Heider: Vom schwarzen zum grünen Standort
Das Dach des Heider-Hauptgebäudes bedeckt eine Solaranlage mit 322 Modulen und 132 Kilowatt Peakleistung. Montiert vom neuen Mieter Schoenergie

Heider: Vom schwarzen zum grünen Standort

Bürgermeister Frank Stein bringt es in seinem Glückwunsch auf den Punkt: Mit Weitsicht, Mut und Kraft habe die Familie Heider gehandelt, solange sie noch handlungsfähig war - und den traditionellen Druckstandort in ein zukunftsfähiges Areal verwandelt: An der Paffrather Straße etabliere sich gerade ein Zentrum der nachfossilen Kreislaufwirtschaft mitten in Bergisch Gladbach. 

Vor zwei Jahren hatte Heider „die Reißleine gezogen“ und den Zeitungsdruck eingestellt, der rückläufige Branchentrend war durch Corona massiv verstärkt worden. Jetzt werde auch der Digitaldruck beendet, sagte Geschäftsführer Hans-Martin Heider am Dienstag. Damit bleibt vom traditionellem Geschäft der 1889 gegründeten Druckerei nur noch der Regionalverlag. 

Dennoch herrscht auf dem 19.000 Quadratmeter großen Gelände an der Paffrather Straße Aufbruchstimmung. Das Unternehmen habe erheblich in die energetische Aufrüstung der Gebäude investiert und in kurzer Zeit eine ganze Reihe von Mietern für die freien Flächen gefunden. So ist der ASB RheinBerg für die Zeit einer eigenen Sanierungsmaßnahme hier eingezogen, der Kölner Messebauer Blickfang hat ein zusätzliches Lager eingerichtet, ebenso wie einige andere Unternehmen. 

Schoenenergie demonstriert Leistungsfähigkeit auf Heiders Dach

Für die Zukunft steht eine Niederlassung der Schoenergie, ein großer Anbieter von Solarstromanlagen aus Föhren in Rheinland-Pfalz. 15 Mitarbeiter betreuen von hier aus rund 200 Kunden in der Region und installieren private wie gewerbliche Anlagen mit Spitzenleistungen von bis zu 100 Kilowatt. 

Eine deutlich größere Anlage, mit 132 Kilowatt maximaler Leistung aus 322 Modulen, hat Schoenergie gerade auf dem Heider-Hauptgebäude installiert und im Mai in Betrieb genommen. Allein in den wenigen ersten Wochen seien durch die grüne Stromproduktion bereits rund 20 Tonnen Kohlendioxid eingespart worden, sagt Bereichsleiter Erik Schöller. 

Drei Doppel-Wallboxen für die Aufladung von Elektrofahrzeugen hängen auf dem Heider-Parkplatz schon bereit, für eine kräftige Erweiterung ist alles vorbereitet. Und dafür könnte es bald Bedarf geben. 

Der neue Ankermieter

Anfang 2024 wird die Sutco RecyclingTechnik GmbH in das Verwaltungsgebäude einziehen, die Büroräume vom ASB und weitere Flächen im Erdgeschoss und Eingangsbereich übernehmen, berichtet Geschäftsführer Hans-Martin Heider. 

Sutco produziert Sortieranlagen, ist als Tochter der LM-Gruppe ein Schwergewicht in der europäischen Recyclingbranche - und schon immer ein Bergisch Gladbacher Unternehmen. 1985 gründete Thomas Schmitz die Sutco Maschinenbau GmbH im Gewerbegebiet Britanniahütte, spezialisiert auf Förderbänder für Sortieranlagen. Daher stammt auch die Abkürzung Sutco: Schmitz UmweltTechnik & Co. 

2003 verkaufte Schmitz an einen Wettbewerber im Emsland, an die Ludden & Mennekes Entsorgungssystem GmbH. Seither ist Sutco ein wichtiger Bestandteil der LM Gruppe - die im Kerngeschäft vor allem Verdichtungsanlagen herstellt und mit insgesamt 650 Beschäftigten einen Umsatz von rund 120 Millionen Euro macht. 

Sutco bewegt sich mit seinen Sortieranlagen auf einem starken Wachstumsmarkt: Seit der Erfindung von Sensoren, die jeden Bestandteil von Plastikabfällen erkennen und für eine exakte Sortierung sorgen, boomt die Nachfrage der Recyclingbranche, berichtet Michael Ludden, Gesellschafter und Geschäftsführer der LM Gruppe und der Sutco. Der Umsatz mit den spezialisierten Förderbändern habe sich seit 2003 mehr als verzehnfacht.

In Bergisch Gladbach sitze mit gut 70 Beschäftigten vor allem „das Gehirn“ des Unternehmens, erläutert Ludden: die Ingenieur-Abteilungen und das Projektmanagement, von hier aus werden auch Vertrieb und Montage koordiniert. Die Förderanlagen selbst werden von einem LM-Tochterunternehmen in Polen hergestellt. 

Viele Standortvorteile in der Innenstadt

Der Standort an der Britanniahütte war schon lange zu klein, eine Expansion dort nicht möglich, berichtet Iris Odenthal, die bei Sutco als Leiterin des Business Developments auch für den Umzug verantwortlich ist. Zudem sei der Standort nicht besonders repräsentativ und etwas abgelegen - zwei Faktoren, die für die Gewinnung von Fachkräften immer wichtiger werden. Daher sei der neue Standort auf dem Heider-Gelände in der dynamisch wachsenden Innenstadt ein Glücksfall. 

Eine Verlagerung an den Hauptsitz im Emsland, erklärt Ludden, sei keine Option gewesen. Denn der Standort Bergisch Gladbach mit der zentralen Lage, den guten öffentlichen Verkehrsanbindungen, dem Flughafen und nicht zuletzt dem großen Arbeitsmarkt der Region, sei für Sutco deutlich attraktiver. 

Von 700 auf rund 1400 Quadratmeter vergrößert sich Sutco beim Umzug, und gewinnt damit ausreichend Spielraum für weiteres Wachstum. Der Mietvertrag sei für fünf Jahre geschlossen worden, die Kooperation mit Heider aber langfristig angelegt. Heiders neue Solarstrom-Anlage passe gut zum Gesamtbild, freut sich Ludden. Schließlich sei sein Unternehmen „mit zwei grünen Daumen“ in der Kreislaufwirtschaft unterwegs. 

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