Green Talents - Die grüne Transformation des Arbeitsmarkts
Die EU will als erster Kontinent weltweit klimaneutral sein – bis 2050 sollen die Netto-Treibhausgasemissionen innerhalb der EU auf null reduziert werden. Der Weg bis zur Klimaneutralität ist allerdings noch ein sehr weiter. Neben dem politischen Willen ist unser Humankapital, also Menschen mit den relevanten Fähigkeiten, entscheidend, um dieses ehrgeizige Ziel umzusetzen.
Wie steht es um die ‚grünen‘ Kompetenzen im Arbeitsmarkt? Wie sind wir in Deutschland in diesem Bereich aufgestellt? Welche Branchen sind Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit?
Diese und weitere Fragen haben wir im Rahmen einer Economic Graph Analyse untersucht. Heute Nachmittag stellen wir die Ergebnisse gemeinsam mit EU-Kommissarin Mariya Gabriel bei einer Veranstaltung in Brüssel vor.
Um untersuchen zu können, wie ‚grün‘ der Arbeitsmarkt ist, haben wir zunächst einmal die Fähigkeiten und Jobtitel identifiziert, die wir als grün bezeichnen (mehr dazu im Arbeitsmarktradar von August 2021). Dabei haben wir festgestellt, dass es neben den eindeutig grünen Jobtiteln, wie zum Beispiel Nachhaltigkeitsmanager:in und Windturbinen Techniker:in, viele Jobtitel gibt, die zwar keine grünen Fähigkeiten erfordern, aber trotzdem zu mehr Nachhaltigkeit führen, dazu gehören zum Beispiel Jobtitel wie Compliance Manager:in und Gebäude Manager:in. Diese Jobs bezeichnen wir als ‚begrünende‘ Jobs und als Jobs mit grünem Potenzial.
Wer sind die grünen Vorreiter?
Auffällig ist, dass die Intensität oder Dichte von grünen Fähigkeiten je nach Land und Branche stark variiert: Die erste Abbildung zeigt, dass grüne Fähigkeiten in den USA, Großbritannien und Australien am häufigsten vorkommen. Deutschland liegt unter den 25 Ländern mit der höchsten Dichte an grünen Fähigkeiten auf Platz 14 und somit nur etwas über dem globalen Durchschnitt.
Die Branchen mit der höchsten Dichte an grünen Fähigkeiten sind die unternehmensnahen Dienstleistungen, das verarbeitende Gewerbe und die Energie und Bergbau Branche. Weltweit ist der Anteil an grünen Fähigkeiten in der Verwaltung und im Baugewerbe ebenfalls hoch, dies ist für diese Branchen in Deutschland allerdings nicht der Fall. Aufholbedarf gibt es dagegen in der Kunstbranche, dem Rechtswesen, der Unterhaltungsindustrie, der Wellness- und Fitnessbranche und dem Bereich Medien und Kommunikation.
Diese 5 Trends sollten wir im Auge behalten
Unsere Analysen haben 5 Trends aufgedeckt, die wir beobachten sollte:
Die Nachfrage nach grünen Fähigkeiten wird bald höher sein als das Angebot: Die Stellenausschreibungen, die grüne Fähigkeiten fordern, sind in den letzten 5 Jahren um 8% gestiegen, während die grünen Talente nur um 6% gestiegen sind.
- Die Einstellungsrate von grünen Talenten steigt schneller als die allgemeine Einstellungsrate, d.h. grüne Fähigkeiten sind auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt.
- Derzeit sehen wir eine recht hohe Ausgewogenheit zwischen Angebot und Nachfrage nach grünen Fähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt, d.h. die grünen Fähigkeiten, die von Arbeitgebern stark nachgefragt werden, sind auch diejenigen, die von Mitgliedern häufig hinzugefügt werden.
- Die grünen Fähigkeiten, die am stärksten zunehmen, beinhalten sowohl Fähigkeiten, die von Arbeitgebern stark nachgefragt werden, aber bis jetzt weniger verbreitet sind, wie zum Beispiel Solarenergie, als auch ganz neue Fähigkeiten aus Bereichen wie der nachhaltigen Modeindustrie und nachhaltige Geschäftsstrategie.
- Während sich immer mehr LinkedIn Mitglieder grüne Fähigkeiten aneignen und in grüne Jobs wechseln, ist der Anteil immer noch zu niedrig, um wirklich einen Unterschied machen zu können.
Fazit
Einerseits stimmen mich unsere Ergebnisse hoffnungsvoll, weil sie zeigen, dass sich auf dem Arbeitsmarkt etwas tut und die grüne Transformation gestartet ist. Andererseits zeigen sie auch, dass diese Veränderungen viel zu langsam stattfinden und längst nicht alle Bereiche und Gruppen des Arbeitsmarkts erreichen.
Wir müssen in den nächsten Jahren massiv in die Entwicklung von grünen Fähigkeiten investieren, ansonsten werden wir die Klimaziele nicht erreichen können. Dabei müssen wir sicherstellen, dass alle an dieser Transformation teilhaben. Momentan sehen wir eine große Ungleichheit in der Verteilung der grünen Kompetenzen - reichere Länder stehen besser da, Frauen sind unterrepräsentiert, ältere Generationen schlechter aufgestellt als jüngere und Menschen mit Universitätsabschluss verfügen häufiger über grüne Fähigkeiten als diejenigen ohne.
Zudem müssen wir die grüne Transformation als Chance wahrnehmen und auch so kommunizieren, denn sie wird neue, spannende Jobs schaffen und kann zu einer lebenswerten Zukunft führen.