IBM Connect 2017: Ein erster Überblick
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IBM Connect 2017: Ein erster Überblick

Erstveröffentlicht auf der Diskussions- und Meinungsplattform Denkhandwerker.

Vom 20. bis 23. Februar fand unter dem Motto „Redefine work with Watson“ die IBM Connect 2017 statt. Zum Auftakt der Veranstaltung gab es neben einigen allgemeinen Marketingbotschaften, einem (ersten kurzen) Rückblick auf das letzte Jahr sowie interessanten Kundenreferenzen insbesondere konkrete Ankündigungen für die weitere Entwicklung sowie aufschlussreiche Demos.

Festzuhalten ist, dass Connections, Verse und Watson Workspace die Kernprodukte für die Strategie und Vision von IBM in diesem Themenfeld sind, gleichzeitig aber mittel- bis langfristig die Relevanz von Domino & Co. für die Bestandskunden gewürdigt wird. So wird u. a. der Support für Domino und Notes mindestens – in anderen Worten geringstenfalls – bis 2021 fortgesetzt. Die Konferenz, aber auch Feedback aus Workshops und Vorträgen, lässt die Meinung zu, dass dieses Thema für einige, wenn nicht sogar viele der Anwenderunternehmen ein extrem kritisches ist. Interessant dabei ist, dass in diesem Zusammenhang oft intensiver über die Laufzeit des Supports diskutiert wird als eigentlich darüber, wie Mitarbeiter in den Unternehmen in drei, fünf oder sieben Jahren arbeiten werden. Während IBM-Verantwortliche betont und abermals intensiv ein Commitment zu diesen wichtigen Bausteinen des Portfolios abgeben, werden Anwender nicht müde, dieses zu bezweifeln. Aus der Rolle des einzelnen heraus verständlich, denn abstrus.

 

Wer Visionen hat …

Die Vision von IBM für intelligente Zusammenarbeit besteht darin, eine offene Cloud-Plattform zu schaffen, die quasi nahtlos und grenzenlos Dienste zugänglich und erweiterbar macht. Dabei wird Cloud als der Schlüssel gesehen, der die Anforderungen und Herausforderungen im Umfeld der Verarbeitung und Aufwertung von unternehmensinternen und externen Daten ermöglicht. Kognitive Systeme und kognitive Einsichten bringen Inhalte, Konversationen und Prozesse zusammen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass ausschließlich Cloud-Lösungen über alles gestellt werden. Vielmehr werden Lösungen wie Verse auch als On-Prem-Variante angeboten.

Nach eigenen Angaben hat IBM in den vergangenen 12 Monaten über 320 neue Erweiterungen und Features im betreffenden Portfolio bereitgestellt. Hierzu zählen u. a. 30 neue Features in Verse, eine verbesserte Suche und eine tiefere Integration von Connections in Office 365. Zur Strategie von IBM zählen auch Partnerschaften. Exemplarisch zu nennen sind die Partnerschaften mit CISCO für Video und Messaging, BOX Integration für File Sharing, Actiance für Auditing und Compliance und Genband für integrierte PBX-Services. All diese Partner und weitere wie DocuSign, aber auch Lösungen der Business-Partner, erweitern die Fähigkeiten – erhöhen die Leistungsfähigkeit – des IBM-Portfolios, auch dann, wenn sie in Teilen zu vorhandenen IBM-Produkten oder Services in Konkurrenz stehen.

 

Denke PINK!

Zur Vision und Zukunft zählt auch PINK – genauer gesagt die kommende Version von Connections namens „Pink“. IBM Connections ist eine Plattform, auf deren Grundlage Anwenderunternehmen Personen, deren Profile, Communities, Blogs, Wikis und Dokumente verbindet. Der integrierte Plattformansatz, der sich On-Prem, auf hybride Art und Weise sowie in der Cloud implementieren lässt, vereinfacht per Konzept die Interaktion von Menschen im Kontext von Geschäftsprozessen, Daten und Informationen. In anderen Worten: Connections zielt auf Konversationen, Content und Communities ab.

