Glencore: Radikalkur in der Not

Glencore: Radikalkur in der Not

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Mit harten Einschnitten will Firmenchef Ivan Glasenberg den Schweizer Rohstoffkonzern Glencore für schwere Zeiten rüsten. Eine Anleihe bietet Chancen.

von Alexander Sturm, Euro am Sonntag

Am Ende sah Glencore-Chef Ivan Glasenberg keinen anderen Ausweg. 65 Prozent hatte die Aktie des Bergwerkbetreibers und Rohstoffhändlers binnen drei Jahren verloren. Der Absturz beschleunigte sich noch, als Glencore Halbjahreszahlen vorlegte. Wegen der eingebrochenen Metall- und Ölpreise fiel der Gewinn um knapp 30 Prozent. Auch der Stopp von Investitionen beruhigte die Märkte nicht. Sie forderten, Glencore müsse seine Schulden von fast 30 Milliarden Dollar abbauen. Die Ratingagentur S & P senkte den Ausblick fürs Rating.

Alles muss raus

Glencore betreibt nicht nur Kupfer- und Kohleminen, sondern handelt auch mit Rohstoffen wie Eisenerz oder Öl. Ein schlechteres Rating würde die Refinanzierung des Handels entscheidend verteuern.

Glasenberg trat die Flucht nach vorn an. Um die Schulden auf 20 Milliarden Dollar zu drücken und das Rating zu halten, verkündete er radikale Pläne: Glencore streicht die Jahresdividende 2015 und die Zwischendividende 2016. Das bringt 2,4 Milliarden Dollar, der Verkauf von Beteiligungen weitere zwei Milliarden. Zudem stoppt Glencore Investitionen und senkt die Kupferproduktion, um den Preis zu stabilisieren. Und diese Woche sammelte Glencore über neue Aktien2,5 Milliarden Dollar ein.

Auch Glasenberg kaufte mit Privatvermögen Papiere. "Wir wollen unsere Bilanz schusssicher machen, sollten die Rohstoff­preise weiter sinken", sagte er.

Die Börse jubilierte. Glencore-Aktien stiegen um bis zu 13 Prozent. "Das Management scheint wild entschlossen, das Unternehmen aus dem Auge des Sturms zu nehmen", sagt Keith Bowmann, Analyst beim britischen Analysehaus Hargreaves Lansdown. Unsicherheiten in puncto Rohstoffpreise blieben aber wegen der Krise in China.

Hoher Zins, große Risiken

Nun hat Glencore über seine Kanada-Tochter eine neue Anleihebegeben. Sie bietet eine Rendite von 4,25 Prozent. Dafür müssen Anleger aber Risiken eingehen. So notiert der Bond in Dollar. Investoren kann das im Fall eines steigenden Dollars Währungsgewinne bringen, umgekehrt drohen Wechselkursverluste. Überdies zeigt das "­BBB"-Rating, dass es sich nur um eine durchschnittliche Anlage handelt. Mit dieser Einstufung liegt Glencore nur zwei Stufen über dem Ramschsegment.

Mit dem Sparkurs dürfte Glasenberg eine Senkung des Ratings aber vorerst abgewendet haben. Nur ein weiterer Crash an den Rohstoffmärkten dürfte Glencore in neue Bedrängnis bringen, doch haben sich jüngst viele Rohstoffpreise stabilisiert. Auch scheint eine Pleite des Schwergewichts bis zur Rückzahlung im Juni 2017 sehr unwahrscheinlich. Risikofreudige Anleger können zugreifen.

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