Was Facebook-Profile über Nutzer verraten
Sich ein Bild von jemandem zu machen, dem man noch nie begegnet ist, ist heute einfacher denn je. Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung existiert nicht nur real, sondern auch virtuell auf mindestens einer sozialen Plattform wie Facebook, Instagram oder Twitter. Die Menge an Informationen, die darauf über eine Person einsehbar sind, variiert drastisch – und schon allein dieser Aspekt scheint Hinweise auf den Betreiber des Accounts zu geben: "Hat der sonst keine Hobbys oder wie schafft er es, alle zehn Minuten ein Update zu posten?"
Internetauftritte von Bewerbern zu durchforsten mag einerseits invasiv wirken, andererseits aber auch zu klar auf der Hand liegen, um diese vermeintliche Informationsquelle nicht zu nutzen. Und wie bei allen Methoden, die bei der Personalauswahl helfen sollen, stellt sich auch hier die Frage nach deren Validität. Wie Sie schon ahnen, wenn Sie regelmäßig unseren Newsletter lesen, hat Prof. Dr. Kanning zur Beantwortung dieser Frage kürzlich ein Video veröffentlicht. Wie Sie weiter vermuten werden, fällt die in den vorgestellten Studien nachgewiesene Aussagekraft von Daten aus sozialen Netzwerken eher gering aus. Das hängt allerdings davon ab, wer sie analysiert.
Youyou, Kosinski und Stillwell (2015) ließen eine künstliche Intelligenz Social-Media-Daten mit den "Big Five" Persönlichkeitsmerkmalen vergleichen und erhielten Zusammenhänge zwischen 12 und 18%. Die Probanden füllten zunächst einen Persönlichkeitsfragebogen aus, um die Big Five zu ermitteln. Die KI verglich diese Daten mit den Likes ihrer Facebook-Profile. Die Autoren schließen daraus, dass die geliketen Inhalte Einstellungen und Präferenzen von Menschen repräsentieren. Ab 100 verfügbaren Likes eines Accounts stimmte das Computermodell stärker mit der Selbsteinschätzung der Probanden überein als ein durchschnittlicher Facebook-Freund. Bei über 300 analysierten Likes übertraf die Genauigkeit des Modells selbst Beziehungspartner der Probanden in ihrem Urteil.
Zum Vergleich: Personaler, die Facebook-Profile zum Beispiel im Hinblick auf die Verträglichkeit interpretierten, konnten die berufliche Leistung der Betreiber zu maximal 10 % bestimmen (Kluemper, Rosen & Mossholder 2012). Die Ergebnisse von Youyou et al. sind also nicht unter den Tisch zu kehren. Allerdings wäre auch hier ein Persönlichkeitsfragebogen immer noch dreimal aussagekräftiger – und deutlich unkomplizierter. Zudem fehlen leider bislang noch Informationen zur prognostischen Validität, also zur Vorhersagekraft der Arbeitsleistung durch das Verfahren. Auch die Big Five hängen ja kaum mit der Arbeitsleistung zusammen, der Rückschluss wäre also nur ein indirekter und der Zusammenhang vermutlich sehr gering.
Bislang können Sie also getrost darauf verzichten, sich die Facebook-Selfies Ihrer Bewerber anzusehen – Ihnen entgeht nichts Wesentliches. Es ist aber anzunehmen, dass die Qualität und damit auch die Bedeutung von Computerprogrammen zur Analyse von Social-Media-Daten in Zukunft steigen wird, schließen Youyou et al. aus dem Resultat der Studie. Ethische Fragen der Privatsphäre werden noch stärker ins Licht rücken.
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