Gott und die Phänomenologie
Am vergangenen Wochenende, 1.-3. September 2023, fand in Münster (Westf) die von dem Lehrstuhl für Fundamentaltheologie und Religionsphilosophie ausgerichtete internationale Konferenz über den Methodendiskurs in der französischen Phänomenologie statt. Organisiert haben die Tagung der Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Dr. Bernhard Nitsche sowie Dr. Dominik Ekweariri.
In meinem Vortrag "Gott und die Phänomenologie" ging es um für die Theologie grundlegende Reflexionen zur Gottesfrage im Gespräch mit der Philosophie. Die neuere französische Phänomenologie hat eine ebenso konstruktiv-kritische wie produktive Auseinandersetzung mit der Metaphysik initiiert. Der jüdische Philosoph Emmanuel Levinas nimmt innerhalb dieser phänomenologischen Metaphysikkritik eine besondere Stellung ein: Denn anders als Edmund Husserl und jenseits von Martin Heidegger geht es Emmanuel Levinas um Diskurse über die Betroffenheit von Transzendenz. Mit seinem Plädoyer für die reine praktische Vernunft folgt Levinas Immanuel Kants philosophischem Anspruch, indem er den Primat der Ethik jenseits einer als onto-theo-logisch verstandenen Metaphysik betont.
Nicht unähnlich einer Meditation über das Wort Gott fragt Levinas nach der absoluten Bedeutung des außerordentlichen Namens Gottes und schreckt nicht davor zurück die ebenso traditionsreiche wie folgenschwere Trennung zwischen der philosophischen Gottesfrage und der biblischen Gottesrede in Zweifel zu ziehen. Phänomenologie erweist sich in dieser Hinsicht nicht mehr und nicht länger als Korrelationsforschung, sondern als denkerischer Ansatz, der die Konkretheit der cartesische Idee des Unendlichen im Endlichen zu erforschen sucht.
Für die Theologie bieten diese Überlegungen die Chance und die Herausforderung, die Gottesfrage radikal neu und fundamental anders zu stellen.