Es liegt am Umgang..

Wertschätzung im Bewerbungsprozess- ein Tipp an Unternehmen

Neulich ruft mich eine meiner Coachees begeistert an. Sie erzählt mir strahlend von einem Unternehmen. Im ersten Moment dachte ich, Sie hätte eine neuen Job, nach dem sie schon seit Monaten sucht. Nein, nein, meint sie, aber sie hat eine so nette Konversation mit einem Unternehmen per Mail gehabt, dass sie das total motiviert hätte. Es war eine Absage. Tatsächlich ein Absage. Ich stutze und fragte vorsichtig nach, was dieses Ergebnis ihr brächte. Sie meinte, es wäre ein gutes Gefühl gewesen, dass jemand die Arbeit, die sie in die Bewerbung gesteckt hätte, gesehen und so freundlich beantwortet hätte - sie hätte sich so wertgeschätzt gefühlt.

Nicht wie so oft, sei ihre Bewerbung im Nirwana verschwunden ohne jeden Kommentar. Sie würde sich die Firma auf jeden Fall merken und im Blick behalten. Sie hätte nach schlechten Erfahrungen in den letzten Jahren, das erste Mal das Gefühl, hier wäre eine wertschätzende, freundliche Unternehmenskultur für Mitarbeiter und man könnte dort gut "alt" werden.

Liebe Unternehmen, so einfach kann es gehen. Was war konkret der Ablauf: es gab eine Eingangsbestätigung, es gab eine Zwischenmeldung nach zwei Wochen mit einer klaren Info, wann mit einer endgültigen Aussage zu rechnen sei und diese wurde eingehalten. Die Absage war wortreich und sehr wertschätzend formuliert, als ob sie nur für sie geschrieben wurde.

Ich weiß, nicht wie viele meiner Coachees mit frustriertem Ausdruck schon vor mir gesessen sind und sich beklagt haben über Firmen, die mit großen Namen aufwarten, Masken zum Ausfüllen vorweisen und man einen professionellen Ablauf erwarten würde, die aber die Menschlichkeit vergessen. Es geht hier nicht um rosa Wattebäuschchen. Es geht um einen freundlichen Umgang mit Bewerbern, die sich teilweise Stunden Zeit nehmen, sich durch Anschreiben quälen, externe Beratung (wie mich) in Anspruch nehmen, also wirklich investieren und wirklich wollen und deren Mühen nicht mal mit einer Eingangsbestätigung beantwortet werden. Man darf nicht unterschätzen, wie schnell sich dieser Umgang heute herum spricht.

Der Bewerbungsprozess ist aus meiner Sicht die besten und authentischste Visitenkarte für die Kultur in einem Unternehmen. Wenn dieser schon holpert, wortkarg oder unhöflich ist, kann man darauf durchaus Rückschlüsse ziehen, die sich aus meiner Erfahrung, meist bewahrheitet haben. Ehrlich gesagt, stehe ich ein bisschen ratlos vor solchen Erlebnissen. Wie viele Firmen beklagen sich über mangelnde oder schlechte Bewerbungen? Aus meiner Erfahrung viele. Dabei kann man ganz leicht bei sich selbst beginnen . Und .. die meisten Firmen haben heute sehr gute Online-Recruiting-Tools, in die man ein bisschen Zeit investieren muss. Eine schöne Stellenausschreibung, ein tolles Online-Marketing nutzt ihnen wenig, wenn sich draußen herumspricht, wie es so um den Umgang bestellt ist. Glauben Sie mir, die Bewerber achten darauf und nehmen dann gern den Rückwärtsgang. Und sie sprechen darüber. Untereinander, an offiziellen Stellen, in Netzwerken.

Meine Coachee wird nicht nur dieses Unternehmen selbst im Auge behalten, sie empfiehlt es auch an andere weiter...und kauft jetzt auch die Produkte:-)

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