Fremd im eigenen Land: Innovation ade
Kennen Sie das? Wenn Menschen, die in unserem Land mit ausländischem Akzent sprechen, von Deutschen mit übertrieben lauter Stimme angesprochen werden? Die Deutschen verwechseln die phonetischen Möglichkeiten, die deutsche Sprache wie ein native speaker auszusprechen, mit der kognitiven Fähigkeit, Inhalte vermittelt durch Sprache überhaupt aufzunehmen. Es ist nicht böse gemeint, zeugt aber von einer grundlegenden Ignoranz und Überheblichkeit gegenüber allem, was anders und ausländisch ist.
Oder kennen Sie das? Wenn jemand sagt: "Ich glaube nicht, dass wir Leute mit Kenntnissen in theoretischer Sozialpädagogik in Führungspositionen brauchen", wenn er eigentlich meint, "wir wollen keine Frauen im Top Management"? Dies wiederum ist schon eher die pure Angst davor, eines Tages den eigenen Arbeitsplatz an Jemanden, der besser qualifiziert ist, zu verlieren - sei es nun eine Frau oder ein Roboter. Und diese Angst ist begründet.
So ähnlich ist es mit der Innovation in unserem Land. Statt den Fortschritt zu begrüßen, verschwört man sich gegen ihn. Man versucht ihn herunterzuspielen, auszuhebeln oder gar zu blockieren. Aber bitte nur hinter geschlossenen Türen. Nach außen spielen natürlich alle mit - Marketing as usual. Die Heuchelei wird auf höchstem Niveau perfektioniert: Während die Brand Story vernetzte Strukturen und modernste Technologie, gerechten Lohn und kollaborative Unternehmenskultur verspricht, tippt die unterbezahlte Sekretärin im Vorzimmer des Chefs die aktuellen Verkaufszahlen in Exceltabellen ein. Aussitzen ist die Devise - der Kelch wird schon an uns vorübergehen. Wird er das?