Individualisierung – ein Megatrend der Arbeitswelt
Individualisierung als Megatrend zieht sich heute durch alle gesellschaftlichen Bereiche. Während früher Biografien durch Gesellschaft, Kirche und Traditionen vorgegeben waren, finden sich heute immer mehr Brüche, wird der Lebensweg zunehmend zu einem selbstgewählten. Das gilt gleichermaßen für den Lebensstil, die Familienplanung sofern überhaupt vorhanden, den Wohnort, die Freizeitgestaltung und auch für die Arbeit beziehungsweise Karriere.
Unter anderem durch die Globalisierung und Digitalisierung entstehen neue Tätigkeitsfelder und flexiblere Arbeitsstrukturen, die einen individualisierten Lebenslauf möglich machen. Aber auch das Familienbild wandelt sich – von der Großfamilie zu Klein- oder Single-Haushalten. Eine Ehe muss nicht mehr das ganze Leben lang halten. Vorgegebene Strukturen fallen durch diese Entwicklungen immer mehr weg, sodass Individualisierung nicht nur etwas ist, nach dem Menschen von sich aus streben. Gleichzeitig ist es auch erforderlicher denn je, sich an den eigenen Bedürfnissen zu orientieren – privat wie beruflich. Dabei spielen Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung eine große Rolle.
Individualisierung als Bedürfnis des Menschen
Individualisierung ist kein neues Bedürfnis. Ein Blick in die jüngere Geschichte zeigt, dass sich Gesellschaften auch schon zu früheren Zeiten von Normen und Vorgaben von außen befreien wollten. Ein signifikantes Beispiel ist unter anderem die Befreiung vom Adel während der Französischen Revolution, aber auch Gewerkschaftskämpfe im 19. und 20. Jahrhundert.
Gleichzeitig bedeutet Individualisierung aber auch, dass der Mensch viele Entscheidungen im Leben autonom treffen muss. Er wird immer wieder vor die Wahl gestellt und muss lernen, seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu erkennen. Es wird beinahe zur Pflicht, entsprechend zu handeln und sein Leben zu gestalten. Das verändert die Werte in einer Gesellschaft hin zu mehr Toleranz, Eigenverantwortung und Verlässlichkeit – auch im Berufsleben.
Individualisierung und Employee Journey
Auch die Arbeitswelt hat den Megatrend Individualisierung erkannt. Unternehmen und Manager müssen sich darauf einstellen und ihre Unternehmensstruktur daraufhin ausrichten – das „One fits All“-Modell funktioniert nicht mehr. Entlang einer durchdachten Employee Journey müssen Mitarbeiter individuell angesprochen und behandelt werden. Das beginnt bereits bei der Rekrutierung und geht über die Karrieremöglichkeiten bis hin zum Offboarding.
Beim Recruiting ist es wichtig, entsprechende Kanäle und Anspracheformen zielgruppengerecht, also passend zu den Individuen zu suchen. Die Job- und Karriereangebote müssen auf eine individualisierte Gesellschaft angepasst sein. Das bedeutet, dass sie sich unter anderem mehr an der individuellen Lebensführung des einzelnen Mitarbeiters orientiert. Der klassische 9-to-5-Job hat mehr und mehr ausgedient, an seine Stelle treten flexible Modelle: Vollzeit, Teilzeit, Jobsharing oder Remote Work.
Gegenseitiges Vertrauen wird daher vermehrt zur Basis der Zusammenarbeit. Die Angebote müssen mehr auf Work-Life-Balance angelegt werden, unter anderem hinsichtlich der Familiensituation in Form von betriebseigenen Kindergärten oder der Unterstützung bei der Organisation der Kinderbetreuung. Individualisierung bedeutet auch, dem Mitarbeiter verschiedene Firmen der Wertschätzung entgegenzubringen – nicht nur auf monetäre Art.
Unternehmen legen ihrerseits immer mehr Wert auf Individuen als Mitarbeiter, die ihre jeweiligen Talente und Vorlieben mit einfließen lassen und selbständig arbeiten. Dazu muss ihnen auch die Möglichkeit gegeben werden, sich anhand ihrer Vorstellungen innerhalb der Karriere weiterzuentwickeln und ihre eigenen Interessen umzusetzen.