FCEVs – ein Albtraum beim Wiederverkauf
Wenn auf Versprechungen die Ernüchterung folgt
Die durch die Autohersteller selbst verursachte Verknappung von Mikrochips verursachte eine Verknappung bei der Lieferung von Neuwagen, welches dann einen massiven Nachfrageboom bei Gebrauchtwagen zur Folge hatte, in Deutschland, Europa und weltweit. Einige Gebrauchtautos werden sogar über Neupreis angeboten. Das berüchtigte Verhalten der amerikanischen Autohändler mit deren „Händler-Aufpreisen“ („Mark-up“ – ein Phantasie-Aufpreis, den amerikanische Händler bei besonders beliebten Autos verlangen) ist zahlreichen Berichten zufolge überbordend.
Seit einigen Jahren verfolge ich den Gebrauchtwagenmarkt in Deutschland und einigen Europäischen Ländern mit Fokus auf reine Elektroautos und Elektroautos mit Brennstoffzelle. Nicht alle Gebrauchte erfahren eine so hohe Nachfrage wie z.B. das Tesla Model S aus 2019. Einige Elektroautos verlassen die Händler nicht sehr schnell, wenn sie den Bedürfnissen der Kund/innen bei Reichweite und realistischem Preis nicht entsprechen. Andere Besitzer/innen wollen von der Nachfrage profitieren und verlangen einen sehr hohen Preis, obwohl sie selbst von den stattlichen Förderungen profitiert hatten, diese aber komplett behalten wollen.
Das alles ist aber nichts im Vergleich zu dem was Besitzer/innen von Elektroautos mit Brennstoffzelle erleben. Im Gegensatz zum Gesamtmarkt verkaufen sich diese FCEVs nicht gut, weder neu noch als Gebrauchte. Nehmen wir den Toyota Mirai als Beispiel. Trotz des unglaublichen Wertverlusts findet sich sofort eine gute Auswahl an Fahrzeugen unterschiedlichen Baujahrs, Kilometerleistung, Farben und Preis. Wer sich die Mühe macht nachzuforschen wird feststellen, dass beispielsweise Toyota Mirai der ersten Generation gerne 9 Monate und mehr stehen und noch immer nicht verkauft werden konnten.
Interessiert an einem Mirai mit wenig Kilometer zum passenden Preis? Wie wäre es beispielsweise mit einem 2017-er mit weniger als 8'250km und einem Preis von weniger als €30'000 VB? 3'000 mehr zahlen schon ein vergleichbares Auto aus 2019. Von Privat geht noch mehr: Das beste Angebot, das ich erhalten habe, waren €19'000 für einen Mirai aus 2018 mit 30'000 km.
Ergeht es Hyundai denn besser? Ein wenig, ja. Die Preise rutschen nicht so dramatisch nach unten, aber die Autos stehen länger in den Listen, bis zu 12 Monate. Und obwohl für die Elektroautos mit Brennstoffzelle in vielen Ländern dieselben Förderungen vergeben werden wie für reine Elektroautos, sind die Verkaufszahlen der FCEV in absoluten Zahlen irrelevant. Elektroautos mit Brennstoffzelle von Toyota und Hyundai werden manchmal auch aus Kalifornien nach Europa, besonders Deutschland, importiert.
In der Summe darf gesagt werden, dass der Wertverlust von Elektroautos mit Brennstoffzelle sehr hoch liegt und bei einem Listenpreis von €80'000 im Portemonnaie Schmerzen verursacht. Ich möchte jedenfalls nicht der Verantwortliche derjenigen Bankabteilung sein, die zahlreiche FCEVs im Leasing hat. In Kalifornien kostet ein neuer Toyota Mirai nach Abzug aller Förderungen und Gratis-Wasserstoff nur noch etwa US$25'000. Aber das klingt nicht gerade nach einem nachhaltigen Geschäftsmodell für alle Beteiligten, also auch der Kund/innen.
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[Edit/Ergänzung] Was nahezu nie beachtet wird: die Wasserstofftanks haben seitens Hersteller der Tanks eine erlaubte Nutzungsdauer von 10 Jahren vom Herstelldatum der Tanks aus gerechnet. Darüber informiert z.B. ein kleiner Sticker im Tankdeckel des Toyota Mirai. Danach müssen die Tanks ausgetauscht werden, da die Autos nicht mehr betrieben werden dürfen, respektive die Zulassung verlieren. Wegen der hohen Kosten der Tanks heißt das auch, dass FCEVs auf 10 Jahre abgeschrieben und dann verschrottet werden müssen.
Ist die Nachfrage nach Elektroautos mit Brennstoffzelle so hoch, wie es die Lobbyisten gerne erzählen?
Nein.
Und ist der Kauf eines neuen Elektroautos mit Brennstoffzelle eine sinnvolle Sache?
Nein.
Und ist der Kauf eines gebrauchten Elektroautos mit Brennstoffzelle eine sinnvolle Sache?
Das kann sein, aber üblicherweise nicht.