Im Rückspiegel: Die Zukunft. - Was man seiner Vergangenheit über den zukünftigen Erfolg entnehmen kann.
Titelbild: Ilyasick/Pexels

Im Rückspiegel: Die Zukunft. - Was man seiner Vergangenheit über den zukünftigen Erfolg entnehmen kann.

Moin meine Lieben!

Ich weiß nicht, was ihr so vor zehn Jahren gemacht habt, aber ich war vor zehn Jahren arbeitslos und versank in einem Sumpf aus Selbstmitleid und Wertlosigkeit. Wir hatten es damals allein meiner Frau zu verdanken, dass wir über die Runden kamen. Sie arbeitete damals im Verkauf eines Möbelhauses. Wir verbrauchten alles, was wir einnahmen und ans Sparen oder Investieren, so wie wir es heute tun, war gar nicht zu denken. Und auch die Zukunft war vollkommen ungewiss.

Vor diesem Hintergrund hatte ich letzte Woche zwei Momente, an denen ich an mein Leben vor zehn Jahren zurückdenken musste. Änn und ich waren damals frisch verheiratet und haben uns eine Hochzeit geleistet, die wir uns gar nicht leisten konnten. Mein Schwiegervater saß mir im Nacken und fragte mich immer wieder, wie jemand mit meiner Ausbildung keine Arbeit findet. Meine Oma versuchte mich zu motivieren einen Job als Fahrer bei einem Busunternehmen anzunehmen, denn schließlich fahre ich doch so gerne Auto und die Unternehmen suchen dringend Leute. Sie meinten es alle gut.

Naja, jedenfalls erinnerten mich letzte Woche zwei Menschen völlig unabhängig voneinander an diese Zeit. Der eine davon war der Zukunftsforscher Jan Berger, der die Abschlussdiskussion auf dem German Low-Code Day mit den folgenden Worten beendete: „Wir überschätzen, was wir in einem Jahr erreichen können und unterschätzen, was wir in zehn Jahren erreichen können.“

Und der andere war mein Chef, als er in einem Meeting sagte, dass es sich mehr lohnt durch die Frontscheibe eines Autos zu schauen als in den Rückspiegel. Zumal die Frontscheibe auch deutlich größer sei. Die Chancen liegen nun mal vor uns und nicht hinter uns.

Ich persönlich schaue auch gerne nach vorne und greife nach Dingen, die aus der Perspektive andere wohlmöglich gar nicht zu greifen sind. So unterhielten sich meine Frau und ich uns neulich über Investitionen in Mehrfamilienhäuser. Ich brachte das Thema zur Sprache, weil ich es leid bin eine Wohnung nach der anderen zu machen. Es langweilt mich, weil ich es schon beherrsche, und jetzt wird es einfach Zeit für den nächsten Schritt, bei dem man sich auch strecken muss. Meine Frau erwiderte wiederum, dass sie das gar nicht sieht und ich doch bitte das aktuelle Projekt finalisieren soll, bevor ich mir eines greife, was ich noch nie gemacht habe. Wie soll das gehen?

Und diese Frage ist genau der Punkt. Ich habe keine Ahnung wie das gehen soll, aber ich finde es heraus. Das Ding mit großen Dingern ist, dass man erst weiß, ob man dazu bereit ist, wenn man sie auch angeht.

Was mich zu den Bemerkungen von Jan Berger und meinem Chef zurückführt. Vor zehn Jahren, da war ich arbeitslos. Wir lebten von der Hand in den Mund. An Immobilien oder andere Dinge, die ich heute tue, war damals gar nicht zu denken. Und ich bin mir sicher, dass alle Menschen von solchen Momenten berichten können.

Meine Momente sind:

  • Ich habe mein Studium der Elektrotechnik mit 1,6 und damit unter den zehn Prozent der besten Absolventen meines Jahrgangs abgeschlossen. Und dass trotz der Hauptschulempfehlung, die mir meine Lehrer ausgestellt hatten.
  • Trotz des tollen Abschlusses fand ich keinen Job als Ingenieur, weil jede Faser meines Körpers ausstrahlte, dass ich nicht als Ingenieur arbeiten wollte. 50 Bewerbungen. 50 Absagen. Es war ein psychisches Ding, das mich in die Arbeitslosigkeit führte. Aber hey, nur weil man arbeitslos ist, landet man in Deutschland nicht gleich auf der Straße.
  • Als wir unsere Eigentumswohnung in einem Fachwerkhaus gekauft hatten, stellten wir ein paar Tage vor dem Einzug fest, dass die Blaken saniert werden mussten. Kostenpunkt: 60.000 Euro. Da das Ganze in einem Mehrfamilienhaus war, zog es sich aufgrund der Abstimmung mit den anderen Eigentümern über drei Jahre. Drei Jahre, in denen ich zusätzlich 20.000 Euro für Darlehn, Nebenkosten etc. zahlte, ohne die Wohnung nutzen zu können. Kurz vor Fertigstellung wurde es den anderen zu viel und sie verkauften alle. Heute leben wir in einer Gemeinschaft, die zusammen anpackt und sich um das Anwesen kümmert. Richtig gut.
  • Oder: Vor vier Jahren saßen wir bei unserem ersten Low-Code Event mit 20 Teilnehmern zusammen. Dieses Jahr hatten wir 350 Anmeldungen. In der Vorschau sahen wir das nicht kommen.
  • Auch cool: Vor zehn Jahren versank ich in Selbstmitleid und heute stehe ich regelmäßig vor Menschen und begeistere sie mit meinen Impulsen für die Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts.

Diese Geschichten haben mir gezeigt, dass man im Vorfeld nicht wissen kann, wie sich das Leben entwickeln wird. Und es gibt noch weit coolere Geschichten als meine.

Also ja, die Frontscheibe ist größer als der Rückspiegel. Es lohnt sich jedoch trotzdem ab und an einen Blick in den Rückspiegel zu wagen, um aus den Dingen, die man bereits gemeistert hat, Kraft zu schöpfen. Kraft, um nach Dingen greifen zu können, die noch gar nicht im Sichtfeld der Frontscheibe sind.

Da wir Menschen jedoch dazu neigen Dinge zu vergessen, sollten wir ein Erfolgsjournal führen, in dem wir all diese Dinge, Ereignisse und Geschichten notieren. Geschichten, die auch anderen dienlich sein können, wenn wir sie mit ihnen teilen. So wie ich sie beispielsweise regelmäßig meiner Frau vor Augen führe, damit wir zusammen nach Größerem greifen können.

Euer Georg

Dirk Kotala-Wilhelm

Sales Director - Treibe Digitalisierung durch Low-Code-Lösungen voran

3 Monate

Inspirierender Beitrag. Danke fürs teilen. Ich mag mir schon vorstellen, wo wir in 10 Jahren stehen - mit gelegentlichen Blick in den Rückspiegel. 😀

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