Die kommende Version von Connections wird vollkommen neu entwickelt; es findet ein „vollständiges rewrite“ statt. „Pink“ ist kognitiv und wird so – oder deshalb – überall sein. So können die Daten da bleiben, wo es der Kunde will bzw. für richtig hält und müssen nicht da sein, wo das System es verlangt. So können exemplarisch Profile von Nutzern On-Prem bleiben, während Wikis in der Cloud liegen können. Connections Pink wird mit völlig offenen Quellwerkzeugen und Technologien entwickelt. Also kein WebSphere, kein Java etc. Alle Komponenten sind Open Source wie exemplarisch MongoDB, React.js oder Redis. Wichtig in diesem Zusammenhang: Die bisherigen etablierten Services und insbesondere die APIs bleiben erhalten; dies geschieht allerdings auf einer ausnahmslos aktualisierten Basis, die wie erwähnt Open-Source-orientiert ist.

 

Nicht nur Feature-Fucking

Neben dem ganzen Feature-Fucking sind die eigentlichen Denkmuster hinter dem IBM-Portfolio besonders relevant, interessant und ein sinn- und mehrwertstiftender Faktor. Nämlich die als Konversation organisierten und durch kognitive Services unterstützten Arbeitsabläufe. In anderen Worten: Eine durchgängige Gestaltung des Arbeitsalltags als Konversation, ermöglicht durch Microservices, die die diversen Systeme vereinen, und kognitive Komponenten, die einzelne Elemente der Konversation zusammenfassen oder vereinfachen. Um dieses Modell eines zukünftigen Arbeitsplatzes umzusetzen, müssen laut IBM fünf Themen vereint werden:

  1. priorisieren und zeigen, was wichtig ist („orientiere mich”)
  2. den eigentlichen Arbeitsablauf unterstützen
  3. kognitive Bots nutzen, um weitere Informationsquellen bedarfsgerecht und interaktiv einzubinden
  4. die Möglichkeiten aus dem „Internet der Dinge” nutzen
  5. Fokus beibehalten und Absicht verfolgen

 

Bezogen auf die Einführung kognitiver Services bzw. auf kognitiver Intelligenz beruhenden Arbeitskonzepten bedeutet das,

·      Probleme zu identifizieren,

·      Daten bereitzustellen,

·      kognitive Features bereitzustellen,

·      sich zu engagieren und zu interagieren

und so Erfolg zu haben.

 

Fazit

Commitment zu Domino und Notes, Überarbeitung und essentielle Erweiterung der zentralen Produkte wie Connections auf Grundlage von Open-Source-Standards, klares Portfolio, umfassende Integration von kognitiven Services, gelebte Partnerschaften und das Aufzeigen „wie es sein sollte“. All das führt dazu, dass bei Kunden, Business-Partnern und natürlich den IBM-lern eine positive Stimmung auf der Konferenz vorherrschte.

Ob es nun eine Aufbruchstimmung ist oder doch eher Ausdruck erfolgreicher Arbeit, richtiger Entscheidungen oder ob abermalige Neuerfindung sei dahingestellt. Anwender, die auf IBM-Lösungen setzen, bekommen ein Meer (und Mehr) an Möglichkeiten, ohne Gefahr zu laufen, sich zu verirren. Klare Strukturen im Portfolio, APIs und Wahlfreiheit ermöglichen dies. Anwenderunternehmen, die noch auf der Suche nach der richtigen Lösung und dem für sie richtigen Denkmuster für die zukünftigen Arbeitskonzepte sind, finden wegweisende Visionen im Kontext etablierter Lösungen. Und Business-Partner erhalten neue Grundlagen für erweiterte Geschäftsmodelle.

Dass IBM kein Ankündigungsweltmeister ist, sondern den Visionen auch Taten folgen lässt, konnte man in den letzten 18 Monaten (und darüber hinaus) beobachten. Dass es bei einigen Ankündigungen noch ein weiter Weg bis zur Realisierung ist, ist klar. Auch, dass die Implementierung im Anwenderunternehmen, und noch viel wichtiger die gelebte Realität auf Ebene des Anwenders, nicht mal eben so „en passant“ erfolgen wird. Deswegen sollte klar sein: Arbeits(platz)konzepte im Allgemeinen und der Einsatz von Lösungen, Produkten oder Services im Besonderen sind kein Ziel, sondern ein Weg.

Mehr dazu im Kommentar. Weitere, tiefergehende und vergleichende Analysen in den kommenden Tagen und Wochen u. a. auf Denkhandwerker.

Disclaimer: Der Autor, Axel Oppermann, war auf Einladung von IBM auf der IBM Connect 2017 vor Ort in San Francisco.



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