Es gibt also viel zu tun.

Es gibt also viel zu tun.

Mit Spannung wurde das Ergebnis der Mammutsitzung des Koalitionsausschuss erwartet und am Ende waren die Koalitionspartner wohl auch zufrieden und angetan.

Ich habe mir einmal zwei Punkte aus dem Ergebnispapier näher angesehen

Die Einhaltung der Klimaschutzziele soll zukünftig anhand einer sektorübergreifenden und mehrjährigen Gesamtrechnung überprüft werden. Die Branche interpretiert diese Aussage bereits als Aufweichung von bisher strikten Sektorenzielen. Mussten die einzelnen Sektoren wie z.B. Verkehr, Gebäudetechnik, Energiewirtschaft usw. ihre Ziele auch einhalten, soll es künftig möglich sein, nicht erreichte Ziele eines Sektors mit denen eines anderen auszugleichen. Voraussetzung dabei wäre allerdings, dass auch mindestens ein Sektor etwas an Ausgleich anzubieten hat.

Punkt Zwei sind die Ziele zur Verkehrswende. Hier soll es eine bessere Förderung für elektrische Nutzfahrzeuge und Implementation von entsprechender Ladeinfrastruktur geben. Das Ziel von 15 Mio. E-PKW bis 2030, welches bereits im Koalitionsvertrag der Ampel festgeschrieben steht, bleibt darüber hinaus weiter erhalten.

Die angekündigte Förderung der Nutzfahrzeuge und Busse kam da wie auf Schienen, wobei ich auch die Ziele für den Schienenverkehr sehr begrüße. Investitionshochlauf Schiene, Digitalisierung des Schienennetzes, BahnCard, Deutschlandticket – wichtig, richtig, überfällig.

Doch trotz Stärkung der Bahn und des ÖPNV insgesamt war eine deutliche Korrektur auch im Bereich der Automobile nötig. Rechnen wir also einmal nach:

Öffentlich zugängliche Quellen geben den Bestand an E-Autos zum Oktober 2022 mit rd. 840.650 Stück an. Die Anzahl der Neuzulassungen im Jahr 2022 wird mit über 470.500 Fahrzeugen als Rekord gemeldet.  In den Monaten Januar und Februar 2023 wurden rd. 50.600 E-Autos in Deutschland neu zugelassen. Nun, bei einem Ziel von rd. 15 Mio. E-Autos bis 2030 müssten im Durchschnitt demnach ab diesem Jahr noch 1.769.919 E-Autos jährlich neu zugelassen werden. 

Dies wiederum wirft die Frage auf, wo die vielen neuen E-Autos getankt werden könnten.

Auch hier ein Blick zurück: Ziel der großen Koalition (GroKo) 2018 war immerhin eine flächendeckende Ladeinfrastruktur mit mind. 100.000 öffentlich zugänglichen Ladepunkten bis 2020.

Das Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur zählte zum Jahresende 2021 knapp 50.000 Ladepunkte. Zum 01. Januar 2023 gibt die Bundesnetzagentur 67.288 Normalladepunkte und 13.253 Schnellladepunkte an.

Als Ziel im Koalitionsvertrag der Ampel sind 1.000.000 Ladepunkte bis 2030 festgeschrieben. Eine Studie im Auftrag des BMVI kommt zu dem Ergebnis, dass der Bedarf an öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur im Jahr 2030 zwischen 440.000 und 843.000 Ladepunkten liegen wird. Die Umsetzung dieser Schätzung allein bedeutet einen Zubau ab 2023, der zwischen 45.000 und 95.000 Ladesäulen jährlich liegen müsste.

Nun haben wir noch nicht darüber gesprochen, wer den Strom produziert, den die vielen neuen E-Autos tanken werden und wie dieser Strom vom Ort der Erzeugung zum Ort der Entnahme, also den Ladepunkten transportiert wird, doch auch dieses Problem gilt es zeitgleich zu lösen.

Die Aufgaben sind also gewaltig und vielfältig und ich denke, sie können nur Hand in Hand durch alle Beteiligten gelöst werden. Nur wenn Politik, Energiewirtschaft, Industrie und Baugewerbe in dem beschriebenen Fall an einem Strang ziehen – und man sie auch lässt – kann die Umsetzung dieser ambitionierten Ziele erreicht werden. Auf diese Formel könnte man sich einigen.

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