Facing the future: E-Mobilität: Ganz oder gar nicht!
Als ich vor nunmehr 6 Jahren meinen Firmenwagen von einem 7er BMW zu einem BMW i3 getauscht hatte, haben mich andere Unternehmer in der Region durchaus skeptisch, vielleicht sogar mitleidig beäugt. Schon damals stand für mich fest, dass dem Elektromotor als Antriebstechnologie für Kraftfahrzeuge die Zukunft gehört. Als aber BMW nach dem i3 die Weiterentwicklung der echten E-Fahrzeuge ausgesetzt hat und stattdessen massiv auf „Greenwashing“ des Flottenverbrauchs durch Hybridisierung schwenkte, war für mich der Zeitpunkt reif, meine jahrzehntelange Markentreue zu beenden. Mein Wechsel zu Tesla erfolgte, weil mir BMW (übrigens bis heute!) keine vergleichbare Alternative anbietet.
Aber warum lehne ich die Hybridtechnologie so vehement ab? Die möchte ich gerne mit einer Gegenfrage beantworten: Was spricht denn für die Elektrifizierung des Fahrzeug-antriebs? Natürlich ist es zum einen der Umweltschutzgedanke durch die lokale Emissionsfreiheit. An einem Standort wie Overath, wo es qua geografischer Lage und Verkehrsbelastung regelmäßig zu hohen Luftbelastungen kommt, kein irrelevanter Faktor. Als Unternehmer muss ich aber ganz nüchtern sagen: Es ist die höhere Effizienz des Systems. Weniger Verschleißteile, längere Lebensdauer, bessere Gesamtbilanz, geringere Verbrauchskosten. Und hier wird deutlich, warum dem Hybrid nicht die Zukunft gehört, denn er konterkariert alle Vorteile des Elektroantriebs, bis auf die (aber sehr begrenzt nutzbare) lokale Emissionsfreiheit. Im Gegenteil: In diesem System sind mehr Verschleißteile verbaut, es ist ein Vielfaches aufwändiger als jede Einzeltechnologie für sich genommen und verbraucht nochmal mehr Ressourcen. Und in den wenigen Momenten, in denen es rein elektrisch fährt, ist es auch noch ineffizient, weil das Beste des elektrischen Antriebs wieder nur so gut ist, wie es der Kompromiss beider Antriebsarten vorsieht.
Warum aber erfreut sich der Hybridantrieb trotzdem steigender Beliebtheit? Diese Frage hat mir mein BWM-Händler in einem kürzlich geführten Gespräch beantwortet: Aus seiner Erfahrung ist dies nur der Anreiz der niedrigeren Pauschalversteuerung der Firmenfahrzeuge von 0,5 statt 1%. Dies macht für jeden betroffenen Mitarbeiter trotz höherer Anschaffungs- oder Leasingkosten für das Unternehmen satte dreistellige Beträge mehr Netto-Einkommen für den "betroffenen" Mitarbeiter aus. Die Rechnung hebelt alles aus, für die Technologie selbst interessiert sich aber weder das Unternehmen, was das Fahrzeug kauft, noch der spätere Fahrer. Schöner Nebeneffekt: Das Unternehmen betreibt jetzt ach gerne Greenwashing, mit Vorliebe durch die Darstellung des "E" hinter der Zahl auf dem Nummernschild.
Dass sich die Fahrer tatsächlich nicht für die Technologie und den ökologischen Ansatz interessieren, bestätigt das Nutzungsverhalten der Hybrid-Fahrer: Sie laden ihren Plug-In-Hybriden selten, sondern gehen lieber wie gewohnt an der Tankstelle „nachladen“. Mit einem Hybrid muss man sich eben nicht umgewöhnen.
Damit offenbart sich ein Kernproblem unserer Gesellschaft: Bequemlichkeit.
Es ist absolut möglich und alltagstauglich, sich nur noch mit einem E-Fahrzeug fortzubewegen, das stelle ich seit Jahren unter Beweis. Fahrten von mehr als 1.000km eine Strecke sind problemlos in ganz Europa heute schon möglich, die (Schnell-) Ladeinfrastruktur auch für Nicht-Tesla-Fahrer gibt das bereits her (sie muss mit der Zahl der rollenden E-Autos trotzdem noch weiter steigen). Aber es erfordert Umdenken und Umorganisieren, und dazu sind viele zu bequem. Und hier setzt die staatliche Förderung der Hybridfahrzeuge einen falschen Anreiz. Ich bin absolut davon überzeugt, dass dem elektrischen Antrieb (!) die Zukunft gehört und dieser sich auf evolutionärem Wege gegen den Verbrenner durchsetzen wird. Über die zugehörige Stromquelle lässt sich streiten, aber auch hier beflügelt die Nachfrage den Forschungseifer der Batterie- und Brennstoffzellentechniker. Aber dass die dringend notwendige Dekarbonisierung nur durch konsequente Elektrifizierung erreicht werden kann, darüber sind sich alle Experten einig - jüngst in einem sehr lesenswerten Artikel bei brand eins nachzulesen.
Umso wichtiger ist es nun, mit dem Konjunkturpaket der Bundesregierung den richtigen Impuls zu setzen, in dem Hybridfahrzeuge gar nicht, oder nur dann gefördert werden, wenn sie hauptsächlich elektrisch bewegt werden. Denn wir müssen in Deutschland wieder in der Spitze der zukunftsfähigen Technologien mitmischen: An einen Punkt, bei dem wir bei E-Mobilität bereits waren, bevor kurzsichtige Firmenlenker in der Automobilindustrie dies leichtfertig nach China und Kalifornien mitsamt ihrer ehemaligen Mitarbeiter haben abwandern lassen. Es ist doch großartig, dass es uns in Deutschland vor wenigen Tagen gelungen ist, mehr als 50% des Strombedarfs mit erneuerbaren Energien zu decken. Forcieren wir diese Entwicklung in dem wir (frei nach Olaf Scholz) mit elektrischem Bums aus der Krise kommen!
Passt weiterhin auf Euch auf und bleibt gesund!
Es grüßt Euch euer Hans Jakob Reuter
Mit über 25 Jahren Teamerfahrung beherrsche ich dynamische Anforderungen in Teamarbeit und Führung. Gemeinsam finden wir für Eure Herausforderungen eine Lösung: Ich engagiere mich für Eure Mission!
4 JahreLieber Köbes, danke für diesen tollen Beitrag und deine persönlichen Einblicke und Erfahrungen. Das Thema ist emotional und wird deshalb, so meine Vermutung, noch lange kontrovers diskutiert werden. Weil es mehr um Emotionen als um die tatsächlichen Fakten geht. Nichtsdestotrotz gilt heute mehr als noch vor 3 Monaten: Now or never! Change by Design statt Change by Desaster Dazu gibt es übrigens schon einigen Kollegen und mir das Format Wissensdusche. Hier gibt es jeden Dienstag morgen in 20 Minuten Input zum Thema Change by Design. #wissensdusche #changebydesign