Ghosting: ein unguter Zeitgeist!
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Ghosting: ein unguter Zeitgeist!

 „My heart is a ghost town“, so der Titel des US-Songwriters und Interpreten Adam Lambert. Seine Zuhörer könnten versucht sein, dazu Überlegungen anzustellen. Welche Umstände führten dazu, dass er sein emotionales Ich als Geisterstadt empfindet und eben so nach außen kommuniziert?

Bewerbungen sind zwar keine reine Herzensangelegenheit. Dennoch verbinden Menschen auf Jobsuche eine gewisse emotionale Erwartung an eine Vakanz, die ihren Interessen entspricht, ihren Neigungen entgegenkommt, wo sie sich gern einbringen möchten. Last not least, um über ihre Mitwirkung einen substantiellen Mehrwert zu erbringen, bzw. einen konstruktiven Beitrag zum Unternehmenserfolg zu leisten imstande sind.

Ihre Bewerbung bringen sie hochmotiviert mit viel Elan auf den Weg. Um so ernüchternder für sie, wenn eine Reaktion innerhalb eines angemessenen zeitlichen Rahmens auf sich warten lässt. Ein Schwebezustand, zwischen Hoffen und Harren, ist an die Stelle hoffnungsfroher Erwartung getreten. Die Stimmung ist getrübt: „My mood is a ghost town.“

Eine Absage lässt das Stimmungsbarometer zwar fallen, sorgt hingegen für klare Verhältnisse. Für die Bewerbenden geht damit ein klärender Effekt einher. Den werden sie auf jeden Fall einem zeitlich nicht absehbaren Abwarten vorziehen. Die Ungewissheit hat ein Ende gefunden. Wir erinnern uns der Spruchweisheit: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende!

Der zuvor auf diesem Portal skizzierte Mangel an Fachkräften hat bei manchen Beobachtern zu einer veränderten Sicht auf die Dinge geführt. Sie sprechen inzwischen von einem Arbeitnehmermarkt. Das mag man so sehen, wobei man sich vor einer Generalisierung hüten sollte. Dazu bestehen zahlreiche, teils gravierende, branchenspezifische Unterschiede.

Eine wesentliche Rolle im Recruiting ist den Jobportalen zugefallen. Diese einzuschalten hat die Personalsuche auf ein zuvor ungeahntes Level katapultiert. Ihre Präsenz auf dem Arbeitsmarkt ist daher schlicht nicht mehr wegzudenken.

Jobportale fungieren als Mittler eines austarierten Arbeitsmarktes, deren Einblick sie in die Lage versetzt, verlässliche Aussagen zu treffen.

Im Fokus: Der gute Ruf des Unternehmens.

Richtet man über einen länger bemessenen Zeitraum ein Schlaglicht auf bestimmte Unternehmen einer Branche, treten Unterschiede zutage. Während einige sich hohen Zuspruchs erfreuen, reflektiert durch eine stattliche Anzahl an Bewerbungen, verbuchen andere nur marginalen Zuspruch.

Ghosting funktioniert in beide Richtungen.

An dieser Stelle angelangt, schreibt redaktionelle Ausgewogenheit und Fairness gegenüber allen Beteiligten vor, einen Hinweis anzubringen.

Inzwischen hat die Unart des Ghosting beide Seiten erfasst. Bewerbende vereinbaren Termine zum Jobinterview, zu denen sie nicht erscheinen. Eine Absage zuvor erfolgt nicht.

Fataler nimmt sich die Situation für Unternehmen aus, die eine feste Jobzusage per Arbeitsvertrag dokumentiert haben. Und am Tag der Arbeitsaufnahme vergeblich auf die Nachwuchskraft warten.

Ein weiteres unrühmliches Exempel von Übersättigung.

Übrigens, es bestehen durchaus Parallelen zu „vergessenen“, bzw. verdrängten und nicht eingehaltenen Terminen bei Dating Apps.

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