IMMOBILIENKRISE TRIFFT NICHT NUR DIE GROSSANLEGER
Die aktuellen Schwierigkeiten so mancher großer Immobilienprojekte werden von den Meisten mit jener Gelassenheit aufgenommen, die bei fremdem Pech ja eher leicht fällt. Dabei könnten und sollten wohl auch die klassischen kleinen Sparer prüfen, ob nicht auch sie betroffen sind – falls sie in Immobilienfonds investiert haben.
Die steigenden Zinsen der letzten Zeit brachten so ziemlich all jenen Projekten Verluste, bei denen die Kosten- /Ertragsrechnung nur deshalb einen Gewinn ausgewiesen hat, weil mit niedrigen Zinsen kalkuliert worden ist. Mit steigenden Zinsen kommen dann entsprechende Verluste. Aber solche Projekte sind ja nicht nur von wenigen großen Investoren verfolgt worden, sondern sind auch in so manchen Immobilienfonds enthalten.
Derzeit gibt die Rechtslage Immobilienfonds alle Möglichkeiten, die unterschiedlichsten Strategien zu verfolgen. Während die (guten) alten österreichischen Gesetze für die Bewertung von Immobilien in der Bilanz maximal den Anschaffungswert erlaubten, sind heute Auf- und Abwertungen der Immobilienwerte durchzuführen. Beides schlägt sich im Nettoinventarwert des jeweiligen Fonds nieder. In „guten Zeiten“ ergibt das eine Steigerung der Performance, gleichzeitig gibt es Konsequenzen, wenn auch Immobilien von der allgemeinen Krise erfasst werden. Die Notwendigkeit, dann auf den verringerten Zeitwert abzuwerten, führt zu entsprechenden Verlusten und dem ein oder anderen „Zacken“ nach unten in der Kursgraphik.
Und dann gibt es noch einen nicht zu übersehenden Nachteil gegenüber Aktien- oder Anleihenfonds. Haben solche Fonds Rückflüsse, weil die Anteilsinhaber wegen der Verluste verkaufen wollen, dann können sie regelmäßig die nötigen Aktien oder Anleihen von heute auf morgen verkaufen. Bei Immobilien geht das nicht so schnell. Im Moment gibt es gerade große Projektentwickler, die das schmerzhaft zu spüren bekommen.
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Niemand weiß, wie lange die gegenwärtige Immobilienkrise noch andauert, und wie sich das auf die einzelnen Fonds auswirkt. Dass die Vermietung von Immobilien höhere Erträge bringt als an Zinsen zu bezahlen ist, wird jedenfalls nicht so schnell zur Regel werden. Wir empfehlen vor einer Kaufentscheidung von Immobilienfonds die jeweiligen Rechenschaftsberichte heranzuziehen, um die im konkreten verfolgte Strategie zu erkennen.
Die PRIVATCONSULT neigt zur Vorsicht und ist beim Kauf von Immobilienfonds aktuell sehr zurückhaltend, wobei unsere Strategie schon seit vielen Jahren ist, Kunden dezidiert auf die speziellen Risiken von offenen Immobilienfonds hinzuweisen.
Wir sehen uns durch die aktuelle Situation in dieser Herangehensweise bestätigt.
Prokurist bei PRIVATCONSULT
1 JahrSehr gut geschrieben und sehr lesenswert 👍