Hang in there!
Der Arbeitsvertrag ist unterschrieben – Freude herrscht auf beiden Seiten: Der Arbeitgeber hat eine neue Mitarbeiterin gefunden, verbunden mit der Chance, Arbeitsabläufe zu optimieren und mit Schwung neue Aufgaben in Angriff zu nehmen. Die Kandidatin wiederum freut sich auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem neuen Chef und darauf, neue Themengebiete kennen zu lernen. Dabei hören wir nicht selten, dass es ihr nicht nur um fachliche Weiterentwicklung geht, sondern die Herausforderung auch darin besteht, einmal eine andere Unternehmensstruktur oder Industrie kennen zu lernen sowie Erlerntes und Erarbeitetes an einem neuen Ort erfolgreich in die Praxis umzusetzen.
Aber dann, die Probezeit ist kaum vorbei, wandelt sich plötzlich Euphorie in Ernüchterung, gefolgt von einer überhasteten Kündigung. Und wir kommen nicht umhin, uns zu fragen: Seit wann eigentlich sind Arbeitsbeziehungen so Abbruch-freundlich geworden? Es gab doch mal Zeiten, da gehörten „sein Bestes geben“ und eine gewisse Freude über eine neue Arbeitsstelle dazu, und die Probezeit war mehr oder weniger eine Formsache. Ist es auf dem heutigen Arbeitsmarkt denn richtig, „Aktien“ sofort abzustossen, sobald sich zeigt, dass sie nicht die erwartete Performance bringen? Wir fragen uns: Was ist bei einem neuen Job ein deal-breaker?
Machen wir uns auf Spurensuche: Im besten Fall sind der Vertragsunterschrift einige Gespräche vorausgegangen. Man war sich vermeintlich so sicher. Oder gab es vielleicht doch Bedenken? Und zwar von allen Beteiligten, beispielsweise ein etwas unwohles „Bauch-Gefühl“ bei der Kandidatin, das jedoch geflissentlich übersehen wurde? Oder auf Arbeitgeberseite: Hat man mit der Rekrutierung vielleicht doch etwas zu spät begonnen und war dann unter Zugzwang, weil die Stelle eigentlich längst hätte besetzt sein müssen? Und ein weiteres Phänomen ist zu beobachten: Was im Briefing zwischen Agentur und Auftraggeber oder aber im Vorstellungsgespräch zwischen Kandidatin und Arbeitgeber besprochen wurde, ist eine Sache. Eine andere ist, was Vorgesetzte und Arbeitnehmer in der Praxis voneinander erwarten. Da tauchen plötzlich Hindernisse auf, die nie thematisiert wurden. Aber muss das zur Folge haben, dass man gleich aufgibt? Wenn man am neuen Arbeitsplatz beginnt, darf man mit einer Übergabe rechnen, auch damit, dass der Arbeitsplatz parat ist. Doch das klappt nicht immer. Und hier darf aus unserer Sicht von einer versierten Assistentin mit vielen Jahren Erfahrung erwartet werden, dass sie ihre Einarbeitung selbst managt. Viel Eigeninitiative ist gefragt, auf Menschen zugehen, sich informieren, was wo wann zu bekommen ist. Und ganz ehrlich: War das denn nicht zufällig eine der im Interview genannten eigenen Stärken? Danach befragt, erhalten wir in 9 von 10 Fällen genau diese Antworten: Ich bin organisationsstark, ich bin flexibel, ich bin anpassungsfähig. Und, wenn es darauf ankommt: Fehlanzeige. Aber Achtung: Wir sprechen hier nicht von Dingen, die nicht verhandelbar sind. Dazu gehört respektloses Verhalten oder Missachtung der Persönlichkeit. Wir sprechen von Banalitäten, die den Arbeitsalltag nicht gerade angenehm machen – zugegeben.
„You may think the grass is greener on the other side. But if you take the time to water your own grass it would be just as green.”
