Gedanken zur SAP NOW 2024

In diesem Oktober rief die Schweizer SAP wieder zur SAP Now. Die Ausgabe 2024 fand in Zürich Oerlikon statt, in einem der vielen ehemaligen Industriebauten, die mittlerweile zu grossen Kongress und Convention Center umgenutzt wurden. Die Halle 550 und die verbundene Maschinenfabrik Oerlikon, ist an sich ein beeindruckender Komplex, der auf eine Geschichte bis ins Jahr 1863 zurückblicken kann. Wieviele Menschen hier hineingelaufen sind, welche Träume sie hatten, welche Wünsche? Welcher Herausforderungen hatten sie in ihrem Leben?

Nun, schweifen wir nicht zu weit ab. Auch Oktober 2024 sind über 1300 Personen in diese Halle gelaufen. Alle vereinte eine Gemeinsamkeit: sie haben eine Beziehung zur Firma SAP. Sind es Kunden, sind es Dienstleister, sind es Mitarbeiter.

Auf der Messe gab es gefühlt unzählige Berichte zu unterschiedlichen Themen im Ökosystem rund um SAP. Spannend finde ich vor allem immer dann, wenn die Kunden Ihre Erfahrung schildern.

• Worauf kommt es wirklich an, wenn Sie ein heutiges ECC System in ein S/4 System konvertieren wollen?
• Was sind die eigentlichen Impacts eines Clean Core Ansatzes?
• Was ist ein konkretes Beispiel, in dem No-Code / Low-Code Ansätze zu einem griffigen Resultat führten?

Auf solchen Messen finden Sie Antworten und Ansprechpartner, die bereit sind, wenn sie Ihre Erfahrungen schildern und natürlich so auch die Möglichkeit haben, Ihre Ideen von einem breiten Publikum spiegeln zu lassen.

Die IT ist immer geprägt von Key- und Buzzwords. Im SAP Umfeld sind dies derzeit Begriffe wie RISE, Clean Core oder natürlich auch AI. Aus Perspektive eines Architekten interessiert mich auch die langfristige Perspektive. Welchen Impacts haben Entwicklungen wie RISE oder Clean Core?

Ich denke, es rentiert, da tiefer einzusteigen. RISE fokussiert im ersten Moment auf die Delivery Methode. Sie können ein fertiges S/4 System direkt bei SAP einkaufen, müssen sich weder um Patches des Betriebssystems kümmern, noch um die Wartung des gelieferten Systems. Sie kaufen, was sie brauchen, direkt beim Hersteller.

Clean Core wiederum fokussiert darauf, dass Sie Ihre kundeneigenen Entwicklungen anders abbilden. SAP bietet ihnen entweder eine separate Plattform neben dem S/4, den BTP dafür, oder explizite Spots im S/4, an denen Sie Ihre eigenen Entwicklungen ergänzen können. Der Ansatz an sich ist nicht neu. Wenn Sie SAP BW kennen, dann sagt Ihnen sicherlich der Begriff "Endroutine" oder "Expertenroutine" etwas, das sind solche definierten Entwicklungspunkte. Am Ende geht es darum, das System über Standardisierte Ansätze zu erweitern und nicht "Wild West". Am Ende ist es auch Ihr eigenes Interesse.

Das ist die eigentliche Challenge. Technisch können Sie weiterhin die Lösungen bauen, die Sie brauchen. Gleichwohl lohnt es sich auch im doppelten Sinne, die Standardprozesse einzuhalten. Einerseits erhalten Sie den Standardprozess vom Lieferanten in einem lauffähigen, gewarteten Zustand. Andererseits müssen sie schauen, dass Ihre Eigenentwicklungen dem Clean Core Ansatz entsprechen. Sie brauchen also eine Governance, die eingehalten wird, egal ob Ihr Team lokal bei Ihnen oder irgendwo in einem Center eines Lieferanten sitzt.

Lassen Sie mich abschliessend noch ein paar Worte zum letzten Buzzword nennen. Ja richtig, auch die SAP Now ging nicht ohne AI. Und ehrlich gesagt, ich bin langsam froh, dass wir aus der Phase der totalen Euphorie herauskommen und uns ehrlich und konkret darüber unterhalten können, wo uns AI weiterbringt. Denn dieses Potential sollten wir nicht mit unrealistischen Erwartungen verbrennen. Schauen Sie, mit welcher Qualität Sie von AI Texte übersetzen lassen können. Für einen Vertrag reicht es nicht, um ein Powerpoint Slide Deck zu übertragen, jedoch schon. Wie viele Stunden spart Ihnen nur allein das?

Gleichwohl habe ich dann auch Vorträge erlebt, in denen ein mit unglaublich guter Qualität gerenderter virtueller Assistent, dann jedoch vollkommen Lippen unsynchron und ohne erkennbare, passende Emotion versucht hat, Inhalte und Konzepte zu erklären. Dies löst dann eher Verwunderung aus und keine Begeisterung.

Also, fassen wir zusammen: schauen Sie hinter die Buzzwords. Hinter jedem Begriff stehen oftmals kulturelle Veränderungen, die Sie vor Herausforderungen stellen, die sich aber auch lohnen, sie zu bewältigen. Also, packen wir es an.