Erschütterungsschutz von Neubauten im verdichteten innerstädtischen Raum
Projektbeispiel „Hampton by Hilton“ Berlin
Durch die Verdichtung des innerstädtischen Raums werden vermehrt Baugrundstücke erschlossen, welche erhöhten Belastungen aus Erschütterungseintrag durch schienengebundenen öffentlichen Nah- und Fernverkehr sowie Schwerlastverkehr auf Straßen ausgesetzt sind. Aufgrund hochpreisigen Innenstadtgrundstücke besteht zugleich ein Interesse der Bauherren nach einer hochwertigen und hochpreisigen Nutzung unter Einhaltung und meist sogar Unterschreitung der gängigen Bauvorschriften in Bezug auf Immissionsschutz, Wasserdichtigkeit und Wärmedämmung.
Die moderne Architektur und die betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Bauens erfordern dabei immer höher belastete und dünnere Bauteile, welche aus Sicht des Schwingungsverhaltens und der Rissgefahr im erschütterten Bauumfeld kritischer sowohl in der Planung als auch in der Ausführung und dem Komfort für die späteren Nutzer sind. Ein vielfach erfolgreich ausgeführter Lösungsansatz zur Reduzierung der in Bauwerke eingetragenen Erschütterungen aus dem Bauumfeld, und somit zur Verbesserung des Nutzungsstandards durch reduzierten sekundären Luftschall sowie die Verminderung von Erschütterungen im Bauwerk, ist die elastische Lagerung von Gebäuden und Bauteilen auf elastomeren Lagermatten nach dem Grundprinzip des Masse-Feder-Systems. Durch eine Kombination der Lagerung mit einer außenliegenden, rissüberbrückenden und hinterlaufsicheren Abdichtung im erdberührten Bereich wird zugleich die Sicherheit zur Vermeidung von Undichtigkeiten und wasserführenden Rissen infolge von Setzungen aus gelagerten Bauteilen und dem Erschütterungseintrag minimiert.
Wesentlich für die qualitativ hochwertige und funktionstüchtige Realisierung von Erschütterungsschutz- und Abdichtungsbauvorhaben, und somit für den Erfolg der Baumaßnahme, ist die Ausführungsplanung durch qualifizierte und erfahrene Fachplaner in enger Abstimmung mit der Ausführung durch erfahrene und geschulte Fachunternehmen. Im gesamten Prozess müssen alle baubeteiligten Planungsbüros sowie die Roh- und Ausbaugewerke zur Vermeidung von Schnittstellenproblemen und zur Sicherung des Bauziels eingebunden werden.
Da im verdichteten Bereich oftmals keine Arbeitsräume in der Baugrube für nachträgliche Dämm- oder Abdichtungsmaßnahmen vorhanden sind, erfolgt die Errichtung der erdberührten Wände der Bauwerke in einhäuptiger Bauweise. Sämtliche Materialien für die Einhaltung des Erschütterungsschutzes, der Abdichtung und der Wärmedämmung müssen somit vor der Betonage der Wände montiert und ihrerseits hinterlaufsicher sowie auftriebssicher miteinander und mit dem selbst Bauwerk verbunden sein. Aufgrund dieser Anforderungen und der Erfahrungen aus mehr als 15 Jahren Gebäudelagerung, wurde das neue Verbundplattensystem Presolate© aus Erschütterungsschutz, Flächenabdichtung und Wärmedämmung entwickelt, welches sich mit dem erhärtenden Frischbeton des Bauwerkes vollflächig verbindet.
Am Berliner Alexanderplatz, in der Otto-Braun-Straße zwischen Mollstraße und Wadzeckstraße, wird der Neubau eines Hotel- und Wohngebäudes mit Tiefgarage errichtet.
Besonderheiten
Direkt am Gebäude führt eine stark befahrene Straßenbahnstrecke mit engem Bogen vorbei und unterhalb des Gebäudes befindet sich ein U-Bahntunnel. Der schienengebundene Nahverkehr trägt Erschütterungen in Form von Körperschallwellen in den Baugrund ein.
Anforderungen
Als Bauziel wurde die Einhaltung bzw. Unterschreitung der Grenzwerte der einschlägigen Richtlinien für Erschütterungs- und sekundäre Luftschallimmissionen unter Berücksichtigung der späteren hochwertigen Nutzung vorgegeben.
Umsetzung
Zur Sicherstellung dieser Anforderungen wurde durch den Bauherren das erfahrene Fachplanungsbüro imb mit der Zustandsfeststellung durch Messungen, den Prognoseberechnungen und der Erarbeitung der auszuführenden Schutzmaßnahmen beauftragt. Im Ergebnis der Fachplanung wurde eine flächige Gebäudelagerung ausgeführt, welche in hochwertig genutzten Bereichen des Tiefgeschosses mit einer zusätzlichen rissüberbrü- ckenden Flächenabdichtung und im Wandbereich mit einer Wärmedämmung kombiniert ist.
Die horizontale Lagerung wurde abhängig von den Prognoseberechnungen und den statischen Vorgaben in Dicken zwischen 62,5 mm und 25 mm mit speziell angepassten geschlossenzelligen Elastomeren ausgeführt. Die vertikale Seitenwandentkopplung wurde mit Elastomermatten in Dicken zwischen 60 mm und 25 mm realisiert.
Die Montage erfolgte horizontal auf einer geglätteten Impedanzplatte aus Beton und vertikal auf einem den Ebenheitsanforderungen entsprechend vorbereiteten Verbau. In den Wandbereichen mit zusätzlicher Flächenabdichtung kam das Verbundplattenprinzip Presolate© zur Ausführung. Die Werk- und Montageplanung wurde durch das Fachunternehmen für die Gebäudelagerung erstellt und mit den Fachplanern und dem Rohbauunternehmen vor Freigabe abgestimmt. Sämtliche Ausführungsschritte wurden im Rahmen einer qualifizierten Eigenüberwachung dokumentiert. Baubegleitend wurde die Ausführung sowohl vom Fachplanungsbüro als auch durch einen ö.b.u.v. Sachverständigen zur Fremdüberwachung begleitet.
Weitere besondere Anforderungen entstanden durch Medieneinführungen im Bereich der Lagerung sowie durch verschiedene Gründungssituationen. Aufgrund der rechtzeitigen Abstimmung zwischen Fachplaner, Rohbauer und Fachunternehmen für die Gebäudelagerung und Abdichtung konnten für alle Details ausführungssichere Lösungen entwickelt und erfolgreich umgesetzt werden. Die Ausführung wurde baubegleitend sowohl vom Fachplanungsbüro als auch durch einen ö.b.u.v. Sachverständigen zur Fremdüberwachung begleitet.
Fazit
Die rechtzeitige Einbindung von erfahrenen Fachplanern und die Abstimmung mit den bauausführenden spezialisierten Fachunternehmen und Rohbaugewerken stellt eine erfolgreiche und termingerechte Ausführung von Bauvorhaben auch in komplizierten Gründungssituationen im verdichteten innerstädtischen Raum sicher. Umplanungen und außerplanmäßige Kosten können hierdurch zuverlässig vermieden werden. Eine abgestimmte und qualifizierte Werk- und Montageplanung sowie die permanente Eigen- überwachung und Dokumentation müssen unerlässliche Bedingung für die Umsetzung des Bauziels im Interesse des Bauherren sein. Die Fremdüberwachung durch Sachverständige ist zur Sicherung der Interessen des Bauherren und für die Abnahmedokumentation der ausführenden Unternehmen ein wesentliches Kriterium.