Und nun zurück zu unseren Aktien: Wir möchten an dieser Stelle dazu ermutigen, eine Aktie nicht gleich abzustossen, sondern ihren Wert zu steigern, indem man sich entschlossen daran macht, am neuen Arbeitsplatz Netzwerke aufzubauen, Arbeitsabläufe zu verstehen aber auch hie und da etwas Nachsicht walten lässt, wenn am Anfang noch nicht alles wie am Schnürchen klappt. Es lohnt sich, daran zu glauben, mit dem eigenen Verhalten auch das Verhalten anderer beeinflussen zu können und daran festzuhalten, dass sich Dinge positiv entwickeln können, auch wenn der Start möglicherweise etwas holprig war. Und wenn noch nicht alles passt, so raten wir dazu, ein klärendes Gespräch mit dem Vorgesetzten zu führen. Manchmal lassen sich Schwierigkeiten nämlich auch lösen. Durch geschicktes Verhandeln und ein wenig Geduld, beginnen die Aktien möglicherweise wieder zu steigen. Und auch hier sind erneut beide Seiten gefragt. Zu Beginn investierte Zeit in die neue Assistentin, zahlt sich immer aus. Das hat mit Wertschätzung, Interesse und Respekt zu tun – und bitte sehr, wer wünscht sich das nicht? Die Zeit gleich am Anfang sinnvoll nutzen, das ist unser Ratschlag. Hintergründe und Zusammenhänge in Erfahrung bringen. Das geht nicht in vier Wochen.
Zur Verbesserung der Lesbarkeit wird in diesem Text ausschließlich die weibliche Form verwendet. Diese impliziert aber immer auch die männliche Form.
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8 JahreInteressant diese "modernen Phänomene" aus Sicht einer Beraterin zu lesen. Sich Zeitfenster zu setzen statt kurzfristige Entscheide in Folge würden so manchem Leben und Unternehmen gerechter.
Head of Finance bei Monoplan AG
9 JahreEin Artikel mit vielen Wahrheiten. ... Und korrekt ist auch: Sofort die Flinte ins Korn werfen gilt nicht. Aber irgendwann darf die Geduld auch zu Ende sein und man sollte sich nach einer neuen Herausforderung umsehen. Denn Arbeit hat in hohem Maße mit der persönlichen Zufriedenheit und Freude zu tun.
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9 JahreJeder sollte auf sein Bauchgefühl hören aber das ist nicht immer ganz einfach, denn häufig locken eine vermeidlich interessante Aufgabe, die Verkaufsargumente oder ganz einfach ein neuer Job. Es hilft herauszufinden ob beide Parteien in dieselbe Richtung blicken, indem beide Erwartungen auf den Tisch gelegt werden.
Senior Executive Assistant CEO
9 JahreGuter Artikel, auch wenn ich der Meinung bin, dass es generell kein Allerweltsheilmittel für Fehlbesetzungen oder "Fehleinschätzungen" (absichtlich in "") gibt. Es ist jedoch zu einem Sport geworden, bei einer Rekrutierung "Gott und die Welt" für x-Gespräche, Tests und on-line Interwiews einzuschalten, um am Ende, wurde eine Person erfolgreich vermittelt, sie vor einen PC zu setzen, um sie dann sehr oft mit einem "standard" onboarding Prozess "abzuspeisen". Erst hier scheiden sich die Götter und zwar nicht nur auf Arbeitgeberseite sondern auch auf Arbeitnehmerseite. Etwas mehr Einsatz vom Arbeitgeber in den ersten Monaten nach Einstellung zahlt sich aus! Ein gutes Element, und das sollte man nach x onboarding Gesprächen doch schon einmal herausgefiltert haben, kann eventuell auch in einer anderen Funktion/Abteilung, wo's besser passt, eingesetzt werden. Dies erfordert jedoch, dass sich die upline intensiv mit der Neubesetzung beschäftigt und nicht einseitig (silo thinking) tickt. Hang in there, yes, aber nur wenn's auch von der Unternehmenskultur her passt. Abschliessend hängt doch viel vom Stellen- und Altersniveau ab.