Immer wieder wird ein Verbot von Feuerwerkskörpern und Pyrotechnik zum privaten Gebrauch diskutiert – und immer heftig, oft hochemotional.
- Lebensschutz: Warum müssen für ein Feuerwerk von ca. einer Stunde Dauer Menschen sterben, verletzt oder bedroht werden? Wenn bei einer anderen Aktivität in so kurzer Zeit so viele Unfälle, mutwillige Zerstörung und tätliche Angriffe passieren würden, wäre sie mit Sicherheit längst verboten.
- Kriminalität: Dass Böllern und Kriminalität zusammenhängen, zeigt eindrucksvoll die Statistik der Kölner Polizei. An Silvester 2020/2021, an dem Feuerwerksverbot herrschte, lag die Kriminalitätsrate in Köln 70% unter der in Vor-Corona-Jahren! Dieses Jahr war wieder alles beim Alten.
- Umweltschutz: Müllvermeidung ist ein wichtiges Ziel des Umweltschutzes und der Klimadebatten. Laut Verband der kommunalen Unternehmen e.V. verursachte die Silvesterknallerei allein in den fünf größten deutschen Städten heuer 200 Tonnen Müll! Und: „Abgebrannte Feuerwerkskörper enthalten diverse Chemikalien. Diese könnten durch Regen- und Schmelzwasser weggespült werden und dadurch Boden und Gewässer verschmutzen.“
- Luftreinhaltung: Die Feinstaubbelastung durch Böllerei gerade in den Ballungsräumen ist immens. Dank Böllerverbot im Coronajahr 2021 gibt es eindeutige Vergleichszahlen: Laut Deutscher Umwelthilfe war am Neujahrstag 2023 die Feinstaubbelastung in München um 911% (!) höher als am 1.1.2022 – als Silvesterknaller verboten waren.
- Tierschutz: Tierhalter wissen: Silvester ist für Tiere purer Stress. Da sie meist ein feineres Gehör haben als Menschen, leiden sie besonders unter Knall und Explosionen. Aber auch Wild- und Weidetiere geraten in Panik, brechen aus oder versuchen bis zur völligen Erschöpfung zu flüchten. Gerade im Winter kann das tödlich sein.
Das Aktionsbündnis der Deutschen Umwelthilfe (DUH) fordert gemeinsam mit der globalen Stiftung für Tierschutz VIER PFOTEN sowie dem Deutschen Tierschutzbüro, PETA Deutschland, TASSO, dem Jane Goodall Institut Deutschland, dem Deutschen Tierschutzbund und dem Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes ein privates Böllerverbot für Silvester.
- Und das liebe Geld: Nach Umfragen fürchtet ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland kaum etwas mehr als die nächste Heizkostenabrechnung. Regelrechte Katastrophenszenarien von frierenden Senioren und verarmten Familien wurden im vergangenen Herbst beschworen. Die Bundesregierung beschloss daraufhin eine Energiepreispauschale für alle Haushalte aus dem Staatssäckel. Sie ging möglicherweise an Silvester in Rauch auf … Laut eigenen Angaben hat allein Weco, der Marktführer im Feuerwerksbereich, seinen Vor-Corona-Umsatz von 105 Millionen Euro an Silvester dieses Jahr weit übertroffen!
Richtig: Der Bundesverband Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk e.V. – denn die Feuerwerksherstellung ist ein Riesengeschäft, in dem richtig verdient wird. Die Pro-Argumente sind entsprechend:
- Angesichts des oben Gesagten mutet es schon zynisch an, als Grund für eine Pro-Böller-Haltung anzuführen, es entstünde „durch die Kulturpraktik des Silvesterfeuerwerks … ein Resonanzraum, der Menschen verschiedenster sozialer Herkunft und Milieus zusammenbringt und ein Gefühl der Kollektivität entstehen lässt“.
- Und das Argument, ein Verbot von zugelassenen Knallern würde den Schwarzmarkt für illegales Feuerwerk anheizen, ist ja schon irgendwie absurd. Weil wir den Markt nicht Kriminellen überlassen wollen, verdienen wir lieber selber dran … hallo!?!
- Dass last but not least die beliebte Drohgebärde des Arbeitsplatzverlusts durch das Böllerverbot bemüht wird, ist angesichts des massiven Fachkräfte- und Arbeitskräftemangels in der deutschen Wirtschaft eher jämmerlich.
