Gefühle.Leben.Lernen.® in der Praxis mit Menschen mit Beeinträchtigung

Ein wunderbarer Bericht von einer Teilnehmerin des Zertifikat-Lehrgangs Gefühle.Leben.Lernen.® Praktiker*In-Stufe

Seit 5 Jahren betreue, begleite und berate ich mit meinem Team in einem Wohnhaus der Stiftung Lebensart 26 Menschen. Hauptsächlich leben da Erwachsene mit psychischer Beeinträchtigung, Suchtmittelabhängigkeit, kognitiver Beeinträchtigung und herausforderndem Verhalten.

Mehrere Klienten sind mittels FU (Fürsorgliche Unterbringung) nicht freiwillig bei uns. Da einige aufgrund von Alkoholmissbrauch Folgeschäden haben wie z.B.: angehende Alkoholdemenz und Weglauftendenz, ist das Erdgeschoss mit einer geschlossenen Türe geschützt. Das Alter der Klienten liegt zwischen 22 und 79 Jahren.

Unser Betreuungsauftrag und -schwerpunkt liegt bei Gesprächsführung, dem Erstellen und Festigen von Strukturen im alltäglichen Leben sowie der Förderung und dem Erhalt von eigenen Ressourcen. Konfliktklärung, Begleitung durch akute Krisen wie manische Phasen, akute Suizidalität oder selbstverletzendes Verhalten, begleiten mich fast täglich.

Dies macht die Arbeit sehr facettenreich und spannend. Das Zusammenleben mit so vielen individuellen Charakteren und Emotionen bringt tägliche Herausforderungen mit sich. Genau aus diesem Grund, weil täglich so viele verschiedene Emotionen aufeinandertreffen, wollte ich mehr darüber erfahren, damit ich noch personenzentrierter arbeiten kann.

Rückblickend auf meine Teilnahme und den Abschluss mit einem Zertifikat des Lehrgangs kann ich Folgendes sagen:

• Durch das neue Wissen und die Praxissequenzen mit der Anwendung der Tools, kann ich heute individueller, persönlicher und professioneller eingehen auf die Menschen, die ich betreue und in ihren vielfältigen Trauerprozessen begleite.
• Ich bin mir nun schon viel früher der Gefühlsqualitäten und deren Zusammenhänge bewusst, denen ich in meinem Arbeitsalltag begegne. Ich kann z.B. schneller erfassen, wenn herausforderndes Verhalten aus Frust von unerfüllten Bedürfnissen oder Erwartungen hervorgeht. Somit kann ich auch besser präventiv arbeiten, da ich mit den Tools viel gezielter die emotionalen Auslöser erfragen kann.
• Die einfache Anwendung der Tools und der daraus erzielte Effekt erstaunen mich jedes Mal aufs Neue und bestärken mich in meinem Handeln.

Diese Fortbildung ist für mich nicht nur im Arbeitsumfeld eine Bereicherung auch privat hat sie mich weitergebracht. Ich kann auch meine eigenen Gefühle besser verstehen und besser damit umgehen.        

Dabei hat mein Weg zur Trauerbegleitung und zu Monica Lonoce etwas Zeit gebraucht:

Als ich im Rahmen meiner Ausbildung zur FaBe, den Kurstag über Trauer bei Monica Lonoce besuchen durfte, war ich neugierig und skeptisch zugleich.

Das Gefühle.Leben.Lernen. Trauerbegleitmodell, welches sie an diesem Kurstag vorgestellt hatte, erschien mir zuerst ein wenig suspekt. Die verschiedenen Gefühlsformen zum Ausmalen erachtete ich als nicht umsetzbar für meine Arbeit. Und so kam es, dass dieser Kurstag vorerst in meinem Hirn beiseite gestellt wurde.

Im Sommer des darauffolgenden Jahres kamen verschiedene Ereignisse zusammen, die mich dann umstimmten: Im Team verstarb eine geschätzte Mitarbeiterin. Dieser Verlust war einerseits für uns Mitarbeitende, wie auch für die Klienten schwer. Die Klienten zu betreuen und in ihrer Trauer zu begleiten, während auch ich trauerte, war sehr herausfordernd. Eine Woche nach diesem traurigen Ereignis, verstarb meine Großmutter. Diese turbulente Zeit führte dazu, dass ich die Arbeitsunterlagen von Monica wieder aus dem Ordner nahm, um mich intensiver mit dem Thema Trauer auseinander zu setzen begann.

Dabei merkte ich, dass es mir eigentlich gut gelang, Menschen in ihrer Trauer zu begleiten, ihnen zuhören und beizustehen. Ich konnte mich in meinem Arbeitsumfeld gut abgrenzen und zugleich kongruent, professionell und mit Herz handeln. Vielleicht liegt es daran, dass ich vor Jahren selbst einen schmerzlichen Verlust erlitten habe und ich deshalb genau weiss, wie man fühlt.

All diese Ereignisse führten dazu, dass ich mich bestärkt fühlte, Monica zu schreiben und mich für ihren Lehrgang zur Trauerbegleiterin anzumelden.

"Heute bin ich von Monicas Trauermodell Gefühle.Leben.Lernen. fasziniert. Es ist verständlich, einfach zu erklären und anzuwenden."        

Die drei Grundlagen „Verstehbarkeit, Handhabbarkeit, Sinnhaftigkeit“ , auf die das Modell - unter anderem - baut, sind für mich so "allumfassend" und so „schlicht“ zugleich.

Die G.L.L.-Tools mit den fünf Gefühlsqualitäten finde ich toll. Die Anwendung mit Klienten gestaltet sich als einfach und effektiv. Sie können mit den Tool-Möglichkeiten "Zeichnen - Erklären - Würdigen", ihren Gefühlen Ausdruck geben. Sie werden tatsächlich befähigt, ihre Gefühle besser zu erkennen und zu benennen und mit ihnen umzugehen.

Die praktische Erfahrung, die ich bereits sammeln durfte, zeigt mir wie gut sich dieses Modell und seine Tools zur Trauerbegleitung eignet. Eine der schönsten Rückmeldungen war, als mir ein Klient sagte:

"Immer wenn ich traurig bin, nehme ich mein ausgemaltes Herzgefühl hervor und fühle mich besser, weil ich weiss, was in mein Herz gehört"        

Mit dem neuen Wissen und Praxisübung aus dem Lehrgang, kann ich besser auf die Menschen eingehen, sie sicherer in ihren Trauerprozessen begleiten, besser verstehen und den Umgang professioneller gestalten. Es ist für mich eine Herzensangelegenheit geworden diesen Weg zu gehen, wohin genau er mich auch noch führen wird.

Merci Mo, hast Du diese Tür geöffnet.   

Nicole Graf, Fachfrau Betreuung, Stiftung Lebensart