völlig unbeleuchtet. Diesen Teil  lernt man, wenn es denn schon erforderlich ist, im Leben bzw. in der Praxis. In der Regel höchstens 1x im Berufsleben. Doch nun zu den Gemeinsamkeiten des Verhaltensinfarktes. „Geld ausleihen“; Finanzierungsformen, die der Unternehmer sonst nie beansprucht hätte, werden in dieser Phase beansprucht. Dabei steht der unbändige Glaube an die Rückzahlungsfähigkeit im Vordergrund, was leider nur selten möglich ist. “Die Vermeidung von öffentlichen Abendveranstaltungen „; Aus Sorge davor, dass man Gläubiger oder gar Vertreter der Hausbank antreffen könnte, werden in dieser Phase öffentliche Veranstaltungen gerne gemieden.“Die Ausrede des Tages“; Für den Fall, dass die Bank oder ein Gläubiger anruft und nach aktuellen Zahlen und Daten frägt, wird gerne eine Ausrede überlegt und kommuniziert, die letztlich zu Zeitgewinn führen soll. Dabei sind „IT-Probleme, Krankheit des Steuerberaters oder des Buchhalters“ gerne gewählte Ausreden.“Der Kauf von schicken Klamotten oder eines neuen Autos“; Schließlich soll man nicht so offensichtlich merken, dass die finanzielle Schieflage eingetreten ist. „Die Verlagerung der Tätigkeit auf Nebenfronten“; Häufig anzutreffen ist, dass Unternehmer in oder vor der Unternehmenskrise Funktionen im Präsidium des örtlichen oder regionalen Sportvereins oder XY-Clubs annehmen. Dabei geht es häufig darum, dass Dank und Anerkennung auf anderen Fronten als im eigenen Unternehmen gesucht wird. “die Verkennung von Feind und Freund“ ; Ein geordneter Sinn für die Erkennung von Gesprächspartnern, die in der Krise hilfreich sind, oder Solchen die noch mehr Schaden anrichten könnten, ist in vielen Fällen getrübt. Aus der Angst vor unangenehmen Gesprächsausgängen werden wichtige Gespräche oftmals verweigert. Wenngleich auch unangenehmste Geschäftspartner (z.B.: Gläubiger, bei denen finanzielle Aussenstände existieren ) durch ein offenes Gespräch ins Boot zu bringen wären. Ich habe nun häufig beobachtete Verhaltensformen während des  beobachteten Verhaltensinfarktes  aufgezählt. Solche , die zwar auffällig, aber in ihrer Tragweite nicht sonderlich gefährlich sind . Warnen möchte ich im Stadium der beginnenden oder gar schon anhaltenden Krise, vor einer ebenso häufig beobachten „Leichtfertigkeit im Umgang mit dem geltenden Recht in Krisen „. Hierbei sollte unbedingt die Null-Toleranz-Regel angewandt und der Gang zum fachkundigen Berater rechtzeitig vollzogen werden. Wir leben in einer Zeit, wo die geltende Judikatur, bedingt durch die große Zahl bekannter Anlassfälle, wenig Spielraum für Fehlinterpretationen der Gesetzeslage lässt. Das Thema des „Umganges mit Unternehmens-Krisen  in der öffentlichen Diskussion „ würde dabei eigens einige Seiten füllen.


Anton Stumpf

Klaus Dirnberger

Senior Expert, Coach/Aufsichtsrat/Beirat.

6 Jahre

Leider ziemlich treffend geschildert, was man als externer Begleiter/ Manager in Unternehmenskrisen erlebt. Danke für die offenen Worte. Menschlich völlig verständlich und doch sehr hinderlich. Und im Rückblick oft bitter, welche Potentiale vernichtet wurden. Erfreulicherweise gibts auch die positiven Bespiele, in denen es meistens den externen Blick und die Erfahrung in Krisensituationen gebraucht hat.

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