Frisur und Karriere

Bis vor gut zwei Jahren habe ich bei so ziemlich jedem Besuch meiner Website alles weggeschmissen und neu aufgesetzt. Ich habe hier auf Facebook Webdesigns veröffentlicht, auf die ich rückblickend ungefähr so stolz bin wie auf meinen gelstabilisierten Igelschnitt mit pickligen 13.

Die Suche nach einer neuen beruflichen Identität war nach diversen Jahren als chronisch hadernder Schriftsteller mühsam, aufwändig und nicht eben zweifelsfrei und unfrustrierend. Ein Drahtseilakt zwischen destruktivem Understatement und "fake it till you make it"-Attitüde.

So wie ich frisurentechnisch vom Igelschnitt über viel zu lange Haare mit und ohne Undercut (!) und (schon recht coole) Dreadlocks schlussendlich zur pragmatischen Glatze gefunden habe (lange bevor die Haare auszufallen begannen, übrigens), erwies sich die maximale Reduktion auch in digitaler Hinsicht als Königsweg.

Mittlerweile nehme ich nur noch kleinere Updates vor, wenn ich thewriteguy.org mal wieder überarbeite. Zu tun gäbe es natürlich irgendwie immer was, aber der Eindruck, dass es mir gelungen sein könnte, mein unternehmerisches Profil abzubilden, bleibt erfreulich stabil.

Insgesamt stecken weit über 1000 Arbeitsstunden in dieser Seite mit dem bisschen Text. Sie ist das Ergebnis jahrelanger Experimente, Verdichtungen, Konkretisierungen, Präzisierungen und eben: spät entdecktem Minimalismus.

Völlig behämmert, so viel Lebenszeit in eine Onlinepräsenz zu stecken, könnte man eigentlich meinen.

Wenn ich mir meine Kundenliste allerdings so anschaue und überlege, was ich für die dort Aufgeführten so tun durfte und darf, denke ich: es hat sich gelohnt. Irgendwie hat es nämlich geklappt, alles unter einen Hut zu kriegen: Selbständiger Unternehmer zu sein und Teilzeit-Angestellter zugleich, Kreativschaffender und Anbieter in der Privatwirtschaft, Denker und Macher.

In allen Bereichen meines Berufslebens tue ich Dinge, die mir Spass machen und hinter denen ich aufrecht stehen kann. Und obwohl meine Autorenkarriere ein gutes Stück weit dafür draufgegangen ist - ich bin gerne da, wo ich heute bin. Ich habe es mir selbst so ausgesucht.

Deswegen dieser Post. Als Dank an alle, die mitgelitten haben. Als Dank an alle, die mitlesen. Als Dank an all diejenigen, die meinen Fähigkeiten vertraut haben und hoffentlich weiterhin vertrauen.

Die Phase der misslungenen Haarschnitte ist so vorüber wie die Zeiten der beruflichen Irrlichterei es sind. Älter werden hat ziemlich viele Vorteile, wenn man sich darauf einlässt.

Von mir aus kann 2018 kommen.