Haben Sie eine "IP-Strategie"?
Year by year, from 1980 until 2021, the top-10 countries for residents to file patents

Haben Sie eine "IP-Strategie"?

In vielen Unternehmen waren die letzten Wochen gefüllt mit intensiven Strategiegesprächen. Vielleicht auch bei Ihnen. War „Intellektuelles Eigentum“ dabei ein Tagesordnungspunkt? Denn dieses Thema darf nicht unter den Tisch fallen. Ich schreibe aus aktuellem Anlass: "IP" erfordert mehr Maßnahmen, als die meisten Unternehmen derzeit ergreifen.

 Zugegeben: "Intellectual Property" (IP) klingt hochgestochen. Es geht jedoch um die Erfolgsgeheimnisse Ihres Geschäfts.

 

Wussten Sie schon, dass Patente weltweit vor allem in einer kleinen Handvoll von Ländern angemeldet werden?

 

Wenn Sie das überrascht, dann lesen Sie gerne weiter. Falls Ihr Unternehmen "wissensintensiv" ist, dann sollten Sie möglicherweise Ihr Vorgehen überdenken. Unten finden Sie drei Anregungen, wie Sie starten können.

 

Die überraschende Konzentration des geistigen Eigentums

Wir untersuchen die Anzahl der weltweit von Inländern veröffentlichten Patente. Daraus berechnen wir Jahr für Jahr einen Index für die "Konzentration" des intellektuellen Eigentums. Dieser Index zeigt an, in wie vielen Ländern weltweit „effektiv“ Patente angemeldet werden.

Wir gehen dabei wie folgt vor: Stellen wir uns zunächst vor, 99 Patente würden zu gleichen Teilen in drei Ländern angemeldet, also jeweils 33. Der Index wäre dann (33/99)^2 + (33/99)^2 + (33/99)^2 = 1/3. Der Kehrwert dieses Index, 3, entspräche dann der „effektiven“ Anzahl von drei Ländern, in denen Patente angemeldet werden. Würden hingegen jeweils 49 Patente in zwei und nur ein Patent im dritten Land angemeldet, dann wäre unser Index (49/99)^2 + (49/99)^2 + (1/99)^2 = 1/2,04. Ich schreibe das so, weil sich die angemeldeten Patente nun auf „effektiv“ 2,04 Länder verteilen.

In der Ökonomie wird dieser Herfindahl-Hirschman Index (HHI) zur Messung der „Konzentration“ verwendet. Es scheint bisher jedoch niemandem aufgefallen zu sein, dass der hier beschriebene Kehrwert des HHI die greifbare Interpretation einer Anzahl erlaubt. Deshalb nennen wir ihn, spaßeshalber, den „Ohler Index“.

Mit dieser Überlegung erhalten wir das überraschende, fast schon erschreckende Ergebnis für die letzten 40+ Jahre:

Inverser Herfindahl-Index für die weltweiten Patentanmeldungen der letzten 40+ Jahre.


Es werden in sehr vielen Ländern Patente angemeldet. Im Jahr 1990 haben „effektiv“ aber nur ca. 2,5 Länder eine Rolle gespielt. Knapp 20 Jahre später lag dieser Index immerhin bei 5,5. Seither hat die „effektive Anzahl“ von Ländern mit Patentanmeldungen jedoch wieder stark abgenommen.

Welche Länder sind das? Die folgende Graphik zeigt die Entwicklung:

Entwicklung der Patentanmeldungen. Jahr für Jahr die jeweils 10 Länder mit den meisten Patentanmeldungen.

 

Die Frage ist nun, was Sie mit diesen Erkenntnissen tun. Zum Beispiel den Kopf in den Sand stecken und sagen: „Chinesische Patente taugen ohnehin nichts“. Vielleicht. Aber vielleicht taugen sie heute mehr als gestern. Und morgen noch mehr.

Vor einigen Jahren habe ich mit Kollegen eine Untersuchung auf LinkedIn angestellt: im Laufe weniger Jahre hat eine nicht unerhebliche Anzahl bekannter russischer TRIZ-Experten in Korea angeheuert. Bei der Entwicklung, die Sie oben für Korea sehen können, haben wir das für keinen Zufall gehalten.

Einige Worte deshalb zu TRIZ: Es geht um die „Theorie der erfinderischen Problemlösung“: Innovationsmuster werden aus Patentanalysen extrahiert und auf neue Problemstellungen angewendet. Die Methoden sind kodifiziert, erfordern jedoch abstraktes Denken. Deshalb werden sie nur von wenigen - zu wenigen - Experten verwendet. Allerdings ist künstliche Intelligenz sehr gut dazu in der Lage, abstrakte Algorithmen anzuwenden. TRIZ eignet sich deshalb hervorragend für KI-unterstützte Innovation – wie auf der ETRIA-Konferenz neulich in Offenburg prominent diskutiert wurde.

Mit TRIZ können Sie:

  • Systematische Innovation betreiben
  • Ihre eigenen Patente "kugelsicher" machen
  • Fremde Patente völlig legal als Inspirationsquelle für Ihre eigenen verwenden.

Es gibt für diese Themen Workshop- und Trainingsunterlagen. Und Expertinnen und Experten, die damit durchstarten können.

 

Deshalb ein Appell

1)   Bringen Sie das Thema „intellektuelles Eigentum“ dorthin, wo es hingehört: auf die Agenda Ihrer Strategiediskussion.

2)   Schauen Sie sich an, welche und wie viele Patente Ihr eigenes Unternehmen und Ihre Konkurrenten in den letzten Jahren angemeldet haben.

3) Wenn Sie bisher den Aufbau von TRIZ-Kompetenzen nicht in Erwägung gezogen haben, dann überlegen Sie, ob Sie das auch im "Zeitalter nach ChatGPT" weiterhin so halten wollen.

 

Es gibt weitere Dinge, die wir für dringlich und wichtig halten. Aber diese drei Punkte sind ein guter Start. Melden Sie sich gerne, wenn Sie tiefer einsteigen möchten.

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