Es sollte anders werden...
... und es war anders.
Hand aufs Herz, wer hat es schon einmal probiert: zurück an die Basis. An der Stelle zu arbeiten, die weniger konzeptionell, weniger prestigeversprechend als vielmehr nah am Leben ist. Sich mit dem Alltag der Menschen auseinanderzusetzen. Zu sehen was dort eigentlich passiert und was es bedeuten könnte, Mensch und Natur stärker zusammenzubringen. Während beispielsweise die Einen sich mit Elektroautos oder Foodsharing beschäftigen, welche Möglichkeiten haben die Anderen, die sozial schwache Schicht, Menschen die in prekären Lebensverhältnissen sind, die Armen?
Es muss etwas sein, was in Verbindung mit dem täglichen Tun steht, war mein Gedanke vor drei Jahren, wie die Arbeit, und das Konzept von Arbeit. Schlagwort: Social Entrepreneurship. Gesellschaftliche Herausforderungen mit unternehmerischen Mitteln entgegenzutreten ist die Idee dahinter. Aber, ich rede hier nicht von den neuen Treibern für Transformation, dem neuen Typ von Start-Ups die sich als Sozialunternehmen definieren mit dem Ziel sozialer und ökologischer als der Rest zu sein, sondern von Sozialunternehmen mit langer Tradition und Historie im Bereich Teilhabe und Inklusion. Diejenigen die sich den Menschen annehmen die am Rand der Gesellschaft stehen. Laut sozio-ökonomischen Panel (SOEP) den unteren 17% der Wohlstandslandschaft in Deutschland.
Der Unternehmensverbund Neue Arbeit ist einer davon. Einer der gemeinnützigen Unternehmen der sich mit Fragen zur Teilhabe und Inklusion sozial prekärer Schichten an für uns alltäglichen Dingen wie Arbeit befasst. Ein Unternehmensverbund der in Teilen getragen wird von der Evangelischen Gesellschaft (eva), Ambulanten Hilfe e.V. und einigen weiteren. Wo beispielsweise die Förderung von Menschen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen bedeutet diese in verschiedenen Fachbereichen entsprechend ihrer Fähigkeiten zu beschäftigen und wenn möglich weiter zu qualifizieren. Menschen die beispielsweise zu fit für die Behindertenwerkstatt sind aber nicht leistungsstark genug für den ersten Arbeitsmarkt sind. Dafür wurde als Tochterfirma vor einigen Jahren die NintegrA gGmbH gegründet. Ein Unternehmensverbund der auch als freier Träger agiert und unter anderem bemüht ist Jugendliche wieder in Arbeit zu bringen, Tagesstrukturprojekte für Langzeitarbeitslose anbietet oder Pilotprojekte initiiert für Menschen die sich eine Beschäftigung wünschen jedoch nicht (oder noch nicht) als arbeitsfähig gelten und somit vom sozialen Netz nicht aufgefangen werden. Das Sozialgesetzbuch bildet für all dies den Rahmen, das Jobcenter und weitere die Maßnahmen und Möglichkeiten. Der Mensch steht im Vordergrund und die Natur bildet das Vehikel - zumindest in dem Bereich den ich leitete.
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Wie umfassend das Ganze ist und vor welchen massiven Herausforderungen viele stehen die in diesem Umfeld arbeiten, durfte ich in den letzten 1,5 Jahren als Fachbereichsleiterin in der NintegrA erfahren. Aus unterschiedlichsten Gründen passen Anspruch, Forderungen und Menschlichkeit oftmals irgendwie nicht richtig zusammen. Ein soziales System, in welchem die Hartz-4 Reform genau für diese Gruppe Menschen anscheinend keine große Hilfe war? So macht es den Eindruck und wird es gesagt. Menschen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen, Menschen mit Suchterfahrung, Langzeitarbeitslosigkeit oder auch Wohnungslosigkeit die oftmals als Überraschungspaket mit multiplen Problemlagen kommen in der Hoffnung... ja, in der Hoffnung auf was? Wieder eine Aufgabe im Leben haben? Arbeit zu haben? Einen kleinen Zuverdienst haben? Wieder vertrauen gewinnen? Etwas zu lernen? Die Gründe sind so vielfältig und indivdiuell wie die Menschen mit denen ich gearbeitet habe.
Und, das Thema Ökologie ist hier so weit entfernt wie eine Einladung zum Dinner ins Kanzleramt. Dennoch, irgendetwas bewegt die Menschen, da viele gerne draußen im Grünen arbeiten. Beruhigt es die Seele? Sie spüren jedenfalls, dass es ihnen gut tut und dass sie mit etwas arbeiten das lebt. Fakten und Argumente zählen hier wenig, es geht um ganz andere Dinge wie Sympathie, Wertschätzung, Begeisterungsfähigkeit, Geduld und die Fähigkeit zwischen den Zeilen lesen zu können.
Eine spannende Erfahrung, die mich sehr zum nachdenken gebracht hat. Und wer mich kennt weiß, die Umsetzung der SDGs war im Hinterkopf immer mit dabei.