Höhere Rückliefervergütung: "Vorhersehbare und stabile Preise"​
Solaranlage in Münchenstein. Foto: Primeo Energie

Höhere Rückliefervergütung: "Vorhersehbare und stabile Preise"

Zum 1.1.2023 hebt Primeo Energie die Rückliefervergütung für Solarstrom auf 20 Rappen pro Kilowattstunde an. Damit befindet sich das Unternehmen deutlich über dem schweizweiten Durchschnitt von rund 15 Rappen. Dr. Lukas Küng, Geschäftsführer der Primeo Netz AG, erklärt im Interview, warum die Vergütung erneut angehoben wurde und warum es Preisunterschiede zu anderen Unternehmen gibt.


Herr Küng, Primeo Energie hat die Rückliefervergütung auf 20 Rappen pro Kilowattstunde erhöht. Was sind die Gründe für diesen Schritt?

Primeo Energie vergütet als Netzbetreiberin den eingespeisten Solarstrom nach dem Prinzip der vermiedenen Beschaffungskosten. Das sind die Kosten, die wir vermeiden, wenn wir die Energie nicht am Markt kaufen, sondern bei den Solarproduzenten. In letzter Zeit sind die Kosten am Markt, also unsere Beschaffungskosten, gestiegen. Und das bedeutet, dass wir auch den Produzenten von Solarstrom mehr bezahlen können, wenn sie uns ihren Strom verkaufen.

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Dr. Lukas Küng ist Geschäftsführer der Primeo Netz AG

Wie geht Primeo Energie bei der Beschaffung vor?

Bei der Beschaffung verfolgen wir eine Langfriststrategie: Wir kaufen den Strom über einen Zeitraum von drei Jahren. So federn wir Preisschwankungen ab und bieten unseren Kunden vorhersehbare und stabile Preise.

Wie viel produzieren die Eigner von Photovoltaikanlagen (PVA) in den Schweizer Netzgebieten von Primeo Energie?

Pro Jahr sind es rund 85 Gigawattstunden in allen unseren Schweizer Netzgebieten. Das entspricht ungefähr 5 Prozent des Jahresabsatzes. Solarproduzenten können uns ihren Strom verkaufen, unabhängig davon, wo sie in der Schweiz wohnen. Rund 30 Prozent der Menge verbrauchen die Anlagenbesitzer selbst, 50 Prozent wird an uns und 20 Prozent wird an Dritte verkauft. Bei der Einspeisung herrscht freier Markt. Jeder kann seinen Strom an das Energieunternehmen seiner Wahl verkaufen. Der Netzbetreiber muss im Gegenzug den PV-Strom im Netzgebiet abnehmen und vergüten.

Die Rückliefervergütungen unterscheiden sich deutlich. Können Energieversorger die Preise einfach festlegen?

Nein, die Preise sind reguliert und ein Energieversorger kann keine Phantasiepreise für den Photovoltaikstrom zahlen. Man muss sich an strikte Regeln halten. Dabei werden die Tarife für die Rücklieferungen alles in allem nach zwei unterschiedlichen Konzepten festgelegt. Zum einen gibt es das Prinzip der vermiedenen Beschaffungskosten, welches wir verfolgen, zum anderen die Beschaffung am Spotmarkt.

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Primeo Energie bietet zahlreiche Dienstleistungen zur Photovoltaik

Primeo Energie gehört nun mit 20 Rappen pro Kilowattstunde zu den Unternehmen mit den höchsten Rückliefervergütungen. Allerdings gibt es Konkurrenten, die noch mehr vergüten. Warum bieten diese Unternehmen eine höhere Rückliefervergütung als Primeo Energie?

 Zunächst einmal ist es gut, dass die Kunden die Wahl haben zwischen unterschiedlichen Angeboten. Auch die Stromunternehmen sind so gefordert, ihre Preispolitik immer wieder zu überdenken. Die Unternehmen, die höhere Vergütungen haben als wir, setzen im eigenen Netzgebiet und auch schweizweit auf das oben erwähnte Modell der Spotmarktpreise. Im dritten Quartal 2022 waren die Spotmarkpreise deutlich höher als die vermiedenen Beschaffungskosten. Daher können sie auch mehr zahlen. Allerdings sind die Spotpreise auch sehr schnell wieder im Keller, sobald es ein Überangebot gibt. Mittelfristig halte ich unser Modell für die bessere Wahl.

Wie entwickeln sich die Rückliefertarife für die nächsten Quartale und im Winter?

 Die Spotpreise werden im kommenden Sommer sicherlich tiefer sein als die vermiedenen Beschaffungskosten. Dies tritt ein, wenn die Photovoltaikanlagen viel produzieren. Zu diesem Zeitpunkt werden dann die Rückliefertarife der Anbieter, die am Spotmarkt kaufen, auch wieder zurückgehen, während unsere stabil bleiben.

Besteht aus der Sicht von Primeo Energie die Gefahr, dass nun viele Kunden zu den Anbietern höherer Rückliefertarife abwandern?

 Es wird sicher solche Kunden geben, und sie sollen das auch machen können. Ich denke aber, der Aufwand, den richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel auszuwählen, dürfte letztlich für viele Kunden zu hoch sein. Es ist wie am Aktienmarkt, wo man eher mit langfristigen Anlagen einen höheren Gewinn erzielt.

Sind PV-Anlagen nun rentabler, soll man jetzt investieren?

Photovoltaikanlagen lohnen sich schon seit langem und werden auf unterschiedliche Arten gefördert. Es gibt Steuerabzüge, Subventionen des Bundes, teils auch der Kantone und Gemeinden für den Bau, Befreiung von Netznutzungsgebühren, Rückliefertarife und die Vergütung von Herkunftsnachweisen. Damit sich eine Anlage wirklich rentiert, sollten aber vor allem die Investitionskosten tief sein. Dies erreicht man am besten, wenn eine Anlage bei einem Neubau gleich miteingeplant oder mit einer Dach- oder Fassadensanierung kombiniert wird. Auch ein Gemeinschaftsprojekt mit den Nachbarn kann sich lohnen.

Ändert Primeo Energie jetzt die Rückliefertarifpolitik?

Nein, kurzfristig ist das nicht vorgesehen. Wir überlegen aber, ob wir für eingespeisten Winterstrom mehr bezahlen. Wir hätten dann einen Winter- und einen Sommer-Rückliefertarif. Das würde dann langfristig auch die richtigen Investitionsanreize. Hier ist allerdings noch nichts entschieden.

Wie sieht die Zukunft aus?

Die Politik in Bern diskutiert über einheitliche Rückliefertarife in der Schweiz. Das wäre für unsere Kunden eher ungünstig. Wir vergüten die Rücklieferung eher überdurchschnittlich gut, und ein Einheitspreis wäre wohl näher am Durchschnitt und damit tiefer.

Stefan Bucher

Gemeinsam die Energiewende schaffen

2 Jahre

Bravo Primeo Energie.👏🏼👏🏼👏🏼 Unsere Kunden in Eurem Versorgungsgebiet freuen sich.☀️Hoffe das bleibt auch so.😉👍🏼

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