Erkenntnisse für die Zukunft, stecken in den Fehler der Gegenwart
Wie sind wir doch dankbar, wenn wir unseren Arbeitsalltag möglichst fehlerfrei und in gewissen Situationen eher unauffällig gestalten und erledigen können. Wenn wir Fehler machen und diese auch von der Führung oder dem Team wahrgenommen werden, diese allenfalls Konsequenzen in Arbeitsabläufen oder in Projektfortschritten haben, drohen Unverständnis, Abwertung oder gar Ausgrenzung. Fehler zu machen ist in manchem Unternehmen ein Hinweis, dass man nicht auf der Höhe der Aufgabe ist oder gar schludrig arbeitet. Die Fehltrittvermeidenden werfen sich gerne das Mäntelchen der Cleverness über die Schultern und lachen sich ab und an ins Fäustchen, weil sie es schaffen vermeintlich „fehlerfrei“ zu arbeiten.
Weil die Komplexität und Anforderungen in Prozessaufgaben und Unternehmensstrukturen ständig zunehmen, lassen sich Fehler wohl oder übel kaum vermeiden. Gleichwohl tun wir uns schwer, Fehler zuzugeben.
Entwicklung und Optimierung ist immer ein Weg welcher vorangeht, wenn wir Wagnisse eingehen sowie Erfahrungen machen, bei denen auch Fehler gemacht werden dürfen und können. Wir sind uns einig, dass ein Optimierungsprozess immer auch mit Fehlern verbunden sein kann, weil Wagnisse eingegangen werden müssen. Wer neue Wege beschreitet und den Stillstand nicht als zukunftsweisend begreift, macht früher oder später Fehler.
Ich frage mich, weshalb die Mitarbeitenden, die neue Ideen entwickeln und den Mut haben diese umzusetzen, in Projektmeetings schräg angeschaut werden, weil sie früher oder später Fehler begehen und dadurch gewisse Verzögerungen sowie Umwege gegangen werden? Wer in seinen bekannten und überschaubaren Routinen bleibt wird keine Fehltritte machen und hat eine Art Teflon Existenz, an der nichts kleben bleibt.
Auf dem Fundament meiner persönlichen und beruflichen Erfahrungen als Organisationsberater und Coach, stehe ich zu folgenden Hypothesen:
1. These Fehler fördern persönliche Reife und inneres Wachstum
Wenn wir Fehler begehen, die uns unangenehm sind oder über die wir auch wütend werden, treffen wir mit uns selbst Abmachungen nach dem Grundsatz: „Das wird mir nicht so schnell wieder passieren!“.
Deshalb findet nach einer derartigen Feststellung in der Regel eine umfassende Analyse statt, bei der in Reflexionsschlaufen nach Ursachen und Zusammenhängen in den Entscheidungsprozessschritten gefahndet und neue Antworten gefunden werden. Dank diesen Schlaufen, mit dem Blick in den Rückspiegel, wird ein neues Voranschreiten mit neuen Erkenntnissen und einem frisch kalibrierten Selbstverständnis vorgenommen, welches unsere Entwicklung beeinflusst und stärkt.
Deshalb kurz innehalten, mit der Lupe genau hinschauen, was wir aus dem Missgeschick rausholen und verbessern können. Mit dem Blick nach vorne ist es wichtig neuen Mut zu schöpfen und weiter risikofreudig zu bleiben.
These 2 Fehler erzeugen Schwingungen, welche die praktische Umsetzung fördern
Etwas Neues und Unbekanntes zu gestalten ist ein Weg, bei dem Fehltritte Teil des Entwicklungsprozesses sind. Wer nichts anpackt, versucht und umsetzt macht auch keine Fehler. Ein jeder entscheidet für sich, zu welchem Typus Mensch er oder sie sich zugehörig fühlen will.
These 3 Fehler eröffnen uns neue Ansichten und Einsichten
Im alltäglichen Wahnsinn unseres Modus der Routine treffen wir eine Fülle von (un)bewussten Entscheidungen, die auf unserem Erfahrungswissen basieren.
Begehen wir jedoch einen Fehler, und nehmen uns danach etwas Zeit und Muße, um uns oder die Situation wertschätzend sowie gleichwohl kritisch zu hinterfragen, bekommen wir die Chance unseren Blick auf die Welt zu erweitern.
Nur schon für sich selbst Fragen zu formulieren und sich selbst zu hinterfragen, liefert eine derartige Vielfalt von Antworten, welche das in uns ruhende Potential nochmals ganz anders kitzelt. Auch wenn der Fehler im ersten Moment etwas schmerzt, kann gar etwas Vorfreude auf eine zukünftige Fehleinschätzung aufkommen.
Fazit:Wer sich auf das Risiko vom vorübergehenden Scheitern und Irren einlässt, entwickelt Kräfte und bekommt Zugriff auf ungenutzte Fertigkeiten und Fähigkeiten.
Nur schon aus diesem Grund macht es Sinn bei aufkommenden Fehlern mit uns selbst und mit unseren ArbeitskollegInnen etwas gnädiger zu sein. Denn sie sind auf dem Weg des Vorankommens bedeutsam und wichtig.