Ey Alter, wir sind hier immer noch beim Fußball! Fußballkulturtage in NRW an der Ruhr-Universität Bochum
Am gestrigen Freitag starteten die Fußballkulturtage in NRW auch an der Ruhr-Universität Bochum mit einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung, bei der sich die Teilnehmer*innen über die ersten Ergebnisse der Kooperation zwischen der Fakultät für Sozialwissenschaft und MeDiF-NRW informieren konnten. Mit dem im Wintersemester 2020/2021 initiierten Lehrforschungsformat „Wir schämen und für alle, die gegen uns schreien. Diskriminierung und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit im Fußball“ konnte der Grundstein für die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen gesellschaftlichen Phänomenen in Forschung und Lehre gelegt werden. Aus dieser kollaborativen Zusammenarbeit gingen in der jüngeren Vergangenheit auch empirische Qualifikationsarbeiten hervor, die an diesem Abend im Fokus des Interesses standen. Lena Jestrschau analysierte im ersten Beitrag die Herausforderungen für Rollstuhlfahrer*innen im ableistischen System Fußballstadion. Auf der empirischen Grundlage von Expert*inneninterviews mit Fanbeauftragten und Direktbetroffenen in Dortmund und Bochum entwickelte sie durch die Disability Studies informierte Perspektiven auf die Inklusionsbestrebungen, die leider viel zu oft scheitern an Stahl, Beton und gesellschaftlich tradierten sowie vorgestrigen Normalitätsvorstellung im Fußball. Bei den auf den Folien präsentierten Interviewaussagen ließ sich das so genannte Diskriminierungsparadox gut erkennen. Der zweite Vortrag von Robert Benjamin Schulte trug den Titel „Der 12. Mann? Hegemoniale Männlichkeit in Fußball-Fangesängen“. Empirisch untersucht wurden im Rahmen dieser Studie die Gesänge von männlichen Fans aus dem Ruhrgebiet, die das Stadion zu einem androzentrischen Diskursraum machen, in dem Sexismus, hegemoniale Männlichkeit, Misogynie und Antifeminismus an der Tagesordnung sind. Theoretisch fundiert wurden diese Evidenzen mit Verweisen auf die Publikationen der australischen Soziologin Raewyn Connell und der Kulturwissenschaftlerin Almut Sülzle. Das Fazit lautete: Das hegemoniale Männlichkeitsbild aus den Fangesängen der Ruhrgebietsvereine basiert auf Ausgrenzung, Abwertung, Unterdrückung und Diffamierung von Frauen und nicht heterosexuellen normativen Männlichkeiten. Das Recht, nicht diskriminiert zu werden, wird kulturell relativiert. Im Schlussteil richtete Herr Schulte einen Appell an die Fanprojekte und Fanbeauftragten der Vereine, die verstärkt in die Pflicht genommen werden müssten, ein größeres Bewusstsein für Sexismen in der Arena der Männlichkeit zu schaffen. Abgerundet wurde der Abend mit Diskussionen, bei denen auch die Veränderungsresistenz und die Differenzangst in der Fußballcommunity erörtert wurden. Ein großes Dankeschön an die maximal kompetenten Referent*innen!!!